Warum müssen Artikel und Substantiv immer im gleichen Kasus stehen?
4 Antworten
Hi Pupie1701,
Artikel und Substantive sind Wortarten, die zusammen einen "Satzteil" ergeben. Der Kasus bezieht sich nicht auf ein einzelnes Wort, sondern auf den gesamten Satzteil. Daher passen sich sowohl Substantiv als auch Artikel entsprechend an.
In allen indogermanischen Sprachen (Deutsch, Englisch, Russisch, Persisch, Französisch, Irisch, Bengalisch, …) müssen Nomina, wenn sie zusammengehören, in allen drei Dimensionen Kasus, Numerus und Genus übereingestimmt werden. In manchen Sprachen (z.B. Englisch) sind die Endungen so weit abgebaut, daß davon nur noch wenig zu sehen ist, aber frühere Sprachstufen hatten noch diese Eigenschaft.
Im Prinzip ist das nicht notwendig, der gleiche Effekt kann auch durch andere Mittel erzielt werden, z.B. Wortstellung. Chinesisch oder Türkisch oder Indonesisch sind nicht-indogermanische Sprachen und kennen keine solche Übereinstimmung.
Übereinstimmung ist nützlich, wenn sich zwischen den zusammengehörenden Worten irgendwelche Einschübe tummeln z.B. Die aus der gemeinsamen Geschichte entstandenen Gemeinsamkeiten … Im Englischen könnte man das nicht so sagen, weil das the zu wenig Information bietet, um die Konstruktion zu verstehen.
Da auch das Deutsche unter dem Wegfall signifikanter Endungen leidet, hat der Artikel ganz besonders die Funktion, Fall und eventuell auch Zahl des Substantivs klarzustellen. Den Chef hat der Angestellte seit Jahren nicht mehr gesehen ist ein perfekt verständlicher Satz, weil der Artikel sagt, wer von den beiden Subjekt und wer Objekt ist; die Übereinstimmung zwischen Artikel und Substantiv erzeugt Verständlichkeit. Bei weiblichen Substantiven oder im Plural geht das nicht, und daher wird der Satz sofort unverständlich: Die Chefin hat die Angestellte seit Jahren nicht mehr gesehen geht gar nicht.
Die Übereinstimmung macht die Sprache also klarer, auch wenn sie wegen der ständigen Erosion aller Endungen im Deutschen (letztes Opfer: das Dativ-e †) diese Anforderung nicht mehr in allen Fällen, Geschlechtern und Zahlen erfüllen kann.
Dann wird ja bald nur noch der Genetiv übrigbleiben, Bastian Sick zum Trotze.
Es ist noch schlimmer, Der Akkusativ beginnt, die Alleinherrschaft anzutreten, ohne dass die Leute ihn überhaupt erkennen:
Da ist nen Hund!
Das wird auch hier bisweilen so geschrieben.
Nominakkusativ?
Hei, Pupie1701, der Artikel kennzeichnet den Fall des dazugehörigen Substantivs.Ob der stünde "der Mann" dem "dem Mann" wäre nicht unterscheidbar ohne den Kasus des Artikels. Beispiel: "Der Mann grüßt der Mann" heißt erst etwas, wenn wir den Artikel anpassen. Oder noch arger im Femininum. Beispiel: "Die Tochter liebt die Kette die Frau", woll? Grüße!
Wegen der KNG-Kongruenz
Das ist halt eine Grammatikregel. Kasus, Numerus und Genus müssen zusammenpassen, damit man alle Wörter zuordnen kann
Ja, die nächste Erosion läuft gerade: viele Leute schreiben schon "ich hab ein Hund" statt "ich habe einen Hund" - dem Akkusativ geht es auch bald an den Kragen.