Warum herrscht in Deutschland so eine neid Kultur?

Tannibi  07.05.2024, 09:00

Was meinst du damit?

Polskipolak 
Fragesteller
 07.05.2024, 10:35

keine Ahnung steht nur so da

Tannibi  07.05.2024, 10:36

Ok, komm selber klar.

Polskipolak 
Fragesteller
 07.05.2024, 10:39

Period baby

7 Antworten

Woher diese Kultur kommt weiß ich auch nicht. Ich kann Missgunst - und die von dir angesprochene Art von Neid* zählt für mich da dazu - absolut nicht nachvollziehen.

Ich habe in meinem Leben schon in vielen Ländern gelebt und fast überall war es so, dass man eher respektiert wurde, wenn man sich einen gewissen Status erarbeitet hat. Man hat ja schließlich viel Mühe investiert um sich das zu erarbeiten. In Österreich - wo ich aktuell lebe - ist es so 50:50 - man wird ein bisschen respektiert aber auch ein bisschen beneidet. Nur in Deutschland gibt es einer regelrechte Neidkultur, wo es salonfähig ist jemanden dafür zu kritisieren, dass er erfolgreich gearbeitet hat und demjenigen diesen Erfolg und den erreichten Wohlstand nicht gönnt.

*Zur Erklärung: Ich unterscheide zwischen zwei verschiedenen Arten von Neid. Der konstruktive Neid motiviert einen dazu sich selbst ebenfalls anzustrengen um auch so etwas zu erreichen, während der destruktive Neid einfach faul ist und dem anderen sein Erreichtes nicht gönnt.

Ich würde mal so sagen Deutschland ist in Gegensatz zu Österreich noch harmlos vlt verwechselst du auch Neid mit statuskultur das gibt es natürlich auch aber ich würde mal sagen ist halt von Mensch zu Mensch anders. Weil ich finde Österreich ist wesentlich schlimmer mit Neid und Status.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
ps1980  07.05.2024, 09:25

Das kann ich so nicht bestätigen. Ich lebe in Österreich und ja, vielen ist hier der Status sehr wichtig (Frau Doktor und Herr Magister ...) - aber dafür sehe ich hier wesentlich weniger Sozialneid als in Deutschland.

Wenn du dir in Österreich einen Status erarbeitet hast und diesen ggf. auch mit Statussymbolen zeigst (teure Autos, Villa am See, evtl. sogar einen Privatjet o.ä.) wirst du in Österreich auf deutlich weniger Neid aus der Gesellschaft stoßen als in Deutschland.

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Nate10  08.05.2024, 09:03
@ps1980

Kann gut sein aber bei den meisten ist es so das sie nicht erlich sind und eher dir den Neid nicht sagen aber sie tun es ich lebe auch in Österreich und es ist so

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Weil sich in einer Konsumgesellschaft mit Neid sehr gut Geld verdienen lässt.

Erzeuge Neid und der Neidische wird sich anstrengen, diejenigen, die er beneidet überflügeln zu wollen.

Und da ist es völlig egal ob Auto- das Status,- und Neidymbol schlechthin, vor allem bei jungen Männern-, Haus, Boot, Handy, Urlaub, Klamotten handelt- Hauptsache die Leute kaufen, kaufen, kaufen...

Das hält "die Wirtschaft" in Schwung, schafft neue Unzufriedenheit und Neid befeuert von den Medien, die den Leuten ständig erzählen was sie haben müssen um dazuzugehören.

In der Neidkultur zählt nicht wer du bist und was du kannst, sondern nur die dicke des Pormonaies und der Besitz.

Sportlicher Wettbewerb ist etwas gutes, aber wie in vielen anderen Konkurrenzsituationen zählt nur der "Sieg", nicht der Weg dahin. "Nachtreten wenn einer am Boden liegt erlaubt, Täter Opfer Umkehr, "Victim Blaming"....

Fairness und Anerkennung wenn Einer etwas besser kann zählen heutzutage als negative/dumme Eigenschaften, weil man so "Nichts" werden kann.

Einfach die Ohren und Augen zuklappen und dein eigenes Ding machen! Und mit dem was DU schaffst und erreichst zufrieden sein. Ein zufriedener Mensch ist frei von Neid!

Also ich glaube, dass sich der Neid als Emotion hier nur mehr zeigt. Deutsche vergraben sich nicht in der Regel hinter einer permanenten Grinse-Fassade, wie z.B. die Amerikaner.

Und ich glaube, es kommt dabei nicht zwingend auf die Tatsache an, dass jemand über mehr Barschaften verfügt, sondern vielmehr darauf, WIE derjenige diesen Reichtum angehäuft hat.

Wenn ein wagemutiger Selbstständiger alles auf eine Karte setzt, sich verschuldet und ein Unternehmen aus dem Boden stampft, damit großen Erfolg hat und es zum Millionär bringt, gäbe es hier gewiss kaum eine große Anzahl Neider.

Nun gibt es aber auch zahlreiche Methoden, an viel Geld zu kommen, ohne dieses persönliche Risiko aufzunehmen: z.B. im Bankenwesen, oder im Investmentbereich, wo mit fremden Kapital und mittlerweile unter maximaler Ausschöpfung aller illegalen und steuervermeidenden Methoden auf anderer Leut Risiko herumgespielt und abgesahnt wird.

Man darf zudem nicht vergessen, dass über den Daumen gepeilt und eingedenk der horrenden Lohnnebenkosten hier in Deutschland das Einkommen sehr ungleich verteilt wird.

Wir leben - man will es nicht glauben - in einem Sozialstaat. Man sieht jeden Monat die teils horrenden Abzüge von seinem Bruttogehalt. Gerade der Mittelstand wird am allerstärksten geschröpft. 38-40% des Bruttolohns bleiben auf der Strecke. Aufgrund dieser moralischen Haltung blickt man, glaube ich, besonders argwöhnisch auf Millionäre/Milliardäre. Tun sie denn ihren gesellschaftlich bedeutenden Anteil an der Gesellschaft? Wir wissen alle, dass das "Tickle-Down-Konzept" nachweislich nicht funktioniert.

Durch Beitragsbemessungsgrenzen und viele raffinierte Methoden finden Reiche galante Methoden, um sich vor ihrem Anteil an der Gesellschaft weitestgehend zu drücken. Ganze Unternehmensberatungen haben sich nur auf Steuervermeidung spezialisiert.

Wie kann z.B. ein privater Vermieter, der alle seine Immobilien von Papi (steuerfrei) geerbt hat, sich über eine Neidkultur beschweren, wenn er mit seinem Ferrari vorfährt und in seinen 24 Wohneinheiten die Miete um 10% erhöht, während sich seine Mieter alles vom Munde absparen müssen.

Wie kann es sein, dass bei exponentiell wachsendem BIP in den letzten Jahrzehnten gleichzeitig der Reallohnindex (inflationsbereinigt) beinahe konstant blieb und bleibt. Vor den Mitarbeitern wird immer getan, als stünde das Unternehmen kurz vor dem Abgrund. Eine Lohnerhöhung wäre dadurch eine unsoziale Sache und allein die Frage wäre absurd.

Wie kann ein stiller Gesellschafter einer GMBH von einer Neiddebatte sprechen, wenn er - ohne jedes Zutun - sich mit einem Umsatzwachstum von 4% nicht zufrieden gibt. Nein, es müssen 8, 12, 15% sein. Dass darunter die Mitarbeiter in den Burnout gestresst werden und alles am Anschlag fährt, ist für eine Geschäftsführung weniger wichtig, als die Rendite und/oder Gewinnausschüttung.

Wir erleben durch Verteuerung in Deutschland eine zunehmende Verarmung des Staates und der Bürger. Unabhängige Studien und so mancher Thinktank kommen immer wieder zu dem Schluss, dass eine pauschale Lohnerhöhung von 15% problemlos für die allermeisten Unternehmen möglich sei, ohne die Preise ihrer Produkte anpassen zu müssen, wenn denn nur die obersten Emanationen etwas weniger gierig wären.

Eingedenk dieser Wahrnehmungen und dem (gerade in Krisenzeiten!) stetig anwachsendem Reichtum, müssen sich Millionäre/Milliardäre den Vorwurf gefallen lassen, dass sie raffgierig sind.

Weil wir in einer Leistungsgesellschaft leben und dadurch sehr ICH bezogen sind. Wenn dann jemand kommt der besser ist hat man Neid anstatt von ihm zu lernen.