Warum hat das Wort "verrückt" häufig eine negative Bedeutung?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Weil derjenige der sich für nomal hält seinen eigenen Wahnsinn zur Tugend erhoben hat, und mit gnadenloser Gewalt seinen Anspruch auf diese Herrschaft der Wertung gegen Vernunft und Einsicht verteidigt.

Verrückt, ist eine Position abseits des "Normalen",
vom Verrückten aus, ist der Normale verrückt.

Der Weise erkennt:
Weder Normalität noch Verrücktsein sind existent -
lediglich Wahnsinn (innere Widersprüchlichkeit) und Vernunft (innere Ordnung) sind vorhanden.
Du kannst also zugleich verrückt und vernünftig sein, oder normal-wahnsinnig.

Leider ist es heutzutage Teil des "Normalseins" andere Positionen, die zwar innere Stimmigkeit besitzen aber von der eigenen Position abweichen als "Krankhaft" zu titulieren - was einen inneren Widerspruch im "Normalen" erzeugt, der ja Anspruch auf Vernunft erhebt.

Ergo: Du wirst mehr Vernünftige unter den verrückten finden, als unter den Normalen...

Kommt immer auf den Kontext an: "Du bist verrückt" kann negativ und positiv sein. Negativ: Spring da blos nicht runter. Positiv: Wenn man z.B. zu viel geschenkt bekommen hat und es mit einem lächeln sagt.

Die Bedeutung "eine andere Sichtweise zu haben" ist noch nicht so alt! Daaaamals wurden Verrückte als richtig plemplem anerkannt und hatten gar kein Verständnis bekommen! Die waren völlig gaga im Hirn und denen hat KEINER zughört oder sie ernst genommen. Das war noch zu Zeiten, wo eine Nervenklinik "Irrenhaus" genannt wurde.

Dreistgeist  15.11.2017, 20:19

Ist heute nicht anders. Das Irrenhaus wurde in der ewig mahlenden Mühle der Begriffsgenese durch einen anderen begriff ersetzt, die Praxis bleibt ziemlich gleich - zugehört wird genau soviel wie nötig ist um den Patienten in eine diagnostische Schublade zu stecken, und dann fängt die Misskommunikation erst richtig an.

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AriZona04  15.11.2017, 20:21
@Dreistgeist

Kann man so sehen, muss man aber nicht. Man kann sich auch helfen lassen!

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Dreistgeist  15.11.2017, 20:39
@AriZona04

Ich habe dreierlei gesehen: Menschen die sich dem Urteil des "Heilers" beugten, und in regelmäßigen Abständen zurück in die Klinik gingen, weil sie ja "krank und hilfsbedürftig sind", und jene, die erkannten dass sie nicht erkannt wurden, und ihr Leben wieder selbst in die Hand nahmen statt anderen die Macht über sich zu geben.
Die dritte Fraktion ist die, die sich nichtmal selbst erkennen konnte, und weder sich selbst helfen, noch Hilfe erlangen kann.

Erstere rennen einen Bild vom Feind hinterher, der Krankheit, Störung Sonsterlei, komplett ignorierend dass das was sie zu bekämpfen suchen Teil ihrer selbst ist, zweitere erkennen ihre eigenen Verantwortung und suchen Wege um zu erlangen was sie wünschen, wohlwissen dass das was sie hindert immer nur Ausdruck dessen ist was sie am meisten brauchen, die Dritten sind verlorene Bettler und keifende Bestien bis sie endlich ihr Spiegelbild erblicken.

Es mag sein dass es Behandlungserfolge gibt,
doch ich habe nur mit wenigen Menschen sprechen können die in meinen Augen kompetent genug waren um wirklich therapieren zu können - Menschen die nicht binden und kranksprechen, sondern entbinden und zur Verantwortung ziehen wollten, die das Wohl des Patienten und nicht ihr eigenes Anliegen in Vordergrund stellten.
Man sollte nicht vergessen dass die Position des "Heilers" eine Machtposition ist, dementsprechend lockt sie auch Persönlichkeiten an die vorallem Macht suchen.

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Für mich hat es eine absolut negative Bedeutung, wenn ich sagen muss:

Die Putzfrau hat schon wieder mal das Sofa verrückt...

Es wird halt unterschiedlich gebraucht und bei mir überwiegt schon die positive Sicht.

Und wie unterschiedlich verrückt gebraucht wird - ein Beispiel aus dem Strafgesetzbuch : 

Strafbar ist, wenn ein Grenzstein verrückt wird

Alles Gute.