Warum liegt der Äquivalenzpunkt von Säure-Basen-Reaktionen manchmal nicht nicht am Neutralpunkt?

2 Antworten

Von Experte Picus48 bestätigt

Am Äquivalenzpunkt liegt einfach eine Lösung des Salzes vor; also hat die Lösung am Äqui­va­lenz­­punkt denselben pH, wie wenn Du das Salz aus der Merck-Dose in Wasser löffelst.

Salze bestehe aus Kationen und Anionen, und beide können potentiell Säuren oder Basen sein. Deshalb muß man sich einfach für alle Ionen des Salzes überlegen: Was macht das mit dem Wasser?

  • Die Anionen starker Säuren wie Chlorid oder Nitrat machen nichts mit dem pH.
  • Die Anionen schwacher Säuren wie Acetat, Cyanid, Phosphat oder Carbonat re­agie­ren mehr oder minder ausgeprägt basisch, abhängig von Konzentration und Säurekonstante. Sulfat ist dagegen so wenig basisch, daß man es kaum merkt.
  • Ampholytische Anionen können entweder sauer oder basisch reagieren, das hängt von den beiden Säurekonstanten der zugrundeliegenden Säure ab. Bei diesen Bie­s­tern hängt der pH im allgemeinen nicht stark von der Verdünnung ab, deshalb kann man grob zu jedem Salz einen pH-Wert angeben, den es über einen weiten Konzentrationsbereich zeigt. HCO₃¯ hat pH≈8.3, H₂PO₄¯ hat pH≈4.7 und HPO₄²¯ hat dann pH≈9.8.
  • Ein paar Anionen sind auch aggressiv sauer, z.B. HSO₄¯

Bei den Kationen mußt Du im Prinzip ebenso vorgehen, aber in den meisten Fällen ist das Kation eh ein Alkali- oder Erdalkalimetall, das auf den pH nicht einwirkt. Die wich­tigste Ausnahme dazu in NH₄⁺, das ist eine ziemlich schwache Säure.

Der Äquivalenzpunkt ist erreicht, wenn n(Säure) = n(Base) ist. Das ist dann der Fall, wenn die gesamte Stoffmenge an Säure HA zu A⁻ umgesetzt ist. Nun ist aber bei schwachen Säuren das zugehörige Säurerest-Ion eine schwache Base. Am Beispiel der Essigsäure mit einem pKs-Wert von 4,75 hat das Acetation den pKb-Wert 14 - 4,75 = 9,25.

Gemäß der Formel

pOH = 1/2(pKb - lg[c(B)] erhält man in diesem Fall für eine 0,1 M Lösung:

pOH = 1/2(9,25 -lg(0,1)) = 5,1 ==> pH = 14 - pOH = 8,9

Man sieht also, dass der ÄP leicht im basischen Bereich liegt und damit nicht gleich dem Neutralpunkt ist. Allgemein gilt: Die Lösungen der Salze aus starken Säuren und Basen sind neutral, die aus starken Säuren und schwachen Basen sind sauer und die aus schwachen Säuren und starken Basen alkalisch.