Warum funktioniert Kommunismus nicht?

16 Antworten

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Der Kommunismus ist eine Gesellschaftsform, die auf Gemeinbesitz und kollektiver Entscheidungsfindung beruht, um die Produktion an die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse anzupassen statt an die Maximierung von Profiten einer privilegierten Klasse.

Für die absolute Mehrheit der Menschheit, die unter Ausbeutung, Armut, Unterdrückung, Krieg, Krise und Umweltzerstörung leidet, wäre der Kommunismus natürlich eine bessere Alternative. Ein objektives Interesse an der Erhaltung des Kapitalismus hat hingegen nur die kleine Minderheit von Kapitalisten.

Diese Minderheit kann die Rechtfertigungen für ihre Herrschaft in den Massenmedien und Schulen verbreiten und als neutrale, objektive Fakten darstellen - das ist Ideologie. Dazu gehören z.B. Vorstellungen, dass der Kapitalismus schon immer existiert hätte, dass Kommunismus mit stalinistischer Diktatur gleichzusetzen ist oder dass der Kommunismus der menschlichen Natur widersprechen würde. Der letzte Punkt mit der menschlichen Natur wird auch von den meisten übrigen Antworten hier wiedergekäut, obwohl er schon vor 150 Jahren von den ersten Marxisten entkräftet wurde.

Die menschliche Natur ist eben nicht festgelegt, sondern wird von den gesellschaftlichen Bedingungen geformt. Im Kapitalismus werden Eigenschaften wie Gier und Egoismus stärker an die Oberfläche gekehrt und gefördert als Solidarität und Kooperation, zu denen der Mensch ebenfalls fähig ist. Auch in feudalen Gesellschaften, also in Europa bis vor wenigen Jahrhunderten, waren die Menschen dazu in der Lage, bestimmte Werkzeuge oder Felder in der Gemeinschaft zu teilen - eben weil sie nicht für private Profite und Investitionen arbeiteten, sondern für ihren eigenen Lebensunterhalt (und den des Lehnsherrn).

Die kommunistische Gesellschaft ist deshalb eben keine unerreichbare Utopie oder Spinnerei, sondern eine naheliegende und reale Möglichkeit einer alternativen Wirtschafts- und Gesellschaftsform, für die es sich zu kämpfen lohnt.


Der Kommunismus hat ja funktioniert, nur nicht gut und ohne Zwang.

Ich denke die Gründe warum der Kommunismus nicht (mehr - denn in der Steinzeit gab es ja Ur-Kommunismus) funktioniert und der Anarchismus noch weniger funktionieren würde, liegen in der menschlichen Psyche begründet.

Irgendwann hat irgendjemand ein Gebiet umzäunt und es zu seinem Eigentum erklärt.

Das wird bei der Sesshaftwerdung des Menschen passiert sein. Nomaden brauchten kein Stück Land zum bewirtschaften.

Anführer wird es wohl schon immer gegeben haben, deshalb ist der Kommunismus vielleicht einmal durchführbar. Für die herrschaftlose Gesellschaft, die Utopie des Anarchismus, sehe ich dagegen völlig schwarz.

Die Durchsetzung des Kommunismus muss übrigens zwingermaßen zunächst die Diktatur der Arbeiterklasse sein, denn er liegt definitiv entgegen der Interessen der heute herrschenden Kapitalisten.

Freiwillig werden die niemals zustimmen.

Und das führt gleich zur nächsten Frage. Was machen wir mit der Geldelite?

Nur in Gefängnisse stecken, oder besser gleich umbringen?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

Er setzt ein Menschenbild voraus, dass in der Realität nicht existiert. Das menschliche Ego lässt sich nicht ausschalten. Die "Tragik der Allmende", also die Beobachtung, dass Menschen bei einer gemeinschaftlichen Arbeit weniger leisten, wenn ihr individueller Ertrag nicht zurechenbar ist, führt dazu, dass der Gesamtertrag niedriger ist, als der mögliche Ertrag der Einzelpersonen, wenn sie nur für sich arbeiten. Es lohnt sich, in einer Allmende faul zu sein.

Weil die Menschheit selbstsüchtig und immer nur auf den eigenen Erfolg aus ist.

Es geht immer darum besser als der andere zu sein und nicht darum, das Ziel zusammen zu erreichen.

Auch wird immer alles beansprucht und in besitz genommen, geteilt wird nur wenn dabei ein vorteil für ein selbst entsteht.

Der wahre Kommunismus ist einfach zu gut für die Menschen.

Die Planwirtschaft funktioniert nicht, weil Wirtschaft einfach für zentrale Planung zu kompliziert ist. Dezentrale Wirtschaft wie Marktwirtschaft ist einfach flexibler.

Das Menschenbild des Kommunismus ist irreal.


Norjakeista  30.05.2023, 11:59

Nun ja, Planwirtschaft ist nicht gleich Kommunismus und Kommunismus braucht keine Planwirtschaft.

Und das Menschenbild des Kommunismus ist wohl eines der realitätsnahsten, würde ich sagen, wenn man es zum Beispiel mit dem des Kapitalismus vergleicht.

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Morticia1978  30.05.2023, 12:02
@Norjakeista

Ach ... was soll denn Kommunismus ohne zentrale Martwirtschaft sein?

Grundsätzlich ging man in kommunistischen Regimen davon aus, dass der Mensch tatsächlich gleich ist, alle Unterschedee gesellschaftlich verursacht sind und man daher in 1-2 Generationen die sozialistsche Persönlichkeit geschaffen hätte.

Und das ist vollkommener Blödsinn.

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Norjakeista  30.05.2023, 12:05
@Morticia1978
Ach ... was soll denn Kommunismus ohne zentrale Martwirtschaft sein?

Um was geht es jetzt? Planwirtschaft oder "zentrale Marktwirtschaft" oder was?

Grundsätzlich ging man in kommunistischen Regimen davon aus

Was soll bitteschön ein "kommunistisches Regime" sein?

der Mensch tatsächlich gleich ist, alle Unterschedee gesellschaftlich verursacht sind und man daher in 1-2 Generationen die sozialistsche Persönlichkeit geschaffen hätte.

Ja, das schient wirklich vollkommener Blödsinn zu sein. Denn das höre ich zum ersten Mal.

Der Kommunismus geht von einer grundsätzlichen Gleichheit aus, nicht absolut, sondern hauptsächlich gesellschaftlich, rechtlich und politisch, also in den Bereichen, in denen man das beeinflussen kann. Also mehr oder weniger dass, was wir in nicht unbeträchtlichen Teilen schon heute kennen.

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Norjakeista  30.05.2023, 12:10
@Morticia1978
Du solltest Dich mal mit Gschichte befassen.

Ja, das würde ich dir sehr raten.

Weil man genetische Unterschiede verneinte und alles auf die Geselllschaft schob, waren Auswüchse wie Lyssenkoismus möglich.

Stalinismus. Hat also wenig mit dem Thema zu tun.

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Norjakeista  30.05.2023, 12:14
@Morticia1978

Was für eine Ausrede? Dass man neben Propaganda auch noch wissenschaftliche Tatsachen konsumieren sollte? Ich habe eigentlich gedacht, dass das selbstverständlich wäre, aber bei dir ist es das anscheinend nicht... Schade.

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Eisenschlumpf  30.05.2023, 12:15
@Morticia1978
Grundsätzlich ging man in kommunistischen Regimen davon aus

Kein einziges Regime war kommunistisch.

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Norjakeista  30.05.2023, 12:41
@Morticia1978

Nein, ich meine Wissenschaft im Sinne von: "Man benutzt Begriffe entsprechend der Definition und hinterfragt die Propaganda von Regimes, weil die Aussagen von Diktatoren über sich selber meist nicht realitätsgetreu sind"

Ich weiss, dass dir das fremd ist.

Eben: Würdest du die DDR auch als "demokratisch" bezeichnen? Wenn du da so wenig hinterfragst wie bei der Sowjetunion und die Definition von "Demokratie" genauso beachtest wie diejenige von "Kommunismus", müsstest du eigentlich auf den Schluss kommen, dass die DDR demokratisch war. Aber ich weiss, sobald es um Kommunismus geht, hinterfragt man natürlich gar nichts mehr...

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