Warum kauft Deutschland keine Waffen von Amerika, Frankreich und Großbritannien?

8 Antworten

Tut Deutschland doch. Es baut sogar Waffen zusammen mit den erwähnten Ländern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mitglied der schweigenden Mehrheit.

Europa und Deutschland können teils selber hervorragende Waffen bauen. Bei Panzern und konventionellen Ubooten sind sie sogar weltweit führend.

Die Bundeswehr kauft aber sehr viele elektronische Komponenten und auch Lenkwaffen in den USA z.B. für die Schiffe der Marine.

Capri882  10.08.2021, 12:21

Das stimmt zwar, aber auf vielen Bereichen (z. B. der Luftwaffe) sind wir mangelhaft ausgerüstet und es sollte zu denken geben, daß wir als einzige der großen westlichen Nationen leider über keine eigenen Kernwaffen verfügen.

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Bei kleineren Waffen, Projekten und Munition ist das durchaus üblich.

Bei Großprojekten (Kampffahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge) wird das aus im Wesentlichen aus 4 Gründen vermieden:

  • Die Steuergelder bleiben im eigenen Land und stützen die heimische Industrie/Arbeitsplätze
  • Das Know How bleibt erhalten.
  • Von der Entwicklung profitieren oft auch zivile Produkte.
  • Wer nur einkauft, kommt zwar oft billiger weg, macht sich aber dafür abhängig.

Bei Großrojekten sind aber mittlerweile Europäische Kooperationen zwischen mehreren Ländern völlig üblich. So werden die Entwicklungskosten aufgeteilt und die Stückkosten günstiger.

Die Bundeswehr ist nicht SCHLECHT, sondern unzureichend ausgerüstet. Das ist eine reine Geldfrage (Stückzahlen, Ersatzteile, Lieferverträge...)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Capri882  10.08.2021, 12:24

Warum aber konnte Deutschland (82 Millionen Einwohner) ein Flugzeug wie den Eurofighter nur mit Großbritannien (64 Mio), Italien (65) und Spanien (44) zusammen entwickeln, während das winzige Schweden (9 Millionen Einwohner) mit der JAS-39 Gripen ganz alleine ein vergleichbares Kampfflugzeug zu entwickeln vermochte?

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pendejo  10.08.2021, 12:48
@Capri882

Eine gute Frage, auf die es mehrere mögliche Antworten bzw. Kombinationen gibt (von verfügbaren Mitteln bis hin zu effizienterer Entwicklung), in denen ich mich aber zu wenig detailliert auskenne. Weißt Du die Gründe?

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Capri882  10.08.2021, 13:20
@pendejo

Ich gehe davon aus, daß hier politische Gründe ausschlaggebend sind. Nach den Erfahrungen aus der ersten Hälfte des 20. Jh. will man ja um jeden Preis "nationale Alleingänge" verhindern und insbesondere deutsche Eigenständigkeiten auf politischem, wirtschaftlichem und rüstungstechnischen Gebiet verhindern.

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pendejo  10.08.2021, 18:19
@Capri882

Gut möglich. In sicherheitspolitischen Kreisen kursiert ja der sarkastische (?) Spruch: "Die NATO ist ein Verein mit dem Zweck, die USA oben, Deutschland unten, und Russland draussen zu halten" 😏

Doch möglicherweise sind es ja tatsächlich Kosten- und Austauschbarkeitserwågungen, die D. bei Luftwaffenprojekten zu Kooperationen bewegen. Es ist zwar erstaunlich, daß Schweden mit vergleichsweise niedrigem Etat eigene Kampfflugzeuge entwickelt, wobei es bei der Bewaffnung, z. B. IRIS-T, Meteor dann doch wieder Kooperationen eingeht.

Und in Anbetracht der Schrumpf-Bundeswehr von heute sind "nationale Alleingänge" m. E. schon aus operationellen Gründen illusorisch.

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Capri882  10.08.2021, 20:51
@pendejo

Ja, den Ausspruch von Lionel Ismay bezüglich der NATO kenne ich und in anderem Zusammenhang habe ich den heute auch schon bei einem Beitrag selbst verwendet. :D

Nun ja, daß die Bundeswehr so vernachlässigt wird, ist aber auch nur die Folge politischer Entscheidungen, die nicht sein müßten. Deutschland könnte theoretisch auch 3000 Panzer haben, eine leistungsfähige Luftwaffe, eigene Atom-U-Boote, Kernwaffen und so weiter. Doch eine solche starke Aufrüstung unseres Landes ist in der NATO gar nicht erwünscht. Man misstraut uns in diesen Kreisen, da es nunmal seit jeher zu den Denkgewohnheiten des Westens zählt, die eigenen militaristisch-imperialistischen Ambitionen auf uns Deutsche zu projizieren. -

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pendejo  11.08.2021, 12:46
@Capri882

Natürlich ist der Zustand der Bundeswehr Folge politischer Entscheidungen. Die Frage ist, wessen Entscheidungen und aufgrund welcher Motivation.

Ich sehe es auch so, daß sich Deutschland ohne große finanzielle Kopfstände eine Bundeswehr in der Stärke, wie Du es ansprichst, leisten könnte. Kurz nach der Wiedervereinigung waren wir ja, die Kapazitäten der NVA mitgerechnet, in dieser Kategorie, wenn nicht in Teilbereichen drüber.

Zur damaligen Zeit waren die Bedenken und Befürchtungen unserer NATO-Partner und Nachbarn m. E. ja auch durchaus verständlich. Nicht jeder war über ein wiedervereinigtes Deutschland begeistert, sah man sich doch nun zwar einem erst mal desolaten, aber langfristig äußerst potenten Staat gegenüber, wo man nicht sicher sein konnte, wohin er sich, bei bröckelndem Warschauer Pakt, entwickeln würde. "Oh Gott, sie sind wieder da!" :-)

Mittlerweile habe ich aber eher den Eindruck, daß man sich auch innerhalb der NATO mehr Quantität und Fähigkeiten der Bw wünschen würde, wahrscheinlich besonders für "Out of Area"-Einsätze aller Art, aber auch als Beitrag für eine glaubhafte europäische Abschreckung. Trump hat das ja sehr deutlich formuliert. Wir sind ein wirtschaftlicher Terminator, bewaffnet mit einem Vorderladergewehr.

Mir scheint es eher ein innenpolitisches Problem zu sein, mehr Stärke und Haushaltsmittel zu rechtfertigen. Das Volk/der Wähler ist doch bei derzeitiger Stärke schon gespalten. Die eine Hälfte sieht die Bundeswehr kaputtgespart, die andere fragt: Wer bedroht uns denn ernsthaft, und ist das viele schöne Geld in anderen Haushaltstiteln nicht besser angelegt (Bildung, Soziales, Entwicklungshilfe, Umwelt...)?
Und die Politik tut das, was sie glaubt, das beim Wähler gut ankommt. Rationalität steht da an zweiter Stelle. Siehe Energiewende, "Klima"politik....

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Waffenaufträge werden ausgeschrieben und auch internationale Unternehmen werden berücksichtigt. Zudem laufen viele Gemeinschaftsprojekte vom Airbus A400m, über Tigerhelikopter bis zum Eurofighter.

Welche Waffen sollten wir denn kaufen die wir brauchen könnten? Flugzeugträger vielleicht?

Was in Mitteleuropa für einen Verteidigungskrieg gebraucht wird, haben wir im Land.

Das Problem ist nicht, das wir das Wissen dazu in Deutschland nicht hätten, das Problem ist, das unsere Bundeswehr von seiten der Regierung vernachlässigt wird.

Capri882  10.08.2021, 12:26

Wir verfügen leider über keinerlei Kernwaffen! In diesem würdelosen Zustand werden wir als große Industrie- und Wissenschaftsnation immer abhängig bleiben von den Westmächten, die solche besitzen!

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HolgieXX  10.08.2021, 13:51
@Capri882

Keine Kernwaffen zu haben ist ein würdeloser Zustand? Schonmal drüber nachgedacht, dass einer der Gründe, warum wir uns das Leben wie wir es führen leisten können, die Tatsache ist, dass wir nicht nutzlos Geld für Waffensysteme verballern die wir gar nicht brauchen weil sie jemand anderes hat der sie ggf. für uns einsetzt?

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Capri882  10.08.2021, 13:58
@HolgieXX

Ohne eigene Kernwaffen ist keine eigenständige Politik möglich und wir müssen uns immer mit den Mächten gut stellen, die welche haben. Und wenn dies mit England und den USA gerade die Mächte sind, die im Weltkrieg brutal gegen uns gekämpft haben. "Für uns" wird sicher niemand im Westen einen Atomkrieg führen, das ist eine bis zur Absurdität naive Denkweise. Eher schon war und ist man in Washington und Moskau bereit, den deutschen Boden zum Schlachtfeld für ein thermonuklearen Schlagabtausch zu machen ...

Wenn Kernwaffen wirklich so "unbezahlbar" wären, warum konnten sich denn die Chinesen bereits seit den 1960ern, zu den finstersten Zeiten Maos, welche leisten? Schauen Sie sich doch bitte das folgende kurze Video aus dem damaligen Rotchina an:

https://www.youtube.com/watch?v=SNCrI5wYscs

Sie sehen, wie begeistert die Chinesen waren, nun endlich auch eine Atommacht und damit außenpolitisch frei zu sein. Frei von westlichen Atommächten und seit damals auf dem Weg, selbst ein "global player" zu werden.

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HolgieXX  10.08.2021, 14:00
@Capri882

Nun "Für uns" wird sicherlich niemand einen Atomkrieg führen, wenn uns die Schweiz angreift. Aber für den Absatzmarkt einer großen Industrienation doch eher.

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Capri882  10.08.2021, 14:14
@HolgieXX

Es entstehen doch überall Absatzmärkte in ganz anderen Dimensionen wie der, den wir in Restdeutschland noch haben. Da wir aber keine Kernwaffen haben, können wir nirgends in der Welt authentischen eigenen Interessen Ausdruck verleihen sondern fungieren nur als eine Art informeller 51. US-Bundesstaat.

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HolgieXX  10.08.2021, 17:31
@Capri882

Ich vermute Du hast eine falsche / simplifizierte Denkweise darüber wie ein Land seine Interessen vertritt. Uns helfen Nuklearwaffen nicht weiter. Denn wenn man damit droht wird man irgendwann an den Punkt kommen dass man sie entweder

a) einsetzen muss

b) jemand anderes einen Präventivschlag gegen uns führt damit wir sie nicht einsetzen können.

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Capri882  10.08.2021, 20:53
@HolgieXX

Wenn dem so wäre, dann hätten wir ja längst den thermonuklearen Weltkrieg hinter uns und wären gar nicht auf der Welt angesichts der imperialistischen Ambitionen und ständigen Kriege beider Blockmächte nach 1945.

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