Vater lässt mich nicht nachhause auslandsjahr?
Hallo, ich bin 16 Jahre alt und seit zwei Monaten in Tokio im Schüleraustausch.
Ich fange von vorne an: Ich wollte schon immer einmal das Schulleben in Japan erleben und war mir der Strenge in diesem Land bewusst. Wir versuchten, über Rotary einen Austausch zu organisieren, aber da dort kein Platz für Japan verfügbar war, entschieden wir uns letztendlich für eine kommerzielle Organisation (den Namen nenne ich, wenn ich zurück bin). Nach einem 13-stündigen Flug kam ich in Tokio an, und die Betreuerinnen der Organisation (zwei ältere Japanerinnen) ließen uns, den acht Austauschschülern, fünf zusätzliche Stunden am Flughafen warten, bevor wir zu unseren Gastfamilien durften.
Um es etwas zu kürzen: Ich kam in eine komplette messy bude, die in einem wirklich schlechten Zustand war. Im Bad gab es Schimmel und Urin, keine richtige Matratze, keine Decke und nur Staub und Dreck im Zimmer. Dort konnte ich nicht essen, weshalb ich seit etwa zwei Monaten täglich zweimal in Tokio in Restaurants gehe. Die Schule begann erst drei Wochen nach meiner Ankunft (ich habe sechs Tage in der Woche Schule), und ich wurde nach der ersten Woche krank (für 12 Tage). Die Organisation hatte sich bis jetzt nicht bemüht, die Situation zu verbessern, bis sie mir schließlich eine neue Gastfamilie angeboten hat, bei der ich am 2. November einziehen soll.
Mittlerweile habe ich keinerlei Motivation, hier weiter zu bleiben, da sich die Erfahrung nicht lohnt, um ein Jahr Schule zu wiederholen. Ich habe versucht, mit meinen Eltern darüber zu sprechen, dass ich keine Kraft mehr habe, aber mein Vater möchte, dass ich hier bleibe, da er sagt, dass ich nicht aufgeben soll, nur weil es jetzt einmal schwer ist. Ich fühle mich auch schlecht wegen des bezahlten Geldes. Ich schaffe es aufgrund der mentalen gesundheit nichtmehr in die schule da ich dort keine freunde habe.
9 Antworten
Du beschwerst dich über die Wohnsituation. Die Organisation hilft und verspricht eine neue Gastfamilie. Bevor die Hilfe einsetzt willst du das Land verlassen. Das ist nicht richtig. Dein Vater hat für deinen Aufenhalt wohl an die 6 Monate arbeiten müssen. Nur für dich. An die heimische Schule brauchst du momentan nicht denken, das ist kein Grund.
Nach einem 13-stündigen Flug kam ich in Tokio an, und die Betreuerinnen der Organisation (zwei ältere Japanerinnen) ließen uns, den acht Austauschschülern, fünf zusätzliche Stunden am Flughafen warten, bevor wir zu unseren Gastfamilien durften.
Ich denke mal gerade zurück an mein Austauschjahr in Japan. Erst hatte ich einen innerdeutschen Flug nach Frankfurt, dann sind wir über London geflogen, und von Narita aus (Haneda war damals noch nicht so…) sind wir mit Bussen 6 Stunden zum orientation camp gefahren. Diejenigen von uns, die auf Kyushu oder Hokkaido platziert waren, hatten noch einen innerjapanischen Flug. Ja, natürlich ist es anstrengend, aber so funktioniert nun einmal Schüleraustausch.
ich wurde nach der ersten Woche krank (für 12 Tage)
Das passiert regelmäßig, wenn man im japanischen Hochsommer ankommt, weil man noch nicht an den Wechsel zwischen heiß draußen und klimaanlagenkalt innen gewöhnt ist.
eine komplette messy bude, die in einem wirklich schlechten Zustand war. Im Bad gab es Schimmel und Urin, keine richtige Matratze, keine Decke und nur Staub und Dreck im Zimmer
Jaah natürlich, das klingt jetzt erstmal „voll krass“. Ich möchte aber mal wetten, dass du in einem relativ normalen älteren Haus in einem japanischen Zimmer mit Futons auf Tatami-Matten schläfst, könnte ich da richtig liegen?
Was Schimmel im Bad und auch woanders betrifft, das ist, so schockierend das für Deutsche klingt, in Japan recht normal. Es ist am Ende des Tages ein subtropisches Land mitten im Pazifik mit einer enormen Luftfeuchtigkeit fast das ganze Jahr hindurch. Wenn du seit zwei Monaten in Tokyo bist, hast du die über 35 Grad Anfang September und auch die 31 Grad am vorvorletzten Samstag ja miterlebt. In so einer Klimazone ist Hygiene einfach etwas anderes als in Deutschland. Ohne dir Angst machen zu wollen, aber wahrscheinlich habt ihr auch Kakerlaken, wie so gut wie jedes Haus in Japan sie hat. Das ist normal.
Dort konnte ich nicht essen, weshalb ich seit etwa zwei Monaten täglich zweimal in Tokio in Restaurants gehe.
Damit hast du dir dein Austauschjahr tatsächlich schon versaut. Oft machen Leute das auch nur, weil sie sich nicht an das authentische japanische Essen gewöhnen wollen, das eben nicht morgens Marmeladenbrot, aber auch unbedingt Sushi ist. Mit dieser Aktion hast du dich bei deinen Gastgebern aber leider als nicht anpassungsbereit geoutet und damit wird dann die Gastfamilie dich als Fremdkörper wahrgenommen und behandelt haben.
da sich die Erfahrung nicht lohnt, um ein Jahr Schule zu wiederholen
Naja, die Erfahrung würde sich lohnen, wenn du dich darauf einlassen würdest und nicht alles verteufeln würdest, was Japan nun einmal ist.
Ich schaffe es aufgrund der mentalen gesundheit nichtmehr in die schule da ich dort keine freunde habe
Ist das eine normale Schule oder eine Sprachschule? Wenn es ein Schüleraustausch an einer japanischen Schule ist und nicht eine Sprachreise mit Unterricht in einer Sprachschule, dann kann Schwänzen dazu führen, dass die Organisation dich aus dem Programm wirft. Was zwar in deinem Sinne wäre, aber ich weiß nicht… Man macht doch normalerweise ein Austauschjahr nach Japan, weil man Japan mag. Nicht unbedingt alles, aber zumindest manches. Es müsste doch noch irgendwas geben, was dir noch Motivation geben könnte.
Es war dein größter Wunsch, deine Eltern haben einen Haufen Geld dafür bezahlt. Nun solltest du nicht den weg des geringsten Widerstandes gehen, sondern die Zähne zusammenbeissen und erstmal abwarten, bis du eine neue Gastfamilie zugeteilt bekommst. Deine "mentale Gesundheit" sollte das abkönnen, wenn du überhaupt für einen Auslandsaufenthalt geeignet sein willst.
Eine echte Messy-Bude ist nicht zumutbar. Schicke deinem Vater Bilder davon, vielleicht kann er dir für ein paar Tage ein Hotel buchen, bis du bei der neuen Gastfamilie einziehst. Die Bilder kann er auch nutzen, um evtl. Geld zurückzufordern. Aber nach Hause fliegen ist eine schlechte Option. Mal was auszuhalten, kann eine Erfahrung wert sein.
Ich glaube, du weißt doch nicht genau, worauf du dich eingelassen hast.
Klar, denkt man sich es ist fast, wie zuhause. Und das Bild hier, der Asiaten sieht auch so aus. Also: Sauberkeit, und Fleiss.
Nun hast du etwas anderes erlebt. Ist schlimm, aber kein Weltuntergang. Mein Rat: Versuche erstmal die andere Familie. Und Freunde, wachsen nicht auf den Bäumen. Das geht nicht so schnell. Du bist aus einem anderen Land. Guck einfach nochmal. So, wie du schreibst, warst du auch nicht oft um der Schule.
Guck erst nochmal. Vielleicht ist die nächste Familie besser. Und vielleicht bekommst du Unterstützung.
Und übrigends, ich war auch schonmal als Jugendliche, etwas älter, knapp 18, auf mich allein gestellt. Monatelang. Es war schwer. Fühlte mich auch zwischendurch verloren, allein. Fix und fertig. Und ging dann. Zwar mehr recht als schlecht, habe aber durchgehalten. Und Leute gefunden, denen ich mich anschließen konnte. Bis ich nach Hause musste.