Sollte ich die Arztbegleitung in Zukunft verweigern?
Liebe Community,
ich arbeite als Betreuungskraft in einem Altenheim (keine pflegerischen Tätigkeiten).
Ich bin seit fast vier Jahren dort beschäftigt, aber seit einem Jahr habe ich den Eindruck, dass man mich gerne loswerden möchte.
Am Donnerstag informierte mich die Büromitarbeiterin vom sozialen Dienst, dass ich eine Bewohnerin am nächsten Tag zum Zahnarzt begleiten müsse. Sie grinste dabei so komisch und sagte, dass sie sonst niemanden dafür habe. Oft begleitet der Bufdi Bewohner zum Arzt, aber er war wohl nicht im Dienst. Sie sagte mir, dass die Bewohnerin im Rollstuhl zur Praxis fährt und dort zu ihrem Rollator wechseln soll, da die Praxis nicht barrierefrei ist. Ich machte mir schon Sorgen...
Also machte ich mich Freitagmorgen auf den Weg mit ihr. Ich kannte die Bewohnerin nicht, da sie auf einem anderen Wohnbereich wohnt als ich tätig bin. Nach kurzer Zeit bemerkte ich, dass sie ihren elektrischen Rollstuhl nicht unter Kontrolle hatte. Er ging ab wie ein Zäpfchen und sie schoss auf die Büsche zu! Ich konnte sie gerade noch zurückhalten. Dann war sie kurz davor, gegen einen Poller zu sausen. Auch das ging gerade noch gut.
An der Praxis angekommen, versuchte ich beim Aufstehen aus dem Rollstuhl zu helfen. Es klappte nicht. Ich bat eine Sprechstundenhilfe, Hilfestellung zu leisten. Die meinte, die Bewohnerin sollte besser im Rollstuhl in die Praxis kommen. Also hievten wir sie die beiden Stufen rauf. Drinnen wurde ich dann von der zweiten Sprechstundenhilfe angemotzt, dass das nicht gehe. Sie hätten alle Rückenprobleme und wenn ihre Kollegin nicht dagewesen wäre, hätte mir niemand helfen können. Es soll doch beim nächsten Mal ein Mann als Begleitung geschickt werden. :-(
Auf dem Rückweg schob ich die Bewohnerin zum größten Teil. Als es aber die Rampe zum Eingang des Heims hochging, gab sie plötzlich Vollgas und wäre fast gegen die Eingangstür geknallt! Ich konnte den Rollstuhl gerade noch zurückreißen.
Mir war anschließend zum Heulen zumute. Wenn ich mir vorstelle, was hätte passieren können! Ich wusste ja nicht, dass die Bewohnerin ihren Rollstuhl nicht im Griff hat!
Würdet ihr in Zukunft eine Arztbegleitung verweigern, wenn der Bewohner nicht mehr fit ist, d.h. nicht mehr selbst am Rollator laufen kann?
Liebe Grüße
3 Antworten
Das was du geschildert hast ist ja lebensgefährlich für andere Personen, die ebenfalls dieselbe Strecke unterwegs sind. Auch die anderen älteren Heimbewohner sind gefährdet, wie sie ihren elektrischen Rollstuhl nicht im Griff hat. Auch für dich kann das unangenehme Folgen haben, da du als Betreuerin mit ihr zusammen unterwegs bist und deine Aufgabe ist es ja, ihr beizustehen und bei kritischen Situationen einzugreifen.
Wenn du ortskundig bist und die Verhältnisse beim Arzt kennst, würde ich mich schon weigern, weiterhin solche „Krankentransporte“ zu begleiten, wenn du kräftemässig nicht in der Lage bist, die Bewohner eine Treppe oder sonstige Hindernisse mit dem Rollstuhl hochzuheben.
Dass dich die MPA darauf aufmerksam gemacht hat, dass dir in Zukunft niemand mehr hilft, finde ich selbstverständlich.
Vielen Dank für den ⭐️. Hoffentlich hat sich auch für dich die Situation so gebessert, dass es für alle Beteiligten stimmt. Liebe Grüsse
Wenn das zu deinem Job gehört, solltest du die Arztbegleitung nicht verweigern.
Kein Grund zu schreien. Normalerweise kann man einen Rollstuhl schieben und nicht jeder, der im Rollstuhl sitzt, beherrscht ihn nicht. Elektrische Rollstühle sind natürlich schwer, aber sie will ja jetzt gleich alles verweigern, außer Rollator. Das ist übertrieben.
Nur weil einmal was schief gelaufen ist, alles verweigern? Das finde ich sehr fragwürdig.
Das nächste Mal schiebst du halt den Rollstuhl, wenn es nicht anders geht. Oder suchst nach einer anderen Lösung
Wenn jeder die Begleitung verweigert, weil ihm die Bewohner nicht fit genug sind, kann ja keiner mehr zum Arzt.
Da bin ich ganz anderer Meinung. Die Arztbegleitung in einem solchen Fall nicht zu verweigern, wäre grob fahrlässig und verantwortungslos.