Warum sind die Iraner so nett zu Frauen?

3 Antworten

Da der Islam in vielen verschiedenen Ländern mit jeweils unterschiedlichen Kulturen und geschichtlichen Hintergründen praktiziert wird, variieren auch die Interpretationen der islamischen Kleiderregeln sehr stark. Die Palette reicht von den Extremisten (Wahabiten, Taliban etc.) in Ländern wie Saudi Arabien oder Afghanistan über moderatere Kulturen wie den Iran, den Irak, Pakistan oder Indonesien bis zu sehr liberalen Auslegungen in Ländern wie dem Libanon, Tunesien, der Türkei, Aserbaidschan, Kasachstan, Usbekistan oder Indien. Im Iran müssen Frauen zwar keine Vollverschleierung tragen, aber die Regeln sind doch noch relativ konservativ und streng. Im Libanon ist es hingegen z.B. so, dass es keine offiziellen Kleidervorschriften gibt und Frauen selbständig entscheiden können, ob und wie stark sie sich verhüllen wollen. Atatürk gründete die Türkei ursprünglich nach französischem Modell (also streng laizistisch), weshalb das Kopftuch oder andere, religiöse Symbole bis vor einigen Jahren sogar komplett verboten waren, wenn man im öffentlichen Dienst arbeitete. Damit hatte die Türkei eine strengere Auslegung des Säkularismus als viele westeuropäischen Staaten (z.B. Deutschland). Seit Erdogan an der Macht ist, wurde diese Gesetze teilweise aufgehoben, aber die Grundstimmung ist immer noch sehr liberal. Die meisten Türkinnen lassen sich nicht vorschreiben, wie sie sich kleiden. Auch in Zentralasien und Indien legen die Muslime die islamischen Regeln teilweise recht anders aus als z.B. in Saudi Arabien.

Das ist eigentlich auch nicht erstaunlich. Als die Religion in Europa noch eine Rolle spielte, wurden auch hier die Regeln oft verschieden ausgelegt. Selbst innerhalb der selben Konfession kriegte man sich über Detailfragen in die Haare. Deshalb gibt es ja z.B. den Calvinismus, den Lutheranismus, die Church of England usw.. Und von den Puritanern in den USA wollen wir gar nicht erst reden. Die sind nochmals ganz wo anders abgebogen. Auch die waren Protestanten, trotzdem hatten sie mit den Protestanten in den Niederlanden recht wenig gemein. Die Puritaner waren z.B. der Meinung, tanzen und Musik müssten verboten sein. Das sah man in Europa etwas anders.

Die Idee, dass Freundlichkeit oder Respekt an Kleidervorschriften gemessen wird, ist schon der erste Denkfehler. Respekt entsteht nicht durch Verschleierung, sondern durch persönliche Haltung. Wenn iranische Männer nett zu Frauen sind, dann nicht, obwohl sie keinen Ganzkörperschleier tragen, sondern weil sie in diesen Frauen Menschen sehen. Punkt. Wer meint, Haare seien ein Problem, hat nicht Respekt im Sinn, sondern Kontrolle. Und Kontrolle über den freien Willen ist genau das, wogegen man sich stellt.

Sind sie nicht, dort werden Frauen in der Öffentlichkeit geschlagen weil sie sich anziehen wie sie wollen.

Hör als auf hier falsche Wahrheiten zu verbreiten.