Sollten Kinder ihre Eltern mit Vornamen anreden?
Meine Kleinen sagen Mama und Papa. Und ich würde es auch komisch finden wenn sie mich mit Vornamen anreden würden. Ich kenn aber mehrere Familien in denen das so ist. Selbst die Kleinen, also so um die drei Jahre sprechen die Mama mit Vornamen an. Was haltet ihr davon? Hat das irgendwelche Auswirkungen positv/negativ auf das Kind? Vielleicht bin in der Hinsicht auch einfach altmodisch.
13 Antworten

Also ich schreibe hier jetzt mal aus der Sicht eines Kindes.Ich bin jetzt 29Jahre alt und kann mich kaum dran erinnern jemals "Mama und Papa" zu meinen Eltern gesagt zu haben. Sie haben sehr früh beschlossen,dass mein älterer Bruder und ich sie beim Vornamen nennen. Sie wollten wohl sowas wie eine "gleichberechtigte Kumpelbeziehung" schaffen. Heute kann ich sagen,mehr als Kumpels,wenn überhaupt, sind die beiden gefühlsmäßig auch nicht für mich. Eine "familiäre" Beziehungsebene gab es eigentlich nicht. Ich leide heut manchmal noch darunter,ganz schwer war es für mich aber so mit 13-14 in etwa.Da fing ich von mir aus an meine Mutter manchmal "Mom" zu nennen,aber das fühlte sich komisch und falsch an.Ich hatte damals gehofft,ihr damit näher und verbundener zu sein.Aber das funktionierte nicht. Ich habe auch keine Onkel und Tanten,die man halt mit "Onkel/Tante VORNAME" anspricht,sondern auch die sind alle einfach nur "Vornamen". Meine Großeltern,die immer schon "Oma und Opa" sind,sind die beiden Menschen, die ich neben meinen Bruder mit Frau und Kindern als "Familie" bezeichne. Das klingt hart und tut mir auch weh. Aber ich nehme alles,was mich verletzt oder ich unschön finde als Negativbeispiel und lerne draus,was ich nicht machen werden. Mein Neffe wird erst ein Jahr alt und redet demzufolge noch nicht.Aber meine Nichte wird im Sommer 3 und nennt mich "Tante Diana". Ich liebe das und könnte jedes Mal fast weinen,wenn wir uns sehen und sie mich so nennt.Weil ich es vermutlich so vermisse. Ich würde keinem Elternteil empfehlen,seinen Kindern zu erlauben,sich beim Vornamen ansprechen zu lassen. In meinem Fall litt (wahrscheinlich auch noch zusätzlich aus anderen Gründen) die familiäre Nähe darunter. Gefühlsmäßig habe ich keine Eltern. Nicht nur,dass sie sich kaum so benommen haben,weil sie "Kumpel" sein wollten,sondern meines Erachtens auch der Anrede wegen. Also,ich für meinen Teil möchte "Tante", später auch "Mama" und noch später auch "Oma" sein.Das lasse ich mir nicht nehmen.

Hallo eva75, ist sicher ganz cool, die Anrede mit dem Namen. Aber ich halte das für ganz falsch! man vermischt hier zwei Ebenen miteinander: Erwachsene und die zunächst noch lange Zeit von ihnen abhängigen Kinder. Erst sind die Eltern; durch die Eltern entstehen die Kinder! Wenn man die Kinder auf die selbe Ebene holt (ich will deine Freundin, dein Freund sein) auf der man selber steht, vermittelt man ihnen zwar ein Gleichwertigkeitsgefühl, aber man legt ihnen damit unbewußt auch die gleiche Verantwortung auf die Schultern, die man als erwachsener Elternteil allein tragen sollte. Mama und Papa drücken nicht nur anheimelnde Wärme sondern auch Verantwortlichkeit aus: Ich stehe auf einer oberen Ebene und kann deshalb acht auf meine Kinder geben, denn mein Überblick ist von oben viel besser. Die Begriffe Mama und Papa geben Geborgenheit. Kinder, die ihre Eltern beim Namen nennen, spüren oft diese Geborgenheit nicht so.
Viele Grüße fuisting49

Unsere Kinder sagen beide "Mama", meine Tochter nennt mich "Paps" und mein Sohn sagt "Chef" zu mir. Wie sich's gehört. ;-)
Ich glaube nicht, dass es mir gefallen würde, wenn mich meine Kinder beim Vornamen nennen würden. Hat vielleicht irgendwas mit meiner antiquierten Ansicht bez. dem Respekt zu tun...

Ja, "Chef"... da sieht man, wozu das vermeiden des nennens beim Vornamen wirklich letztlich gut ist... um sein Ego aufzublähen. Um sich wichtig zu fühlen, Macht und Kontrolle ausüben zu können. Um zu wissen, wer man ist. Der Chef. Aha.
Dem Kind kann man so niemals von Angesicht-zu-Angesicht begegnen. Von Mensch-zu-Mensch und die Beziehung bleibt auf eine Arte und Weise für immer zweidimensional.
Deswegen versuchen viele Kinder, ihren Eltern das perfekte Kind vorzuspielen und Lügen wie gedruckt, denn sonst haben sie Ärger am Hals. So wird man sein Kind nie WIRKLICH kennen lernen und das absolute Vertrauen gewinnen.
Traurig. Ich bin für beide Optionen: Vornamen UND Mama/Papa.

Bekannte liessen sich von ihren Kindern mit Vornamen anreden, weil sie das "moderner" fanden.
Eins Tages kam die Tochter an und jammerte: "Alle anderen Kinder haben Papa und Mama, aber wir haben nur Euch!"
Man sollte das den Kindern vielleicht als Option anbieten, aber es nicht festlegen.

Super-Antwort! - Meine Mutter mußte ihre Mutter noch "per Sie" anreden und umgekehrt. Das war vielleicht urkomisch. Das ist heute gar nicht mehr vorstellbar. : ) LG

Wenn die Kinder zwischendurch auch mal die Eltern mit dem Vornamen anreden, weil sie es so von anderen gehört haben, dann finde ich das völlig in Ordnung. Aber insgesamt finde ich, dass doch die Eltern die einzigen Menschen sind, zu denen man Mama und Papa (oder Paps und Mami oder wie auch immer) sagen kann, und das sollte man den Kindern doch nicht so nehmen!
so isses.. Ordnung und Zucht im Hause Kabarks..:-)Das mit dem Chef werde ich auf die Traktandenliste nehmen und es priorisieren....