Vor- und Nachteil der Kombination von Politik und Religion?

11 Antworten

Weil du den Gesetzen der Religionen nicht widersprechen und kritisieren darfst und damit die Anstrengungen zur Demokratie abwürgst.

Demokratie und Religion (im Sinne von "Glauben an eine höhere Macht") schließen sich einfach aus.

Und Politik als Durchsetzung von Macht ohne Waffen hat ohne Demokratie keine Zukunft.

veritas55  17.04.2013, 22:03

Demokratie und Religion (im Sinne von "Glauben an eine höhere Macht") schließen sich einfach aus

Nöö - find´ ich überhaupt nicht !

Solange man die Regierung nicht als höhere Macht ansieht kann man doch auch als Demokrat ein gläubiger Mensch sein - und umgekehrt...;)

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koch234  27.04.2013, 00:01
@veritas55

Religion, nicht Glaube.

Religion verstehe ich als zielgebenden Überbau der individuell glaubenden.

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koch234  21.05.2013, 19:11
@veritas55

Solange man die Regierung nicht als höhere Macht ansieht kann man doch auch als Demokrat ein gläubiger Mensch sein - und umgekehrt

Das war ja nicht die Frage, es ging ja um einen Kombination von beidem. Nicht von einer Ko-Existenz, Parallelität von Politik (öffentlich) und Religon (privat)

Säkularität heißt ja nicht, dass keiner mehr gläubig sein darf, aber die Religionsvertreter sollten keine über die perönliche demokratische Beteiligung herausgehende Macht ausüben und schon gar nicht qua Autorität irgende Macht im Staatsapparat erhalten.

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Hallo - ich schließe mich voll und ganz der Antwort von dominik an.

Die Kombination von Staat und Religion bringt nur Nachteile. Das Schlimmste wäre: Was jetzt noch innerhalb der religiös geprägten Gesellschaften und Staaten geschieht - nicht nur die Diskriminierung Andersdenkender sondern ihre Bekämpfung - würde sich über den Globus ausweiten. Es gäbe Fronten der unterschiedlichen Religionen untereinander und gegenüber den Nichtgläubigen. Sämtliche kulturellen und geistigen Errungenschaften wären zweit- und drittrangig.

Es gäbe keine vernunftgesteuerte Politik mehr, sondern nur noch eine Angst verbreitende und bedingungslosen Gehorsam fordernde. Und das aufgrund eines Glaubens an nichtexistente Götter. Ein Albtraum. Die Wissenschaft würde verteufelt, weil sie diesen Glauben auseinander nimmt und widerlegt. Die Menschheit würde systematisch verdummt werden. Die Erde wäre ein Alcatraz.

Das wäre ein Grund für einen dann willkommenen Weltuntergang.

Nauticus  17.04.2013, 16:51

Hey,

das ist eine moderne, aufgeklärte Sichtweise und an sich auch in vielerlei Hinsicht richtig und zu begrüßen. Allerdings sollte man so etwas auch historisch sehen, da war eine Verstrickung von Religion und Politik allein schon wegen des Gottesgnadentums als Herrschaftsanspruch vorgegeben!

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Wenn Du die hier gegebenen Antworten mal genauer unter die Lupe nimmst, dann beantworten sie die Frage überhaupt nicht, oder gehen von einer völlig falschen Sachlage aus.

Islam

  • Hatte von Beginn an eine politische Komponente, nämlich das Kalifat, dieses wurde nach dem Scheitern des Panarabismus unter Abdel Nasser von den Islamisten aufgegriffen, übrigens auch der Ursprung dieses Begriffes...
  • War der Koran von Beginn an als 'Gesetzbuch' ausgelegt

Christentum

  • Beruht auf dem Grunsatz "hier Staat dort Gott" und stellte z.B. die Vormachtstellung Roms nie in Frage, der politische Anspruch fehlt dem Christentum
  • Ist die Bibel keineswegs ein Gesetzbuch, war sie auch nie, auch wenn man das immer wieder gerne behauptet. Sicher waren die fränkischen Könige und der spätere Kaiser Christen, viele der Grundsätze aus der Bibel fanden sich später irgendwie in den Gesetzestexten, aber orientierte sich die Reichsgesetzesordnung an der weltlichen Tradition und die ist in weiten Teilen Europas eben von den Römern und Griechen vererbt worden.

Also wie stellst Du Dir das vor, eine Theokratie gibt es nur im Islam und - als Besonderheit - im Buddhismus, nur Tibet und Nepal haben oder hatten diesen Charakter...

Also bleiben uns bei der Abwägung der Vor- und Nachteile eigentlich nur die islamischen Staaten als Beobachtungsfeld, dort sind die Nachteile aber nicht durch das islamische Gesetz oder die entsprechenden Rechtsgelehrten so offensichtlich, sondern es handelt sich durchweg um Diktaturen, die - egal welchen Gott oder Götter sie verehren - per se einen Nachteil für seine Bewohner darstellen. Im einem Staat mit islamischen Recht kann es keine unabhängige Justiz geben, damit ist das Rechtsstaatsprinzip nicht erfüllt, es kann auch keine Meinungs- und Pressefreiheit geben, denn die ist ja per Gesetz zumindest im religiösen Kontext begrenzt.

Entscheidend ist die Bedeutung der Säkularisation für das Staatswesen, Ernst-Wolfgang Böckenförde als einer der führenden Juristen in der Geschichte dieses Landes hat das so formuliert:

Ablösung der politischen Ordnung als solcher von ihrer geistlich-religiösen Bestimmung und Durchformung

Ob diese Säkularisation nun ein Vorteil für den Staat ist hängt von dem Anspruch ab, demographisch ist sie nämlich fatal, tatsächlich sinken die Geburtenzahlen überall da, wo der Einfluß von Religion ein geringer ist, bei den Theokratien oder islamistischen Ländern wächst die Bevölkerung dagegen überproportional.

Die Frage stellt sich aber nicht, denn die Trennung von Kirche und Staat ist ein bewährtes Konzept, seit nunmehr rund 200 Jahren. Es ist aber auch nicht vorstellbar, daß im 21. Jh. Religionsfreiheit oder diese Trennung in Frage gestellt werden würden, das tun auch die Kirchen nicht...

Moin,

die meisten vertreten hier unsere moderne Sichtweise. In unserer Gesellschaft erregt bei vielen schon die Vorstellung einer Religion Widerwillen, dass in unser demokratisches System dann auf einmal eine Kirche eingeschaltet wird, ist natürlich unvorstellbar ;)

Ich würde mich bei deiner Aufgabenstellung aber auch einmal an den "historischen" Punkten orientieren - unsere logische und selbstverständliche Anschauung hat nämlich erst Anfang des letzten Jahrhunderts begonnen, sich immer mehr durchzusetzen. Noch während der französischen Revolution war diese Ansicht über die Kirche nur die einer geringen intellektuellen Gruppe.

Stichwörter wären hier das ottonisch-salische Reichskirchensystem und der 30-Jährige Krieg, Ereignisse wie der Bußgang von Canossa etc.. Mit der Religion als "Opium des Volkes" konnte man die Massen beeinflussen (für Gott opfern sich Menschen auf), seinen Anspruch begründen (Gottesgnadentum) und hatte mit kirchlichen Machthabern teils auch einen besseren Ersatz für Familienangehörige und andere Adlige - ein Geistlicher hatte offiziell keinen Nachwuchs, man konnte ihn also ernennen, aber auch das war manchmal nicht ganz so einfach, siehe Investiturstreit...

mfg Nauticus

koch234  08.05.2013, 19:07

hat nämlich erst Anfang des letzten Jahrhunderts begonnen,

des vorletzten!!?

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Nauticus  10.05.2013, 22:54
@koch234

Natürlich, mein Fehler, tschuldigung. Unsere heutige Sichtweise würde ich dem 19. Jahrhundert allerdings nicht unbedingt zuordnen, einen Zeitangabe so pauschal zu machen war natürlich Unsinn :(

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