Warum passiert das so häufig? Das machen auch Therapeuten. Warum antworten die Gesprächspartner so?
Jede x-beliebige Situation ist entweder:
Patient: Ich bin schuld*, weil....
Therapeut: Nein, Person X ist schuld*, weil....
oder
Patient: X ist schuld*, weil....
Therapeut: Nein, X hatte eine schlechte Kindheit, einen schlechten Tag, irgendwas ist ihm passiert....
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Ich verstehe schon, dass der Therapeut dem Patienten im zweiten Beispiel Empathie und sich in andere hineinversetzen beibringen möchte.
Und das Umfeld macht das vielleicht in dem missglückten Versuch die Emotionen des anderen abzuschwächen.
Aber das ist vor allem schlimm, wenn man negative Sachen erlebt hat und man die Täter NICHT SELBST in Schutz nimmt, dann nimmt der andere sie impulsartig in Schutz.
Und was lernt man daraus?
Wenn man von anderen emotional unterstützt werden möchte, gibt man sich einfach selbst die Schuld!
Der Clou ist, wenn Therapeuten genau dieses Verhalten weghaben wollen und als dysfunktional bezeichnen.
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Das Ziel ist, sich die Anteile beider Seiten anzuschauen.
Patient: Ich bin schuld, weil.., aber X ist auch schuld, weil....
Therapeut: ?
Nur was würde der Gesprächspartner dann noch antworten können? Er wäre überflüssig.
Dann wären jegliche Gespräche über negative Erlebnisse überflüssig, jeder würde nur noch privat in seinem eigenen Kopf leben.
Was würde er antworten, außer okay oder mir ist etwas Ähnliches auch schon passiert: ....?
Und als Therapeut vielleicht das Klassische, wie geht es Ihnen damit?
Oder wenn er besonders nett ist: Das ist verständlich und jeder würde sich so fühlen.
Validierung bekommt man also nur zu hören, indem man jedes Mal beide Situationen durchkaut und gleichzeitig ausspricht, was man selbst UND die andere Person fühlt? Und wehe man lässt sich dabei unterbrechen oder vergisst etwas, was der Therapeut aus beiden Perspektiven noch hinzufügen könnte oder man hört sich dabei irrational an, dann wird man nicht validiert?
Am besten man spricht nur noch von verständlichen, nachvollziehbaren Problemen wie eine Trennung vom Freund. Aber da hat man auch Trauerzeitlimit von maximal einem Jahr, ehe die ersten sagen: Komm drüber weg.
Ich weiß nicht, welche von meinen Fragen, ich mir schon selbst beantwortet habe.
Gibt es Lösungen dazu? Warum habt ihr das Problem nicht? Werdet ihr von anderen unterstützt, ohne euch selbst die Schuld zu geben - wenn ja wie redet ihr?
*Wer den Begriff Schuld nicht mag: Verantwortung
4 Antworten
Du kannst nicht alle Therapien mit einander vergleichen. Bei den Meisten steht die Schuldfrage gar nicht im Raum sondern man versucht den Patienten dazu zu animieren, dass er sein Augenmerk nach vorn richtet
Was ich als Therapeut mache weiß ich schon selbst ;-)
Ich bin noch keinem Therapeuten begegnet, der Schuldurteile so großflächig ausgesprochen hat.
Ich saß mal bei einer tollen, die mir Folgendes gesagt hat: 'Das ist etwa vergleichbar damit, wenn man sich unter einer Brücke in einem Fluss befindet: Ggf. wurde man reingestoßen, ggf. ist man reingefallen... doch in dem Moment sollte man sich darauf konzentrieren aus dem Wasser rauszukommen, denn Schulszuweisungen machen es weder für einen selbst besser noch für den anderen schlechter und voran bringen sie einen eigentlich auch nicht'.
In diesem Sinne... kein Therapeut, der mir bekannt wäre, würde das so formulieren, denn ein Schuldspruch ist was radikales. Wenn man das klassische 'auditur et altera pars' herbeiführen möchte, also dass sich der Klient auch die andere Seite 'anhört' bzw. anschaut, dann geht man da anders ran als zu sagen 'die Person ist Schuld' oder 'die Person ist unschuldig, weil sie eine schwere Kindheit hatte'.
Überhaupt würde kein Therapeut solche Mutmaßungen anstellen ('hatte eine schlechte Kindheit') oder allgemein etwas vorkauen, was eigentlich der Patient selbst herausarbeiten sollte. Das ist schlicht und einfach kontraproduktiv und nimmt dem Klienten die Arbeit ab, die er selbst tun sollte, um eben an diese gedankliche Herangehensweise geführt zu werden.
Validierung bekommt man also nur zu hören, indem man jedes Mal beide Situationen durchkaut und gleichzeitig ausspricht, was man selbst UND die andere Person fühlt? Und wehe man lässt sich dabei unterbrechen oder vergisst etwas, was der Therapeut aus beiden Perspektiven noch hinzufügen könnte oder man hört sich dabei irrational an, dann wird man nicht validiert?
Nein. Aber wir hatten schon die EWIG lange Diskussion zur Validierenden Konversation, die ich hier nicht nochmal aufgreifen möchte. Wenn man derart aneinander vorbeireden wie du an mir, weil du einfach nicht begreifen MÖCHTEST, was validierend in so einem Kontext bedeutet, dann mache ich nicht NOCHMAL so ein Fass auf, zumal ich heute auch keine Zeit dazu habe.
Gibt es Lösungen dazu? Warum habt ihr das Problem nicht? Werdet ihr von anderen unterstützt, ohne euch selbst die Schuld zu geben - wenn ja wie redet ihr?
Ja, durchaus. Wobei es halt eben auch in den meisten Situationen der Fall ist, dass nicht man selbst das Unschuldslämmchen war und der böse andere sich an einem vergangen hat. Das trifft in Einzelfällen natürlich zu und da habe ich auch noch nie was anderes gehört, doch in den allermeisten Fällen ist es in meinen Augen wichtig tatsächlich auch mal sich selbst oder, wenn man zu exzessiver Selbstkritik neigt, den anderen in Augenschein zu nehmen und zu schauen was BEIDE Parteien dazu beigetragen haben, dass die Situation nicht ideal verlaufen ist.
Ich persönlich sehe es auch kritisch, dass du hier so auf dem Therapeuten rumhackst, wenn er einzelne Aspekte einwirft, die eventuell noch relevant sein könnten. Sie müssen es ja nicht sein, doch er trägt was dazu bei, gibt Denkanstöße und die kannst du dann für deine Überlegung annehmen oder auch ablehnen.
Eine Therapie ist nicht 'einer spricht und der andere hört zu und dann spricht wieder der andere', sie ist, zumindest in Teilen, oft auch Teamarbeit.
Überhaupt würde kein Therapeut solche Mutmaßungen anstellen ('hatte eine schlechte Kindheit')
Doch, das wird Mentalisierung genannt.
Ich weiß, was Validierung ist. Warum behauptest du, dass ich es nicht wüsste? Ich habe im Text gemutmaßt, wie man es erreicht von anderen validiert zu werden!
Ich persönlich sehe es auch kritisch
Wie gut, dass mich deine invalidierende Meinung dazu nicht interessiert.
Es wäre kein Problem, dass er das macht, aber er macht es bei jedem Problem, was ich ihm anvertraue. Ich habe JEDES Recht mich davon verletzt zu fühlen und auch hier nach Hilfe zu fragen! DU kannst mir nicht den Mund verbieten. Du weißt gar nichts, von meinen Erfahrungen. Es wird nicht jeder so gut von seinen Mitmenschen behandelt wie du.
Wie kommst Du darauf, dass Therapeuten Schuldurteile aussprechen? Bei einer Therapie geht es nicht um die Verteilung von Schuldvorwürfen, dazu bräuchte man keinen Therapeuten, das kann der Klient sehr gut selbst.
Dann eben um Verantwortungsanteile und sich in den anderen hineinversetzen.
Das, was ich schon schrieb.
Ich meine, es hängt von der Art der Tat ab, welches Alter du hattest usw. Man kann es nicht so verallgemeinernd sagen.
Und das - also Verarbeitung - erreicht man laut Therapeut, indem man sich beide Anteile anschaut, damit es nicht wieder passiert und es dann beiseite packt. Oder dann verzeiht.