Warum haben die meisten Menschen kein Abi / keine Matura?

9 Antworten

In der Schweiz gibt es eine sehr viel stärker als in Deutschland verfestigte positive Einstellung zur berufslehre. Warum das so ist würde mich auch interessieren. Ich vermute dass es einmal mit dem starken Einfluss der deutschen sozialdemokratie zusammenhängt und auch mit dem stärkeren angelsächsischen Einfluss im deutschen bildungssystem. Die Deutschen haben berufsorientierte studiengänge nach angelsächsischen Vorbild aufgebaut und dafür das System der höheren fachschulen weitgehend geschliffen. Schweizer und Österreicher haben diese System erhalten und teilweise ausgebaut auch wenn sie ebenfalls fachhochschulen aufgebaut haben dem deutschen Vorbild folgend. Diese deutschen fachhochschulstudiengänge waren im übrigen eine Adaption der Bachelor studiengänge und darum auch kürzer als universitäre studiengänge. Auch in Deutschland war es der Normalweg in vielen Berufen erst eine Lehre zu machen und danach etwa eine Ingenieur Schule zu besuchen. In der Schweiz ist das heute noch so in Deutschland hat sich das in den 70er Jahren geändert und man musste eben eine Art Abitur light machen das für die fachhochschulen eingeführt wurde. Das war natürlich eine nicht unerhebliche Hürde gerade für Hauptschüler aber jeder hat sich natürlich zweimal überlegt ob er nach einem berufsabschluss nochmals die schulbank drückt um dann erst studieren zu dürfen. Wobei solche Hürden natürlich durchaus im Sinne etwa des handwerk sind weil dadurch die Arbeitskräfte in diesem Sektor bleiben müssen. Inzwischen versucht man sich in Deutschland allerdings verstärkt am direkt Zugang von beruflich qualifizierten zu den Hochschulen. Vorbild vieler deutscher bildungspolitiker ist Finnland nebst einigen anderen Staaten. Dort haben 90% der schulabsolventen eine hochschulzugangsberechtigung. Die Schweiz scheint derlei zu ignorieren wobei die Schweiz natürlich in der komfortablen Lage ist Akademiker gegebenenfalls importieren zu können. Allerdings leiden letztlich die karrierechancen der jungen Schweizer unter den Schweizer bildungsparadigmen. Dafür freut sich die lokale Schweizer Wirtschaft über den lehrlingsnachschub.

nicht jeder schafft es und auch ohne Abitur kann man gute Handwerkerberufe ergreifen mit guten Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten. Nicht jeder kann Lehrer , Ingenieur oder ä- werden

die Schule hatte ursprünglich mal eine Selektionsfunktion.

Hinreichend guten oder herausragenden Schülern wird eine Berechtigung verliehen (Abitur/Matura), soziale Chancen in ihrem Leben wahrzunehmen (z.B. durch Studium und Zugang zu gehobenen Berufen) oder diese Chancen werden ihnen, mangels Berechtigung, vorenthalten. Indem das Kind die Schule nicht schafft oder gar nicht erst besuchen darf. Das ist logisch, dass so ein Spießrutenlauf bei weitem nicht 100% absolvieren würden.

Wenn ich den Zeitgeist richtig beobachte, wird man das irgendwann als "Diskriminierung" anprangern und abschaffen. Dann wird das Schulsystem tiefgreifend geändert.

Von der Selektionsfunktion ist natürlich bis heute etwas hängen geblieben, aber auch über die Zeit aufgeweicht. Was man an den steigenden Absolventenzahlen erkennen kann. LG

Du kannst die beiden Länder nicht miteinander vergleichen. In der Schweiz hast du nach der Matur eine sehr gute fundierte Allgemeinbildung. Mit dem kannst du ihm Berufsleben aber nicht viel anfangen. Nach der Matur musst du zwangsläufig noch studieren.
Zudem werden hier die Studenten ganz anders unterstützt. Sehr viele Jugendlichen fallen durch das Raster, weil die Eltern ganz knapp darüber verdienen. Zudem wird man in der Schweiz auch nicht bis 25jahre von den Eltern unterstützt.

Deine Frage suggeriert, dass Leute mit Abi deutlich schlauer sind oder wesentlich mehr verdienen als Berufsleute. Das ist bei weitem nicht so.

Mal realistisch gesehen, warum sollte jeder star bucks Mitarbeiter oder jeder fachlagerist im obi oder jeder Schlosser im Stahlwerk ein Abi haben?

LG.