Warum ist Kritik heutzutage sowas schlimmes?

8 Antworten

Nicht die kritische Meinung bestimmt den kategorischen Imperativ, sondern die Sprache, denn die »Sprache definiert und verdammt den Feind nicht nur, sie erzeugt ihn auch; und dieses Erzeugnis stellt nicht den Feind dar, wie er wirklich ist, sondern vielmehr, wie er sein muss, um seine Funktion ...zu erfüllen.« (Herbert Marcuse)

Seltsam. Ich würde mich durchaus als einen kritischen Menschen betrachten, wurde aber noch nie als Nazi betitelt.

Wie kommt das?


Velbert2  11.01.2023, 17:44

Wahrscheinlich, weil Du konstruktiv kritisiert hast und nicht einfach Beleidigungen aneinandergereiht und das dann als Kritik verkauft hast.

0

Bis zu einer gewissen Stufe schliesse ich mich der Mehrheit der anderen Antworten hier an und bin ebenfalls der Meinung, dass der Ton halt eben auch die Musik macht.

Nun bin ich aber auch der Meinung, dass es heute bei gewissen Themen eben gar nicht mehr auf den Ton ankommt, sondern auf das Thema selbst. Nehmen wir beispielsweise dasjenige der Integration (da ich denke, darauf spielst du an, wenn du als Beispiel-Reaktion als Nazi betitelt werden könntest): Ein unangenehmes Thema. Integration scheint aktuell und auch früher bereits irgendwie schwief zu laufen. Wie auch immer: So, wie man es sich vorstellt, läuft es jedenfalls nicht. Geht es um die Frage, WIESO das so ist und man möchte dieser Frage bestenfalls von allen Seiten hereine Perspektive bieten (sehen wir's mal als verschiedene Thesen an, die man auch gerne wieder verwerfen darf, wenn sie nichts bringen - wichtig ist, dass man halt eben alle Perspektiven versucht mit einzubringen, damit man diese bei genauer Betrachtung als falsch, wahr oder möglich in eine nächste Runde bringen könnte), dann wird heute bereits die Nazikeule geschwungen, wenn man sich bei der Integratinsfrage die erweiterte Frage stellt, ob unter allen Migranten nicht gerade die Mentalität von Menschen mit der Herkunft patriachalstaatlicher Länder und damit mehrheitlich muslimisch geprägten Nationen eine grössere Problematik darstellen als andere.

Stellt man diese These auf, werden bereits die ersten im Dreieck springen, obwohl man och nicht mal drüber gesprochen hat. Hetze, politisch inkorrekt, islamophob, was auch immer - und damit dürfen selbst bei anständigem tonfall gewisse Bereiche nicht mehr angesprochen werden, weil man schon alleine durch das Ansprechen den Stempel genannter Eigenschaften auf die Stirn gedrückt bekommt. Zu unangenehm wäre es, wenn man feststellt, dass was dran sein könnte und dass das wiederum bedeuten würde, dass ein Teil der zuständigen Regierungsmitarbeiter diese Tatsache vor dem Volk vertreten müsste. Selbst den Hut des Hetzers möchte man sich ja schliesslich nicht aufsetzen müssen - weiss aber, dass, man ihn bekommt, ob man will oder nicht.

Insofern geniesst deine Aussage bei mir zumindest eine Teilberechtigung: Kritik wird heute situativ als "schlimm" angesehen - unabhängig von Ton und Thema.

Der Ton macht die Musik, ansonsten hallt es zurück wie rein undso

Die sogenannte Nazi-Keule wird nicht bei jeglicher Kritik benutzt, es kommt ganz auf dein Umfeld oder dich selber an. Eine Seite ist zumindest (scheinbar) ziemlich ignorant.