Topizität Truxillic acids? (Diastereotopie)?

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Deine Vögel sind einfach 2,4-Diphenylcyclobutan-1,3-dicarbonsäuren. Topologisch sind jeweils zwei der vier Atome des Cyclobutan-Ringes zueinander äquivalent.

Die α-Form hat Cᵢ-Symmetrie (gleichartige Substituenten stehen auf verschiedenen Seiten der Ringebene), bei der γ-Form mit Cₛ-Symmetrie stehen die Carboxylgruppen auf derselben und die Phenylgruppen auf verschiedenen Seiten, und bei der epi-Form ist es umgekehrt. Bleiben noch zwei Formen mit C₂ᵥ-Symmetrie, nämlich ε (gleich­artige Substituenten auf derselben Seite) und peri (alle Substituenten auf der gleichen Seite). Wer denkt sich eigentlich eine so schwachsinnige Nomenklatur aus?

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Keine dieser Formen ist konformationsstabil chiral, sondern jede ist ein geometri­sches Isomer (Diastereomer) zu jeder anderen.

Was nun mit den Wasserstoffen? Hängt davon ab, welche. ☺ Nehmen wir die, die an denselben C-Atomen hängen wie die COOH-Gruppen. Bei der epi-Form sind sie nicht symmetrieäquivalent also diastereotrop, bei den anderen sind sie symmetrie­äqui­valent: Die ε- und peri-Form haben zwei Spiegelebenen, wenn ich eines der H-Ato­me durch was anderes ersetze dann bleibt immer noch die andere Spiegel­ebe­ne übrig, also bekomme ich immer dasselbe Produkt (homotrop). Die α- und γ-For­men ha­ben aber nur ein Symmetrielement, das durch eine solche Substitution zer­stört wird, also sind die Protonen enantiotrop.

Wenn Du Dir die Protonen ansiehst, die am selben C hängen wie die Phenylgruppen, dann ist die Analyse dieselbe, nur daß die epi- und die γ-Form den Platz tauschen: In der γ-Form sind die beiden Protonen nicht symmetrieäquivalent also diastereotrop (eines ist ja auf der Seite mit den COOH-Gruppen, das andere nicht).

Disclaimer: Ich bin kein Organiker und habe mir diesen ganzen stereochemischen Schmonzes gerade eben erst frisch angelesen, damit ich die Frage beantworten kann. Wahrscheinlich sind meine Gedankengänge anders als die eines Organikers, der ver­mut­lich äquivalente aber andere Argumente vorgebracht hätte, aber ich glaube, daß ich das Prinzip richtig verstanden habe.

Die Begriffe homotrop, enantiotrop und diastereotrop können sich immer nur auf Paare von topologisch äquivalenten H-Atomen beziehen. Ich gebe also sicher­heits­halber eine Zusammenfassung, wobei die Atome H₁ und H₃ die diejenigen sind, an deren C eine Carboxylgruppe hängt, und H₂ und H₄ bezeichnet die H-Atome, die vicinal zur Phenylgruppe stehen.

α-Form: (H₁,H₃) und (H₂,H₄) sind jeweils zueinander enantiotrop.

ε- und peri-Form: (H₁,H₃) und (H₂,H₄) sind jeweils zueinander homotrop.

γ-Form: (H₁,H₃) sind enantiotrop, (H₂,H₄) diastereotrop

peri-Form: (H₁,H₃) sind diatereotrop, (H₂,H₄) enantiotrop.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik
 - (Schule, Gesundheit und Medizin, Politik)
Carno1995 
Fragesteller
 12.12.2018, 19:06

Vielen Dank für diese ausführliche und hilfreiche Antwort. Ich bin auf dieselben Resultate gekommen, nur nicht so ausführlich. Sobald ich weiss, dass ich eine diastereotope Gruppe im Molekül habe, würde ich dies sofort im NMR sehen.

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indiachinacook  12.12.2018, 20:16
@Carno1995

OK, Du hast offenbar meinen Tippfehler in der letzten Zeile (sollte epi sein, nicht peri) beim Lesen irgendwie autokorrigiert. Und ja, diastereotrope Protonen geben verschiedene NMR-Signale (weil sie nicht symmetrieäquivalent sind und das auch durch Rotation um Einfachbindungen nicht werden können).

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Carno1995 
Fragesteller
 12.12.2018, 20:34
@indiachinacook

Ja, war mir schon klar, dass Du dort Epi meinst mit den Erklärungen von weiter oben.

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