Sollte ich meinen Traum Richter zu werden verfolgen?
Ich mache aktuelle eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Ich merke aber, dass das fachlich nichts für mich ist. Ich sehe mich später im rechtlichen Bereich, also entweder in der Justiz oder als Anwalt. Ich weiß ganz genau, wie verdammt hart es ist, sich Richter nennen zu dürfen. Deswegen meinen größten Respekt an das, was ein Richter so leisten muss.
Was meint ihr: Wenn ich schon seit längerer Zeit den Traum habe, Richter zu werden? Sollte ich diesen Traum verfolgen? Auch wenn ich dann vorraussichtlich erst mit 30 in den Job einsteige. Und es immer die Möglichkeit gibt, auf dem Weg dorthin zu scheitern.
11 Antworten
Jura sollte man nicht an einem bestimmten Beruf festmachen, sondern daran, ob einem die Materie Spaß macht.
Ein kleiner Test: Wenn du zum Bäcker gehst, ein Brot kaufst, bar bezahlst und der Bäcker dir dein Wechselgeld gibt, sieht das deutsche Recht dabei acht Willenserklärungen.
Such dir ein Erstsemester-Lehrbuch für Zivilrecht und finde heraus, warum. Wenn dir das Spaß gemacht hat, ist es gut, sonst lass es bleiben. (Und wenn du das in deiner Ausbildung schon hattest, versuche, dich zu erinnern, wie du das fandest.)
Das kannst du gerne versuchen. Du brauchst jedoch die allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife um an der Uni immatrikuliert zu werden.
Zudem musst du Rechtswissenschaften/Jura mit Staatsexamen(!) studieren um später im öffentlichen Dienst arbeiten zu können. Von den Noten (mindestens Prädikatsexamen) ganz abgesehen.
Du kannst beim Staatsexamen immer durchfallen, wenn dir das jedoch wiederholt passiert, stehst du am Ende mit nichts da.
Wenn du aber den Fleiß mitbringst und deinen Traum verfolgst, kannst du auch das schaffen. Hier ist ein Beispiel für jemanden, der es geschafft hat: https://youtu.be/zLEVqnNneM0
Machbar ist das schon, du solltest dich aber nicht zu sehr auf den Beruf Richter fokussieren, denn ob das klappt bzw. ob du das am Ende immer noch willst, hängt von vielen Faktoren ab.
Ich habe erst eine Ausbildung gemacht und dann angefangen Jura zu studieren und bereue es bis jetzt nicht. Ganz im Gegenteil! Rechtswissenschaften macht mir riesen Spaß und ich liebe es zu studieren. Ich bin jetzt im 5. Sem. habe die Zwischenprüfung ganz ordentlich bestanden und ziehe das Studium durch, auch wenn ich erst mit 30 in den Beruf starte...
Wenn du es wirklich willst, dann tue es und lass dir nichts einreden... selbst wenn du "erst" mit 30 startest, hast du bis zur Rente noch etliche Jahre vor dir... Du schaffst das!
Man kann auf allen Wegen scheitern,
aber man hat es probiert. Da geht's drum!
Außerdem: Im Bildungsystem in D wollten die Experten bald diese Lücke demnächst schließen, wenn Jurastudenten am Staatsexamen wiederholt gescheitert sind (und dann noch nicht mal einen irgendwie gearteten anerkannten Abschluß haben).
Hatte da mal ein Feature im Radio drüber gehört. Da sind Bestrebungen im Gange dieses Fiasko mit einer Art Bachelor oder so abzufedern. Weiß da leider weiter nichts drüber, ob es das inzwischen schon gibt – außer der Problemstellung.
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Und dann gibt es auch Berufe im juristischen Bereich, wo man anderen Menschen hilft. Oder manche wollen im mittleren oder gehobenen Justizdienst arbeiten... es gibt da deutlich mehr als nur Richter oder Anwalt, wenn das zu hoch gegriffen sein sollte.
Es gibt tatsächlich schon erste Bestrebungen und einige gestufte Jura-Studiengänge.
Beispiel Uni Potsdam: https://www.uni-potsdam.de/jura/studium/llb.html
Dort kann - quasi parallel zum Staatsexamen - auch ein Bachelor absolviert werden.