Warum haben so viele Menschen Probleme mit dem "beschenkt werden" wenn sie selber nichts verschenken?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Du hast ja wiederum auch das hier gelesen: wer schenkt, ist,, so scheint's, häufig fast schon sauer, wenn er dann nicht jezt-aber-bitte-und-sofort auch etwas zurück bekommt. Finde ich ziemlich am Sinn des Schenkens vorbei. Andererseits haben viele Leute echte Probleme damit überhaupt etwas anzunehmen: Stolz, falscher Stolz , Erziehung, Scham etc. und generell hat sich (gerade zu Weihnachten) eine Kultur des Schenken-Müssens entwickelt, die ja mit dem Schenken von Herzen nichts mehr zu tun hat.

RolfHoegemann 
Fragesteller
 27.12.2007, 01:09

Dankeschön für Deine Worte, das waren auch ein paar meiner Gedanken...

1

Schenken um des Schenkens willen ist eh Quatsch. Heutzutage wird ein Festtag wie z.B. Weihnachten kommerziell derart aufgebauscht, dass man als halbwegs normaler Mensch überhaupt keine Freude mehr an den Geschenken haben kann. In meiner Familie (und Freundeskreis) haben wir das "Rundumschenken" weitestgehend abgeschafft. Statt dessen machen wir einander spontan und meist unabhängig jeglicher Festtage kleine (und auch mal grössere) Geschenke. Die Freude wird durch die Überraschung gleich viel grösser, ausserdem weiss man nie, wann man was bekommt und kann es demnach von ganzem Herzen und ohne Schuldgefühle annehmen. - Nachahmer sind herzlich willkommen!

RolfHoegemann 
Fragesteller
 27.12.2007, 01:15

Das Schenken ausserhalb der Festtage machen wir sowieso, da spielt es doch auch keine Rolle, wenn man an den Feiertagen AUCH was schenkt. Ich finde dieses "Gerade WEIL Weihnachten ist, und alle schenken, schenken wir NICHTS." ist ein bischen traurig - das zeugt für mich von wenig Phantasie und von Eigenständigkeit und von einer gewissen Trotzhaltung - auch zu Weihnachten kann man nachdenken, was dem anderen Freude macht und auch zu Weihnachten kann man von ganzem Herzen und ohne Schuldgefühle annehmen. Aber zu Weihnachten etwas zu schenken ist vielleicht um vieles schwieriger?

0
galix  27.12.2007, 02:32
@RolfHoegemann

Es ist ja nicht so, dass wir uns prinzipiell gar nichts schenken, nur weil gerade alle anderen dem Geschenkewahn verfallen sind! Einen (vernünftigen) Wunsch hat zu solchen Gelegenheiten jeder von uns frei, es darf halt nicht übertrieben werden. Ausserdem: macht z.B. ein neues Fahrrad zu Frühlingsanfang nicht mehr Sinn als bei Minusgraden im tiefsten Winter?

0
liliana91  27.12.2007, 01:16

das nenn ich mal eine gute Idee!

0

Ich habe dieses Jahr von Herzen verschenkt. Ob ich im Gegenzug was geschenkt bekomme ist mir (fast) egal. Nur bei meinem Mann ist es mir wichtig, weil er jedes jahr so einen Akt drum macht, um dann heiligabend doch nix zu haben. und dannkurz drauf meinen Geburtstag regelmässig vergisst, da fühlt man sich irgendwann doch etwas verschaukelt und nicht gewertschätzt! Aber er bessert sich. Dieses Jahr hat er drei Wochen den Total gestressten raushängen lassen, war völlig verzweifelt und hat mir ein Buch gekauft ;).... Ich weiss ja, das er mich lieb hat, er ist nur manchmal so hilflos!

sender  27.12.2007, 01:13

Ohjeh. Ob es jemals noch eine 'Geschenkschule' geben wird, wo man lernt, das 'Richtige' zu schenken?

0
Elster79  27.12.2007, 01:17
@sender

hihi, das wärs! Allerdings vermute ich, er würde da nicht hingehen, da wär er zu stolz zu ;-)

0

Ha! Da bin ich Experte... da muss ich jetzt aber weiter ausholen :D

Aaalso - ich bin für die, die`s noch nicht wissen, kein Christ - ich bin gar nix als quasi Lüneburger Heide. Jetzt ists aber so, dass ich zusammen mit meiner Freundin wohne und da auch (wirklich) zwangsweise mit der Familie Weihnachten feiern muss. Das sieht dann so aus, dass sich 20 Leute die sich das ganze Jahr nicht sehen, um den Hals fallen und auf happy family machen. Das allein geht mir schon auf den Keks. Aber dann gehts zur Bescherung. Hier ist es zumindest so, dass dann ganz genau geguckt wird, wieviel die einzelnen geschenke wert sind und so weiter und so fort. Und dann kommts dazu, dass ich auch beschenkt werde. Mit irgendeinem Schund, den ich mir besser selbst kaufen kann und alles mit dem Unterton "Du hast von uns Geschenke gekriegt, du musst uns dankbar sein!" und so wird es ja auch erwartet. Deshalb mag ich das alles ganz und gar nicht. Im übrigen sind sehr viele Leute wirklich verstimmt, wenn sie etwas verschenken und das "Gegengeschenk" weniger wert ist, bzw. wenn sie gar nichts bekommen. Das zeigen die dann zwar nicht, aber hinterher geht das geläster los. Und nicht nur von denen, die nix bekommen haben, sondern auch von den anderen ("guck mal, der x hat der y ja gar nichts geschenkt... blablablabla...") Habe ich leider schon oft genug erlebt und ich denke, die Angst davor ist der größte Grund, warum Leuten das unangenehm ist, was geschenkt zu bekommen.

alles liebe vom guitarhead

galix  27.12.2007, 01:12

Ich denke mal, du hast den Sinn der Frage vollständig erfasst. Genau so ging es mir früher auch, deshalb: siehe meine Antwort!

0
RolfHoegemann 
Fragesteller
 27.12.2007, 01:17

Dann ist es wohl eher diese "Familienfeierei" die Dich nervt - denn über das andere kann man ja als intelligenter Mensch mit Herzensbildung ohne Schwierigkeiten wegsehen.

0
Guitarhead  27.12.2007, 01:22
@RolfHoegemann

ja... ich bin da etwas geteilt - die familienfeierei geht mir eh enorm gegen den strich, warum und wieso ist auch recht privat und gehört hier nicht hin. Aber auch das Ritual der Bescherung mag ich nicht - auch unabhängig von der Familie. Denn auch wenn jeder das gegenteil behauptet: Du bekommst ne moralische Verpflichtung mitgeschenkt. Deshalb plädiere ich sehr für galix "spontangeschenk"- lösung

0
RolfHoegemann 
Fragesteller
 27.12.2007, 01:26
@Guitarhead

Ich muss Dir in einem Punkt widersprechen: Du bekommst keine moralische Verpflichtung mitgeschenkt. Nie und nimmer - eine Erwartung ist ohne Zweifel da, aber keine Verpflichtung deinerseits. Und eine Erwartung musst Du nicht erfüllen - wen es stört, das Du nichts schenkst, der wird Dir irgendwann nichts mehr schenken, und wenn er/sie weiterhin ein geschenk macht, hat er Dich in Deiner Entscheidung akzeptiert.

P.S. Mir gingen als Jugendlicher Familienfeiern auch auf den Keks -

0
Guitarhead  27.12.2007, 09:41
@RolfHoegemann

:D Naja, wenn man mit den Leuten mehr oder weniger unter einem Dach lebt, die einen beschenken dann erwächst daraus schon mehr oder weniger eine verpflichtung - denn gerade die Oma und der Opa meiner Freundin halten sich für höchstkatholisch und wollen mir ihren glauben auf biegen und brechen aufzwingen. Wenn dann sowas kommt (vor zwei Jahren aus Geldmangel passiert) da wusste man dann aber, was spießrutenlaufen heißt. Und nicht zu vergessen, das gerede in der Verwandschaft... "Wir schenken denen dies und jenes, und der wird freundlicherweise als Nichtchrist von uns eingeladen und passt sich nicht mal an..." - Wobei diese Leute dann auch immer wieder übersehen, dass ich nun mal kein Weihnachten feiern möchte, weil ich zu dem Fest keinen Bezug habe. Das ist dann auch einer der gründe, warum mir die Jährliche Weihnachtsfeier auf den Geist geht: Nicht wegen dem zwei stunden rumsitzen, sonder wegen dem rumsitzen, während man den eigentlichen grund vergessen hat. Und spätestens hier wirds mir dann auch zu theologisch und ich bin einfach still ;-)

0

Vielleicht, weil viele Menschen beim Beschenken eines anderen ein Gegengeschenk erwarten und sauer sind, falls das nicht "kommt".

Wenn sie selbst nun ein Geschenk bekommen, ohne eine Gegengeschenk griffbereit zu haben, dann vermuten sie wohl, dass der Schenkende jetzt sauer wird (s.o.) und das bereitet ihnen Unbehagen.