Warum sind so viele Software-Entwickler unzufrieden?

10 Antworten

Hm, kann ich so nicht bestätigen. Ich arbeite seit 15 Jahren als professioneller Softwareentwickler/-engineer. Allerdings in einem recht kleinen Unternehmen mit sehr flacher Hierarchie und relativ vielen Freiheiten.

Ich kann mir allerdings schon vorstellen, dass in größeren Unternehmen die Einzelperson sich nicht so "kreativ austoben" kann, wie sie sich das mal vorgestellt hat. Was auch frustrieren kann, ist, wenn man an veraltete Systeme gebunden ist, obwohl neuere Technologien viele Probleme viel einfacher lösbar machen würden, aber die Chefetage oder der Kunde deren Einsatz nicht wünschen.

Und ja, man hat auch einen gewissen Druck. Deadlines sind quasi immer vor der Tür, Kunden rufen an und brauchen sofort einen Fix, weil eine Produktionsanlage steht, etc.

Aber prinzipiell ist es wie in jedem Job - es kann stressig sein, es kann langweilig sein und jeder hat so seine "Hassprojekte", die er am liebsten nie wieder anpacken würde.

SkinnyF  28.06.2021, 17:46

Was ist der Unterschied zwischen Sofwareentwickler und Softwareingenieurund Softwarearchitekt?

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ohwehohach  28.06.2021, 17:48
@SkinnyF

Das sind unterschiedliche Berufe mit unterschiedlichen Aufgabenfeldern.

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SkinnyF  28.06.2021, 18:18

Differenzier mal was die Unterschiede sind

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ohwehohach  29.06.2021, 07:56
@SkinnyF

Der Entwickler/Programmierer ist (wie der Name sagt) für die reine Entwicklung zuständig.

Der Software-Architekt ist für die Entwurfsphase der Software zuständig. Er plant und bestimmt das Zusammenspiel von Softwarebausteinen, Cloud-Systemen, Datenbanken, etc.

Der Softwarengineer (sagen wir's mal Englisch, denn für das Führen des Ingenieurstitels in der Berufsbezeichnung gelten in Deutschland einige Voraussetzungen) kennt alle Aspekte des Projekts: Anforderungen, Spezifikation, Design, Architektur, Design, Implementierung usw. und kann damit Verwaltungsaufgaben erledigen oder irgendwo im Gesamtprozess arbeiten, ihn verbessern usw. Er hat beispielsweise eventuell auch Kontakt mit Ansprechnpartnern beim Kunden - die Entwickler und Architekten normalerweise nicht.

Die Übergänge sind hier manchmal fließend. So kann vermutlich jeder der drei programmieren. Auch kann es durchaus vorkommen, dass eine Person in einem Projekt eher die Rolle des Architekten hat, in anderen aber eine der anderen Rollen.

Ich habe aktuell meist alle drei Rollen inne, weil ich in den mir zugewiesenen Neuprojekten vom Erstkontakt mit dem Kunden über die Planung bis hin zur Umsetzung alle Aufgaben erfülle.

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Hm ja ich muss sagen, dass es mir nach einigen Jahren im Büro auch zu dröge wurde und ich mich bei einem Kanadischen Unternehmen bewarb wo ich jetzt nach 4 Jahren noch bin. Allerdings gehen mir die ständigen Meetings so dermaßen auf den Geist, dass ich mich nach anderen Remote-Unternehmen umsehe, die auf eine Asynchrone Kommunikation und flexibles Arbeiten setzen. Ich glaube viele Unternehmen begreifen noch nicht, dass Work-Life-Balance kein Trend ist, sondern die Zukunft der Arbeit und die besteht nicht aus Gratis Obst und Getränke, sondern aus Freizeit und Ortsunabhängigkeit. Einige glauben wohl auch, dass das für sie nicht in Frage kommt, weil dann könnte man ja nicht wie gewohnt Meetings abhalten und genau hier ist der Denkfehler: Remote heißt nicht, wir bleiben jetzt einfach alle zuhause und die Firma finanziert euch den PC und dann geht alles so weiter wie bisher. Remote heißt: Du entscheidest selbst, wann und von wo aus du arbeitest. Das wird immer mehr Unternehmen gerade bewusst, nur dass die halt nicht in Deutschland ansässig sind. ich finde auch immer wieder lustig, wie die alten "Büro-Firmen" in Pitches aussehen. Letztens waren wir 3 Remote-Firmen und eine traditionelle Werbeagentur aus Duisburg, Auweia. Nicht nur, dass die Remote-Kollegen wesentlich günstiger anbieten konnten, insgesamt machten die einen entspannteren Eindruck. Also zurück zum Thema: Mein Eindruck ist, dass sich hier derzeit viel entwickelt und man muss schon irgendwie sagen, wenn das auch makaber klingt: Corona sei dank ;)

Die Unzufriedenheit kann mehrere Ursachen haben, meist ist aber ein suboptimaler Entwicklungsprozess die Ursache, also das Projektmanagement. Als Full-Stack-Entwickler in kleinen Unternehmen hat man das größtenteils selbst in der Hand. Trotzdem kann die Unzufriedenheit daher kommen, wie im Unternehmen und mit Kunden kommuniziert wird, wie Anforderungen erfasst werden, wie das Projekt geplant und die Aufwände geschätzt werden und welche Tools dabei verwendet werden. Wenn das ganze Projekt transparent ist, ist das schon ganz gut. Dazulernen ist gut, allerdings wenn man selbst was gelernt hat möchte man es auch in der Regel mit dem Team teilen. Wenn man da auf Mauern und verschlossene Türen trifft, kann das schon deprimieren und ein echtes Teamwork ist nicht möglich, aber auch das kann man als Herausforderung sehen oder das Unternehmen wechseln.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Weil Software Entwickler das gleich Problem haben wie Pflegekräfte.

Sie generieren nur indirekt Umsatz.

Sie kosten Gehalt und dieser wird über das Produkt refinanziert.

Wie die Beiträge der Bewohner im Pflegeheim.

(Ja das menschliche und soziale geht genau deshalb bei der Pflege völlig unter)

Der Arbeitsdruck und Anerkennung ist dem entsprechend.

Das Produkt muss schnell fertig um Geld zu verdienen.

Das Handwerk z.b. hat's da einfacher, hier wird meine tatsächliche Arbeitszeit direkt in Rechnung gestellt und ist gedeckt

ohwehohach  16.06.2021, 09:01

Kommt darauf an: In meiner Firma werden beispielsweise nur Projektarbeiten für Kunden durchgeführt und diese werden vorher kalkuliert und dann so berechnet. Es gibt nur einige wenige "Stangenprodukte", die sich über Lizenzen finanzieren.

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Kiboman  16.06.2021, 09:02
@ohwehohach

Ja, ihr habt wahrscheinlich dadurch auch weniger Stress.

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ohwehohach  16.06.2021, 09:02
@Kiboman

Das mag sein - entbindet aber nicht davon, in der Zeit fertig zu werden. Im von Dir geschilderten Fall liegt der Stress aber eigentlich eher im Marketing und dem Vertrieb, denn die müssen ja dafür sorgen, dass sich das Produkt entsprechend verkauft.

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Dultus, UserMod Light   16.06.2021, 10:45
@ohwehohach

Wir bieten ein "Stangenprodukt" an - die Release Phasen sind zwar durchaus stressig aber bei uns völlig aushaltbar.

Nur muss man aufpassen, dass man keinen Blocker zugewiesen bekommt, an einem Freitag Abend, wobei Montag der RC gesetzt wird. :o)

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Ich glaube nicht dass eine Mehrheit der Software-EntwicklerInnen unzufrieden ist aber es gibt natürlich Personen, bei denen es so ist.

Wenn man einen Job nur wg des Gehalts macht dann sage ich mal lapidar "selber Schuld".

Ansonsten ist es abhängig von der Firma, in der man ist. Wenn die Strukturen nicht passen dann wird man schnell unzufrieden. Aktuell sind sicher viele Personen überarbeitet weil es zu wenige SoftwareentwicklerInnen gibt und die bestehenden daher mehr leisten müssen.