Sunnitentum: Erfindung der Umayyaden (arabische Nationalisten)?
Ich habe hier auf gf einen Kommentar gesehen und er hat jemand anderem geschrieben. "Sunnitentum: Erfindung der Umayyaden (arabische Nationalisten)". Stimmt das?
1 Antwort
Nein, sie sind nicht die Erfinder, aber es gibt unter den großen Shuyukh verschiedene Ansichten über die Umayyaden. Die Umayyaden waren eine Familie des arabischen Stammes der Quraisch, zu dem auch der Prophet Mohammed gehörte. Sie herrschten als Kalifen von Damaskus aus über das islamische Reich von 661 bis 750 n. Chr. und gründeten später das Emirat und Kalifat von Córdoba in Spanien.
Es gibt verschiedene Ansichten unter den großen Shuyukh im sunnitischen Islam:
Skaykh Al-Islam ibn Taymiyyah (رحمه الله تعالى) sagte: "Die Umayyaden waren die besten der Herrscher, die nach den vier rechtgeleiteten Kalifen kamen, und sie waren besser als alle anderen Herrscher, die nach ihnen kamen."
Ibn al-Jawzi (1116–1201), ein bekannter hanbalitischer Gelehrter und Historiker, sagte: "Die Umayyaden waren die schlimmsten der Tyrannen, die die Muslime unterdrückten, das Blut der Unschuldigen vergossen und die Religion Allahs veränderten."
Der bedeutende sunnitische Gelehrte und Historiker Abu'l-Rayhan Muhammad al-Biruni schrieb in seiner Chronik der Länder (al-Athar al-Biqiya 'an al-Qurun al-Khaliya) Folgendes über das Verhalten der Umayyaden:
Die Menschen feierten diesen Tag [Tag von Ashura], bis der Mord an Al-Husain b. Ali b. Abi Talib geschah, indem er und die, welche mit ihm waren, so behandelt wurden, wie auf der ganzen Welt nicht einmal die schlimmsten Verbrecher behandelt würden. Sie wurden durch Hunger, Durst und das Schwert getötet; sie wurden verbrannt und ihre Köpfe geröstet, und Pferde wurden dazu gebracht, auf ihren Körpern zu trampeln. Deshalb betrachtete das Volk diesen Tag von nun an als einen unglücklichen.
Im Gegensatz dazu kleideten sich an diesem Tag die Banu Umayya in neue Gewänder, die verschiedene Arten von Ornamenten trugen, und bemalten ihre Augen mit Kohol; sie feierten ein Fest und gaben Bankette und Partys, aßen Süßigkeiten und verschiedene Arten von Süßgebäck.
Das war der Brauch in der Umma während der Herrschaft der Banu Umayya, und so ist es auch nach dem Untergang dieser Dynastie geblieben.
Die Schia aber klagt und weint an diesem Tage, öffentlich trauernd um den Größten der Märtyrer, wie es z.B. in der Stadt des Friedens (Baghdad) und in anderen Städten und Dörfern geschieht; und sie pilgern zur gesegneten Erde (zum Grabe Husains) in Kerbala.
Quellen:
englische Übersetzung (S. 326):
https://archive.org/details/chronologyofanci00biru/page/326/mode/1up
arabischer Text (S. 329):
https://archive.org/details/chronologieorie00sachgoog/page/n148/mode/1up
derselbe arabische Text in diesem Pariser Manuskript, d.h. die folgende und zwei nachfolgenden Seiten:
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8406161z/f173.image.r=biruni
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8406161z/f174.image.r=biruni
https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8406161z/f175.image.r=biruni
