Sperma auf der Haut, auf Hautfläche ejakuliert: islamische Interpretation?
S.a.
zunächst will ich klarstellen, dass ich über jegliche Sünden und Konsequenzen sei es seelische und körperliche sind, im klaren und bewusst bin.
Es geht um:
ein gelehrter hat uns vor einigen Jahren, um uns vor dem Masturbieren abzuschrecken gesagt, ich zitiere:
"jener der beim ejakulieren Sperma auf die Haut bekommt bzw. Sperma mit der offenen Haut (Hand, Arm etc.) in Berührung kommt, dem wächst im Jenseits ein Baby auf der betroffenen Stelle"
ich sage es nochmal: ich bin mir über alle negativen aspekte bewusst. Daher unterlässt bitte herabwürdigende Bemerkungen und kommentiert alle sachlich.
ich hoffe einige unter euch belesenen können diese Aussage bestätigen/wiederlegen.
Ya assalam.
3 Antworten
Zu behaupten, dass es keinen hadith gäbe, der das beinhaltet, erachte ich als vermessen. Wer kann schon mit Sicherheit sagen, dass er alle hadithe kennt und erinnert?! Allerdings ist mir auch keiner bekannt.
Da Sperma jedoch von fast allen Rechtsschulen als rein betrachtet wird, halte ich es für äussert unwahrscheinlich, dass die Geschichte stimmt. Wohl eher hat sich Dein "Gelehrter" das ausgedacht, um ein Bild zu kreieren, dass seine ummah vom Masturbieren abhalten soll.
Viel lieber hätte ich ja von ihm einen Quran-Vers gezeigt bekommen, in welchem steht, dass Masturbieren tatsächlich haram ist. "Erlaubt sind Euch Eure Ehefrauen, Eure Sklaven und alles, was Eure Rechte hat." ist mir bekannt. Daraus ableiten zu wollen, dass Masturbation eine Sünde sei, ist imho äussert fragwürdig. Allah wollte es uns doch leicht machen, oder nicht? Dann hätte er auch sagen können "Masturbation ist eine Sünde." Einen solchen oder sinnverwandten Satz sucht man im Quran jedoch vergeblich - und nur Allah darf verbieten.
Danke für Deine Meinung. Nein, verwechselt habe ich nichts.
Meines Wissens sind es nur die Hanafiten, die Sperma als unrein ansehen. Nun die Shia offensichtlich auch. Unterm Strich dürfte dann aber wohl die Mehrheitsmeinung doch die sein, dass es rein ist.
Ich werde das nochmal checken. Ich finds nur merkwürdig, dass bei islamfatwa und islamqa gesagt wird, dass bei Maniy (Sperma/Ejakulat), welches rein sei, Ghusl erforderlich ist, während beim unreinen Madhiy (Lusttropfen, also die klare Flüssigkeit, die schon am Anfang bei Zärtlichkeiten oder schon beim Gedanken auftritt), kein Ghusl erforderlich sei. Hört sich erstmal widersprüchlich an. Mal sehen, ob die Wahhabiten Bin Baz etc. recht haben oder nicht.
"Recht haben" ist da jetzt aber so eine Sache. Wer darf denn da festlegen, wessen Meinung nun die Rechthaberei gepachtet hat? Es gibt hier nunmal - wie so oft - unterschiedliche Meinungen; eine Situation, in der ich persönlich es gerne so halte, dass das jeder so machen soll, wie er selbst es vor sich und Allah vertreten kann.
Sorry, aber ich habe jetzt eher den Eindruck, als willst du gar nicht abwarten, was ich rauskriegen könnte. Den Widerspruch in den Aussagen der Websites habe ich angedeutet. Daher wollte ich nochmal selber nachschauen. Und ich habe zu Hause zwei kleine Enzyklopädien, welche allerlei aus Sicht von 5 madhahib beisammen bieten. Da ich arbeite, kann ich das erst nachher checken. … und ich habe woanders auch noch mal Kenner angeschrieben. Entweder bestätigen sie, was du gelesen hast oder was ich bisher kannte. Ich will‘s also auch selber wissen. Was die wahhabiten schreiben, mutet mir widersprüchlich an. Darüber will ich einfach Klarheit. Und wenn’s dich nicht interessiert, musst du es ja nicht lesen, wenn ich die Antworten kenne und nachtrage. Es geht nicht um Rechthaberei. Es geht darum, was denn nun stimmt. Mehr nicht. Ob ich es richtig weiß oder du, kann ich noch nicht sagen.
Im „Handbuch Islam“ von Ahmad A. Reidegeld steht ab s. 159, dass Samenflüssigkeit (Maniy) und „Erregungsflüssigkeit“ einschl. derjenigen nach der Ejakulation (Madhiy/Wadhiy) zu den mittelschweren Verunreinigungen gehören (najasat mutawassita) und ausschließlich die Samenflüssigkeit (Maniy) nur bei den Schafiiten als rein (tahir) betrachtet wird. Das bedeutet, dass danach die Hanafiya, Hanbaliya und Malikiyya diese Flüssigkeiten nicht als rituell rein erachten. Das Austreten insbesondere der Samenflüssigkeit bewirkt den Janaba-Zustand (Zustand der Unreinheit des Menschen), der in jedem Fall Ghusl erforderlich macht. Das macht ja auch schließlich Sinn. Die Ejakulation ist die 1. Janaba-Ursache. Der Geschlechtsakt ist dann zusätzlich die 2. Janaba-Ursache, auch wenn keine Ejakulation erfolgt ist. Auch diese macht Ghusl erforderlich, um wieder in den Zustand ritueller Reinheit zu gelangen. Das deckt sich mit dem, was ich früher schrieb von der „ursächlichen Unteinheit“. So zusammengefasst, was in dem Buche steht.
Das 2. Buch „The Five Schools of Islamic Law“ von Muhammad Jawad Maghniyyah, Ansariyan, Qum (Iran) 2003, besagt ab S. 12. noch etwas detaillierter folgendes: Die Imamiya, Malikiya und Hanafiya betrachten menschlichen und tierischen Samen als najis (unrein). Die Imamiya sagt aber auch, dass bei Tieren, bei denen kein Blut ausfließt, deren Samen und Blut als tahir (rein) gilt. Weiter heißt es dort, dass die Schafiiten menschlichen und tierischen Samen als rein erachten, außer bei Schwein und Hund. Die Hanbaliya betrachtet menschlichen und tierischen Samen als tahir (rein), allerdings bei Tieren nur diejenigen, welche als Nahrung dienen. Anderer Tiere Samen gilt als najis (unrein).
Nach diesen beiden Büchern sehen Hanafiten, Malikiten und 12er-Schiiten menschliche Samenflüssigkeit grundsätzlich als unrein an, während Schafiiten und die kleinste der sunnitischen Schulen, die Hanbaliya, diese als rituell rein erachten. In beiden Büchern stehen offensichtlich widersprüchliche Angaben zur Hanbaliya. Da aus ihr mal die Wahhabiyya hervorgegangen ist, gehe ich mal davon aus, dass diese menschliche Samenflüssigkeit als rituell rein betrachtet.
Meine Anfrage an Kundige habe ich noch nicht beantwortet vorgefunden.
Die Aussage, dass die meisten Gelehrten Samenflüssigkeit als rituell rein erachten, muss daher nebenbei durchaus infrage gestellt werden. Denn die Malikiyya und die Hanafiya sind beide außerordentlich weit verbreitete Rechtsschulen. Die Schafiiya ist auch beachtlich, während die Hanbaliya im wesentlichen auf die Arabische Halbinsel beschränkt ist. Somit bilden die Gelehrten, welche von rituell rein ausgehen, eigentlich eine Minderheit. Jedenfalls nach diesen beiden Büchern und den Websites, die den wahhabitischen Standpunkt vertreten und damit auch hanbalitische Position haben dürften.
Sorry, aber ich habe jetzt eher den Eindruck, als willst du gar nicht abwarten, was ich rauskriegen könnte. (...) Es geht darum, was denn nun stimmt. Mehr nicht. Ob ich es richtig weiß oder du, kann ich noch nicht sagen.
Nein, das hast Du falsch verstanden.
Mir geht es noch nichtmal darum, Recht zu haben, weil ... speziell in einer solchen Fragestellung es schwierig bis unmöglich ist, festzulegen, was nun richtig ist. Bezüglich der Reinheit oder Unreinheit von Sperma sind die Rechtsgelehrten ja nun am Auslegen und Interpretieren und teiweise interpretieren sie die gleichen hadithe auf unterschiedliche Weise.
Tatsächlich ist es mir relativ egal, ob Sperma nun rein oder unrein ist; ich wasche es ab - sogar als Atheistin, sogar ohne dass ich beten wollte.
Aber: Rum wie num glaube ich diesem "Gelehrten" die Geschichte nicht. und darum sollte es doch hauptsächlich gehen in diesem thread.
Interessiert dich überhaupt nicht, was ich schreibe? Ich dachte, es hilft beim Verstehen und besseren einordnen und für den eigenen Horizont. Ich habe das für dich und mich und alle interessierten geschrieben. Ich für meinen Teil bin ein Stückchen schlauer geworden. Für mich hat’s mehr Input gebracht, in diesem Fall sogar meinen Wissensstand zur Sache verfeinert, präzisiert. Was du damit machst, ist dir ja überlassen. Und ja, ich zweifle auch an der Geschichte, welche eingangs erzählt worden ist. Hab ich ja bereits deutlich gemacht.
Hallo @kaffeemahler! Hab deinen Daumen hoch eben erst registriert. Sorry.
Doch, es hat mich interessiert. Da es aber schon etwas spät war, hatte ich mein Vorhaben, auch noch mal zu recherchieren, auf einen späteren Zeitpunkt verschieben wollen - mal schauen. Mir geht es dabei auch nicht darum, Dich zu widerlegen oder "Recht" zu behalten, sondern darum hrauszufinden, wie die jeweiligen Sichtweisen denn nun sind. Die tatsächliche Wahrheit ... steht auf einem ganz anderen Blatt.
Bei solchen Themen stelle ich mir gerne einen Gott vor, der - das Gesicht in den Händen vergraben - murmelt: "Leute, Leute, Leute, .... das interessiert mich alles überhaupt nicht. Ihr sollt einfach nur rechtschaffen sein und etwas aus Eurem Leben machen!"
Das wundert mich, da das mit der islamischen Lehre unvereinbar ist. Ich weiss ja schon immer, dass Du kein Fundamentalist bist, aber dass Du soweit gehst .....
Muslime haben auch Humor und wissen, wie es gemeint ist. 😉
Bist Du Dir sicher, dass das ein Gelehrter war? Nun ja, manch einer glaubt das von sich. Wenn man dann nachhakt, wird man schnell unbeliebt. Hab ich schon erlebt. Ein „Gelehrter“ entpuppte sich dann als salafistischer Crashkurs-Absolvent, die den Auftrag haben, in die sunnitischen Moscheen zu gehen, um sich dort als Prediger einzuladen, was ihm sicher nicht verwehrt wird, da er ja ein Bruder ist. Es dauert nicht lange, und die Gemeinschaften sind zerstritten, die Vorstände ausgewechselt und der Kurs der Moscheegemeinde wird zusehends uniform. …
Und selbst höchstrangige Ulama können sonderbare Ansichten haben. Sheikh Bandar al-Khaibari, ein bedeutender saudischer Kleriker (Mufti?), vertrat 2015 die Auffassung, dass die Erde nicht um die Sonne rotiere sondern statisch sei. Was würde Kopernikus dazu wohl sagen? Der würde in seinem Grabe sicher nicht statisch bleiben sondern arg rotieren. … Ein Turban oder eine weiße Kufiya auf dem Kopfe macht niemanden zum Gelehrten und Weisen. …
Naja vom Erscheinungsbild wirkte er wie ein herkömmlicher belesener Bruder. Das erstaunliche war halt dass er sehr viel Wissen an den Tag gelegt hat, was uns dann eben als Jugendliche dieses überzeugende Gefühl gab. Ich war damals 17-18
Weißt du was? Genau dieses Bild hatte ich auch mal von mir selber. Als ich 1990 Muslim geworden bin, als Sunnit eher indifferent, ohne genaue Ausrichtung zu einem Madhhab, vielleicht ein bisschen Schafiit, da ich mich an einen älteren Bruder aus Indonesien orientiert hatte, war ich schon ziemlich belesen. Und er hatte viele Bücher. Sehr viele. Ich noch mehr gelesen. Dann hat er angefangen, mit mir Touren zu machen, mal in diese Stadt, mal kn jene Stadt, in muslimischen Gemeinden, Bürgersälen, Hörsälen von Unis. Ich war dann ein Referent. Und ich hatte nach den Referaten auch immer Antworten. Studiert hatte ich das alles nur autodidaktisch. War nie an einer islamischen Hochschule. Und: Es gefiel mir. Ich wähnte mich irgendwann als eine Art V.I.P. - ob man will oder nicht, es hat was, überall dort bekannt zu werden. … Aber irgendwann folgte ich weiterhin meiner Neugier und wollte auch zur Schia mehr wissen. Ich las antischiitische Bücher. Meine Art ist es nur, das, was ich an Zitaten lese, auch im Original zu sehen, da ich inzwischen arabisch auch ganz gut lesen konnte. Und da habe ich schnell gemerkt, dass Übersetzungen auch suggestiv sein können. Denn ich habe Unterschiede gemerkt im Vergleich zur originalen schiitischen Quelle, so dass ich merkte, dass es kein Zufall war, dass bei Kernthesen Schiiten immer schlecht wegkamen. Im Original aber Stands dann irgendwie anders. Ich habe gelehnt, kontextual zu lesen. Und ich habe erfahren, dass die Schiiten keine falschen Muslime sind, sondern in vielem gar nicht falsch liegen, was ihnen ständig unterstellt wird. … 2004 habe ich den madhhab der Jaafariyya für mich als richtig genommen. … war schmerzhaft, da viele Brüder mich plötzlich nicht mehr kannten. Dafür habe ich neue Brüder gewonnen. Und: ich habe gemerkt, dass ich viel zu wenig wissen habe. Vorbei war’s mit der beginnenden Eitelkeit. Ja, ich merkte im Nachhinein, dass ich mir einbildete, genug zu wissen, viel zu wissen. Da wusste ich, dass ich nur Schüler sein konnte, nicht Lehrer. Ich fühlte mich nun wie ein Kind, das an die Hand genommen wird, die Welt kennen zu lernen. Ich begriff, dass Schaitan mich geleitet hat und nur einflüsterte, dass ich ein Wissender bin, der gern überall gesehen wird. Eitelkeit eben. Dabei ist Demut der bessere Weg. Bescheidenheit. Und vieles (noch) nicht zu wissen ist keine Schande sondern Chance. Seit ich Schiit geworden bin, halte ich nur noch Vorträge in meiner Stadt. Nur kleine Vorträge, mit anschließenden Diskussionen, indem ich nur mitdiskutiere, nicht bestimme. Lockere Atmosphäre und geben und nehmen. Ohne zu belehren. Ohne das Ziel, alle beeindrucken und überzeugen zu wollen. Gegenseitig respektieren und aushalten. Sachlich bleiben. Und: zu sagen, ich weiß es nicht, ist auch eine Antwort und eine ehrliche. Wir sind alle nur Menschen und keine Lexika. Und wir machen Fehler. Den Schneid, einzugestehen, sich geirrt zu haben, muss man auch haben. … Mein Lebensweg war und ist Lektion. Wie sagte Sokrates: Ich weiß, dass ich nichts weiß. …
sorry, war etwas lang 😬
Masturbation ist gesund und völlig normal. Brauchst dir keine Sorgen machen.
Hier verwechselst du leider etwas. Vielleicht meinst du das sog. Vor- und Nachsamensekret, welches beides eine klare Flüssigkeit ist. Das gilt i.d.R. als rituell reine Substanz. Sperma selbst gilt aber grundsätzlich sogar als „ursächliche Unreinheit“ (‘ain an-nadjāsa, wörtlich. „Quelle der Unreinheit“). Die Berührung damit bewirkt sog. große Verunreinigung, und diese wird mittels Ghusl beseitigt. Ich kenne keine Rechtsschule, die das eigentliche Sperma als rituell rein ansieht. Selbst der Quran spricht in 32:8 und 77:20 von „min mā'in mahīn“ (wörtlich. „aus verächtlichem Wasser“, „auf einer verächtlichen Flüssigkeit“). Erst mit der Verschmelzung mit der Eizelle findet eine Verwandlung zum Leben und damit zum rituell Reinen statt. Der Mensch wird also auch als reines Wesen geboren. Wollte ich zur Korrektur nur anmerken.