Warum so viele Notfallsanitäter Bewerber?

3 Antworten

Einen Mangel gibt es mancherorts an fertig ausgebildeten Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern, nicht jedoch bei den Interessenten-/ den Bewerbern auf einen Ausbildungsplatz zum Notfallsanitäter. Hier bewerben sich im Durchschnitt bundesweit zehn Personen auf einen freien Ausbildungsplatz, sodass sich die Rettungsdienste hier durchaus die Besten unter den Bewerbern heraussuchen können. Häufig werden die Ausbildungsplätze an Abituierenten oder an Fachabiturienten mit einer Qualifikation als Rettungssanitäter, einer Fahrerlaubnis der Klasse C1 und mit ein- bis zwei Jahren Berufserfahrung im Rettungsdienst vergeben.

Man muss sich das so vorstellen, dass bis 2014 der Rettungsassistent mit einer insgesamt zweijährigen Berufsausbildung die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst war. Diese Ausbildung war so aufgebaut, dass sie aus einem einjährigen Fachlehrgang an einer staatlich anerkannten Schule und einer praktischen Ausbildung in geeigneten Krankenhäusern und einer einjährigen praktischen Ausbildung im Rettungsdienst an einer genehmigten Lehrrettungswache bestanden hatte. Es war also noch keine duale Berufsausbildung gewesen sondern erst der schulische und der klinische Ausbildungsanteil und anschließend dann die praktische Ausbildung im Rettungsdienst. Es war bei der Ausbildung zum Rettungsassistenten also so, dass wenn das erste Ausbildungsjahr abgeschlossen war, schon wieder der nächste Ausbildungsgang nachrücken konnte. Gleiches galt auch für die praktische Ausbildung an der Lehrrettungswache. War der eine Ausbildungsgang mit seinem Jahr fertig, konnte der nächste bereits kommen. Beim Notfallsanitäter, hat sich der Gesetzgeber hingegen dazu entschieden, es zu einer insgesamt dreijährigen, dualen Berufsausbildung zu machen, also abwechselnd Ausbildung an der staatlich anerkannten Schule, in geeigneten Krankenhäusern und an der Lehrrettungswache. Hierdurch, sind die Ausbildungsorte mit einem Ausbildungsgang jetzt nicht mehr lediglich ein Jahr lang belegt sondern ganze drei Jahre lang. Gleichzeitig, wurden beim Notfallsanitäter auch die gesetzlichen Anforderungen an die staatliche Anerkennung der Schulen heraufgesetzt, sodass es insgesamt weniger staatlich anerkannte Schulen für Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter gibt. Das Alles führt in seiner Gesamtheit dazu, dass weniger Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen und das führt wiederum mancherorts zu einem Mangel an fertigen Notfallsanitäter/innen. Bewerber auf die Ausbildung, gibt es jedoch mehr als genug. Bei den anderen, den niedrigeren rettungsdienstlichen Qualifikationen, besteht kein Mangel an fertig ausgebildetem Personal.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Hi,

Ich dachte immer es gäbe dort einen großen Mangel

Den Mangel gibt es auch, das ist durchaus richtig und auch kein Widerspruch zur Bewerbersituation - es ist aber ein Fachkräftemangel (und damit ein Mangel an fertig ausgebildeten Notfallsanitätern), kein Bewerbermangel.

Der Bedarf ist schlichtweg größer, als es die Ausbildungskapazitäten sind. Die Folge ist: man kann nicht so viele Bewerber ausbilden, wie man gerne möchte.

Das hat zur Folge, dass der Bedarf an ausgebildeten NFS schlichtweg durch die Ausbildung nicht gedeckt werden kann und trotz immensen Bewerberüberschuss ein Fachkräftemangel auch langfristig bestehen bleiben wird.

Dazu kommt: es "buhlen" nicht nur die Rettungsdienste um die Notfallsanitäter, sondern auch Berufsfeuerwehren, Kliniken und die Bundeswehr - und nicht wenige fertig ausgebildete gehen studieren; die Fluktuation ist im Vergleich zu anderen Branchen also auch noch relativ hoch.

oder ist dieser Mangel eher bei niedrigeren Ausbildungen?

Gerade dort ist der Mangel eher überschaubar und weniger stark ausgeprägt.

warum bewerben sich so viele Leute auf eine Notfallsanitäter Ausbildung?

Nun, man genießt - gemessen am Stand einer normalen, dreijährigen Berufsausbildung - ungewöhnlich große Kompetenzen, Selbstständigkeit und Entscheidungsfreiheit, man hat einen langfristig sicheren Arbeitsplatz, viel Abwechslung und ein Tätigkeitsfeld, dass eher "außergewöhnlich" ist.

Dazu kommt entsprechend ein Verdienst, von dem man durchaus leben kann - und eine Ausbildungsvergütung, die meist überdurchschnittlich ist.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Es gibt da trotz hohem Bedarf nicht genug Ausbildungsplätze. Wie bei den Ärzten auch.