Warum ist es als Erwachsener so schwer neue Freundschaften zu knüpfen?

16 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Frage habe ich mir tatsächlich auch schon oft gestellt. So ganz genau kann ich es auch nicht beantworten. Aber ich habe eine Vermutung.

Es fällt ja nicht nur schwerer neue Freundschaften zu knüpfen, es ist ja sogar so, dass sich viele alte Freundschaften irgendwie auflösen. In meiner Beobachtung war das oft dann der Fall, wenn man feste Partnerschaften hatte. Umso dauerhafter eine Partnerschaft angelegt ist, umso wichtiger wird der Partner / die Partnerin im Vergleich zu alten Freunde. Sie werden zu zentralen Orientierungspersonen im Leben. Und das hält letztlich auch davon ab, neue Freundschaften zu knüpfen. Wie sehr (und wie wenig sonstige Freunde man noch hat) merkt man meist erst, wenn Beziehungen zerbrechen.

Wenn dann noch Kinder hinzu kommen, dann ist diese Gruppe von Menschen ja nicht nur formal eine Familie, sondern es ist auch die Bezugsgruppe, um die man seinen Alltag organisiert. Und wenn man dann doch mal mit einem alten Kumpel abends in die Kneipe geht, dann ist das zwar schön, aber irgendwie doch eher eine Ausnahme. Freundschaften müssen eben auch gepflegt werden. Und von der Rolle der Familie sind auch die betroffen, die selbst Single sind, da sich ja trotzdem andere auf ihre Familien zurück ziehen.

Freundschaften unter Jugendlichen entstehen ja oft auch unter Menschen mit gleichen Interessen und Lebenslagen. Man geht gemeinsam in die Schule, entdeckt gemeinsam die Welt, hat gemeinsame Interessen.

Erwachsene Menschen haben solche gemeinsamen Interessen oft nicht. Manchmal sind es Arbeitskollegen, aber viele Trennen Job und Freizeit konsequent. Wenn, dann sind es oft gemeinsame Hobbys oder das man gemeinsam in Vereinen Freizeit verbringt. Aber selbst dann sind es selten wirklich richtige Freunde die man auch nachts um vier anrufen kann wenn man Hilfe braucht.

Das frage ich mich auch. Spontan fallen mir dazu folgende Punkte ein:

  • zu viele Vorurteile (mehr als man noch als Kind oder Jugendlicher hatte)
  • Schutzmechanismen (die man sich im Laufe der Jahre entwickelt hat)
  • Zynismus (sodass man sich von Menschen und Dingen weniger „begeistern“ lässt als früher)

Und da gibt es sicher noch mehr Punkte.


WeisseFrau 
Beitragsersteller
 05.07.2023, 13:44

Vor allem brauchen Freundschaften Zeit und während man zu Schulzeiten Jahre zusammen in der Schule war, hat man diese Gelegenheit später nicht mehr.

IA3007  05.07.2023, 17:34
@WeisseFrau

Ja, so ist es. Wenn die Freundschaften sich in der Schule nicht formiert haben, bekommt man eventuell noch im Studium die letzte Chance. Im Berufsleben ist das schon zu spät.

Hallo WeisseFrau,

je älter man wird desto anspruchsvoller wird man. Ein Beispiel: Als Jugendliche ist man in der selben Klasse und findet gemeinsam meistens die selben Interessen. Aber als Erwachsene ist man meistens schon vorprogrammiert und hat seine Interessen schon gefunden. Man darf nicht sehr anspruchsvoll sein. Denn nicht alles ist Perfekt. Alles gute


ZiegemitBock  05.07.2023, 10:30

Ist es nicht auch spannend, Leute kennenzulernen, die andere Interessen haben? So etwas erweitert doch den Horizont?

Crunchy5589  05.07.2023, 10:31
@ZiegemitBock

Finde ich genauso ZiegemitBock. Aber viele Menschen sind nicht offen deshalb bezog sich meine Antwort auf eher geschlossene Menschen :)

ZiegemitBock  05.07.2023, 10:40
@Crunchy5589

Achso, ja, da hast Du recht. Ich lerne immer wieder neue Menschen kennen und da ergeben sich auch Freundschaften, manchmal sogar über Kontinente hinweg. Gerade in den letzten Wochen/Monaten erst eine supernette Familie aus Colorado kennengelernt, die leider jetzt abreisen muss, weil sie nicht länger in Europa, also im Schengenraum, bleiben dürfen, sie hätten die Visaverlängerung zeitiger beantragen müssen, wussten dies aber nicht... Wir werden Kontakt halten! Dass ich in die USA komme, ist - ich kenne mich - eher unwahrscheinlich, aber vielleicht kommen meine neuen Freunde mal wieder nach Europa!

Crunchy5589  05.07.2023, 10:46
@ZiegemitBock

Das ist natürlich traurig das sie abreisen mussten aber auch positiv das du jetzt in einem anderen Kontinent Freunde hast. Ist eine sehr gute Sache. Bin auch ein sehr offener Mensch auch durch meinen Job. Sozusagen eine Berufskrankheit :). Egal wohin ich reise knüpfe ich Freundschaften

ZiegemitBock  05.07.2023, 10:48
@Crunchy5589

Yup, geht mir auch so. Ich quatsche auch schnell einfach so mit Leuten, macht mir einfach Freude. Manchmal sind allerdings auch unangenehm schräge Vögel darunter, da ziehe ich mich dann rasch zurück.

Die meisten konzentrieren sich mehr auf Arbeit und eigene Familie. Außerdem haben sich die Zeiten leider geändert: durch Handy und weil Menschen heutzutage immer wieder auf das Handy schauen, selbst wenn man mit Freunden zusammen ist, zeigt dem Gegenüber, dass man nicht an Freundschaft wirklich näher interessiert ist. Die Fokussierung auf dem anderen Menschen fehlt immer mehr. Nicht nur KInder und Jugendliche sind heutzutage immer mehr abgelenkt, sondern auch Erwachsene. Das findet man leider sehr oft. Auch bei Menschen in den 20ern, 30er, 40ern und sogar 50ern. Die Gesellschaft ist leider immer mehr atomisiert worden. Und das schon in den letzten Jahrzehnten. Les mal dieses Buch dazu:

https://www.amazon.de/Bowling-Alone-Collapse-American-Community/dp/1982130849/ref=sr_1_1?crid=39YCGUTNO3F7L&keywords=bowling+alone&qid=1688671846&sprefix=Bowling+alone%2Caps%2C111&sr=8-1

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

man lernt weniger leute kennen und versteht wie unwichtig neue leute im leben sind; es braucht zeit neue bindungen aufzubauen, aber wir sind gewohnheitstiere. was macht man schon regelmäßig neues in dem man neue leute kennenlernt?


ZiegemitBock  05.07.2023, 10:49

Ich finde neue Leute nicht unwichtig, sondern spannend. Aber da ist halt jeder anders. Und ich ziehe halt auch so alle 15-25 Jahre um, da ergibt es sich automatisch, dass man neue Leute kennenlernt.

ZiegemitBock  05.07.2023, 10:56
@hornetpacer

Kann aber auch an der Umgebung liegen. Obwohl - ich habe auch in Berlin gleich eine Menge neue Leute kennengelernt und das ist nun wirklich eine Stadt, in der man leicht in der Anonymität untergehen kann.