Stimmt es, dass wenn wir alle Lichter ausschalten würden, unser Nachthimmel so aussehen würde?

............. - (Licht, Astronomie, Himmel)

11 Antworten

Hallo,

auf dem Bild ist sehr schön zu sehen, dass das Foto von der Südhalbkugel aus aufgenommen wurde. Dort gibt es sog. Sternenfarmen die fernab jeglicher Lichtquellen liegen und somit hat man einen bombastischen Blick auf den Himmel, aber leider nimmt auch hier immer die Lichtverschmutzung zu.

Sollten wirklich mal alle künstlichen Lichtquellen auf der Erde ausfallen und das zu einer Neumondphase, dann ist es tatsächlich möglich, dass enorm viele Sterne und zwar bis zur 7. Größe wahrgenommen werden können.

Die Milchstraße in südl. Gegenden wäre ein Anblick der seines Gleichen sucht. Ich hörte schon von Hobby-Astronomen die sich wunderten warum es nachts Schattenwurf gab. Lösung: Die Milchstraße war so hell und klar zu sehen, dass es teilweise Schatten zu sehen gab.

Nein, so nicht., anders ...

Ich hatte einmal das Glück in einer wirklich fernab jeder Lichtquellen befindlichen Gegend die Milchstraße am Nachthimmel der Südhalbkugel der Erde zu sehen.

(Wüste, Westaustralien)

Warum nicht wie auf dem Foto?

Kein Foto kann diesen Eindruck vermitteln. Du siehst die Sterne nadelfein (am Foto siehst du hingegen winzige Scheibchen).

Du siehst wahrhaftig tausende Sterne (bei uns ist das de facto kaum annähernd möglich).

Du erkennst Die Sternbilder (trotz Karten) anfangs schwer, weil viel, viel mehr Sterne aus dem Hintergrund deutlich hervortreten, als man glauben möchte.

Kein Foto kann aus technischen Gründen den Kontrastumfang eines Anblicks mit bloßem Auge vermitteln. Geht nicht, keine Chance ...

Du siehst zwar nicht so bunte Farben wie auf einem Foto, dafür aber feinste Abstufungen., sehr zarte Farben

Du siehst mühelos wolkige Verästelungen der Milchstraße.

Du kapierst zu ersten Mal wirklich, warum es diese Phrase "man glaubte die Sterne greifen zu können" gibt.

Du bist fassungslos, Dein Mund bleibt offen, denn Du hättest nie so einen Anblick erwartet. :-)

Du erkennst zum ersten Mal, wie unbeschreiblich eindrucksvoll ein Sternhimmel ohne Lichtverschmutzung sein kann.

Die Transparenz dieser trockenen Wüstenluft ist mehr als beeindruckend.

Wieder daheim angekommen, glaubt jeder dem Du das erzählst, dass Du maßlos übertreibst.

Wie jetzt vermutlich einige, die meine Antwort lesen ... :-)

Beste Grüße!

Startrails  16.02.2015, 00:56

Wieder daheim angekommen, glaubt jeder dem Du das erzählst, dass Du maßlos übertreibst.

Wie jetzt vermutlich einige, die meine Antwort lesen ... :-)

Nein, ich glaube das nicht. Bislang erlebte ich eine einzige Nacht mitten im tiefsten Harz zur Neumondphase in der die Transparenz ausgesprochen gut war und das Seeing annähernd perfekt war. Ich musste das Sternbild Cassiopeia förmlich suchen bis ich es sah - unglaublich wie viele lichtschwache Sterne sich in dieser Nacht zeigten :-)

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derastronom  16.02.2015, 01:26
@Startrails

Kann ich mir gut vorstellen. In Österreich erlebte ich einmal auf gut 2000 Meter Seehöhe in Salzburg ("Steinernes Meer" in den Nördlichen Kalkalpen) auch so optimale Bedingungen. Ungemein transparente Luft, tiefe Dunkelheit, Neumond

Hervortreten der Hintergrundsterne. Und das Ende Juli, wo der Aufenthalt im Freien ausgesprochen angenehm ist. Man bleibt dann bis zur Morgendämmerung natürlich auf, was sonst ... :-)

Manchmal gibt es (extrem selten) günstige Wetterlagen, bei denen selbst in einer Stadt auf einmal der Himmel sehr transparent wird. Ist dann noch die Luft relativ trocken, sieht man (relativ betrachtet) verblüffend gut. Natürlich kein Vergleich zu einsamsten Regionen.

Dennoch man freut sich und ist höchst erstaunt, dass einiges an Deep Sky "geht", was man sonst nicht einmal annähernd erwartet hätte ...

In dem Fall war (der offene Sternhaufen geht sonst auch) dieser Nebel

http://de.wikipedia.org/wiki/NGC_2264

mit indirektem Sehen einwandfrei auszumachen. 25 cm Newton ...

Unvergesslich!

LG

4
Startrails  16.02.2015, 02:12
@derastronom

NGC2264 - das muss schon was heißen. Dann war es wirklich eine perfekte Nacht. Die guten und brauchbaren Nächte kann man wirklich an einer Hand abzählen. Seitdem ich meinen Dobson habe kann man die Nächte an denen ich Jupiter mit über 350-facher Vergrößerung beobachten konnte (stillstehend im Okular) an zehn Fingern abzählen :-)

2
derastronom  16.02.2015, 10:17
@Startrails

Übrigens, eine wirklich bemerkenswerte Geschichte, die mir gerade eingefallen ist da Du bei Deiner Antwort das Ausfallen von Lichtquellen erwähnt hast.

Der berühmte Deutsche Astronom Walter Baade ging 1931 nach Kalifornien und ist einer der ersten Astronomen gewesen, der zusammen mit dem nicht minder berühmten Fritz Zwicky entscheidende Erkenntnisse über Supernovae gewann.

So jetzt kommt es.

Die kriegsbedingte Verdunkelung (Gefahr japanischer Bombenangriffe) der Stadt Los Angeles half 1944 entscheidend dabei mit dem 2,5 m Mt. Wilson Teleskop Sterne in der Andromeda Galaxie aufzulösen.

Baade entdeckte, dass die Sterne im Zentrum der Andromeda Galaxie sich von denen in den Spiralarmen unterschieden, er führte den Begriff der "Sternpopulation I und II" ein. Baade erkannte auch, dass die Cepheiden der beiden Populationen eine andere Beziehungen zwischen Helligkeit und Schwankungsperiode haben.

Diese Forschungsergebnisse gehören zu bedeutendsten in der Astronomie des 20. Jhdts.

Quellen sind im Kommentar unten zu finden.

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ralphdieter  16.02.2015, 11:30
glaubt jeder dem Du das erzählst, dass Du maßlos übertreibst

außer, er/sie hat es selbst erlebt :)

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sternenguckerin  16.02.2015, 14:47

Du übertreibst überhaupt nicht maßlos. Ich hab es selbst auch erlebt (auf der Kanarischen Insel La Palma in einem abgelegenem Dörfchen) . Es ist unglaublich. Ich dachte, das ist einfach nicht wahr. Sooo viele Sterne… Ich hab nur gestaunt. Ich habe mich vorher ja schon auf mehr Sterne eingestellt durch Bilder und so, aber das was ich gesehen hab ist nicht vergleichlich mit irgendeinem Foto - in keinster Weise.

LG

Sternenguckerin

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Bin früher zur See gefahren und auf dem offenen Meer bei klarer Neumondnacht sieht man tatsächlich so viele Sterne, dass man die bekannten Sternbilder fast nicht mehr entdecken kann. Die Milchstraße ist dabei klar zu sehen.

...könnte durchaus hinkommen. Hab den Nachthimmel mal gesehen als ich so 10-15km von der nächsten künstlichen Lichtquelle entfernt war und das war schon beeindruckend.

...leider ist es schwer heute noch so einen himmel zu sehen, ist man nicht gerade in der mitte des Pazifiks gibts eigentlich immer künstliches licht

Vor allem aber kann man den Himmel über Grossstädten, oder allgemein der nahe "Zivilisation" nicht sehen wegen der Luftverschmutzung. In der Luft sind tausenede Staubpartikel, die die Sicht auf so eine lange Distanz extrem vertüben.