Sehr große Angst vor der Zukunft?

2 Antworten

Hallo Nai96,

vielen Dank für dein ausführlich beschriebenes Problem und die daraus resultierende Frage.

In wie weit die Dyspraxie später einmal deine Berufsaussichten und deine Karriere beeinflusst, hängt natürlich sehr von der Ausprägung ab. Leichte Formen, so wie es mir hier bei dir erscheint, kannst du bis zum Eintritt ins
Berufsleben noch etwas kompensieren.
Wirkliche Aspergians haben ausserdem eher Schwierigkeiten, sich in einem sozialen Gefüge mitzuteilen. Weniger die Arbeit ist es die Probleme bereitet, oder die kognitiven Anforderungen die an sie gestellt werden, sondern die Barriere, nicht auf andere Menschen "normal" reagieren zu können, wobei "normal" auch immer zwei Seiten hat. Für den Asperger ist es normal, abwartend, zu sein. Die Sicherheit der gewohnten und erlernten Umgebung zu suchen. Asperger haben dafür in der Regel eine ganz ausgezeichnete Koordination über ihre Extremitäten und über den Ablauf von vorgegebenen Arbeitsabläufe. Dazu kommen in vielen Fällen noch Inselbegabungen, wo es dann aber auch anderer Stelle wieder "fehlt."

Was du leider auch schon erfahren musstest, liegt in der Natur der angeblich so normalen Meschen: Sie kommen nicht damit klar, dass es Menschen wie dich gibt, die pratische Abläufe nicht so gut koordiniert bekommen und auch sonst irgendwie motorisch auffällig sind. Das geht dann schnell als negativ, als tolpatschig, unkonzentriert und rebellisch daher.

Ich sehe hier nur, wie du dich schriftlich ausdrückst und das ist ausgezeichnet. Entweder hast du schon eine lange "Karriere" mit Ergotherapie, Physio und Logopädie hinter dir, so dass zu mindest deine Eltern erkannt haben, dass du natürlich nicht dumm bist, sondern einfach nur eine besondere zusätzlich Förderung benötigst.

Leider erkennen das nicht alle Menschen und auch für die Eltern ist es nicht leicht, wenn ihr Kind im Verglich zu den anderen im Kindergarten Auffälligkeiten zeigt, die längst nicht mehr altersgerecht daher kommen. Dieser rote Faden zieht sich dann leider oft bis Erwachsenenalter hinein. Aber das muss nicht sein.
Mit dem Erreichen deines Abiturs mit der guten Note von 1,3 hast du schon bewiesen, dass du nicht dumm bist.
Einzig die Schnittstelle zwischen dem Wollen, der Merkfähigkeit für praktische Prozesse und der Balance daraus entsprechend zu Reflektieren, ist bei dir anders veranlangt. "It's no mistake - It's a feature."  Sieh es einfach von dieser Seite, ohne deine Defizite herunter zu spielen. Fehler ist Fehler. Manche kann man entschuldigen, andere sind einfach dumm gelaufen. In diesem Fall kannst du dich auf diese Form des Autismus berufen, es aber niemals komplett damit entschludigen. Jemand der querschnittsgelähmt ist, entschuldigt sich ja auch nicht dafür, dass er nicht gehen kann. Er kann es eben nicht, sucht aber immer nach Lösungen(Wheely).

Ich weiss leider nicht, wo deine Stärken liegen. Sind sie eher naturwissenschaftlich-mathematisch, oder in den Geisteswissenschafen(Sprache, oder Philosophie) beheimatet? Hier solltest du jedenfalls deine Zukunft suchen.
Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften sind bestens für alle Autisten, Aspergians und Leute wie dich geeignet. Voraus gesetzt, du sucht einen Bereich, der statisch ist.
Berufe, die nicht für dich in Frage kommen sind : Arzt, Pädagoge, alles was mit Sport zutun hat. Medien, TV, Radio, Zeitung. Ausserdem Ingenieurswissenschaften, die mit Projektmanagement und Vertrieb zu tun haben. Betriebs-und Volkswirtschaft ist sehr interaktiv zwischen Mensch, Materie und Finanzen. Ungünstig ist also alles, was einen starken interaktiven Wechsel zwischen deinem Studienbereich und Menschen/Umfeld beinhaltet.
Du könntest Politikwissenschaften studieren, aber nicht in die aktive Politik gehen, dafür in die Forschung. Genauso sieht es mit Jura aus: Rechtswissenschaften ja, aber nicht als Rechtsanwalt, usw...
Berufe, die eine besondere Reisefähigkeit erfordern sind auch nicht ideal. Nicht davon betroffen: Reisen die dem Austausch von Wissen dienen.

Du schreibt auch, dass du schon Praktikas gemacht hast und dass dort die Menschen in deinem Umfeld, nicht so gut mit deinen speziellen Defiziten und Bedürfnissen klar kamen. Umgekehrt, wirst du dich in diesen Praktikas nicht sehr wohl gefühlt haben. Umso mehr bewundere ich, dass du diese überhaupt durch gezogen hast. Das erfordert schon viel Mut und Durchhaltevermögen. Nur die wenigsten Menschen mit Dyspraxie weisen diese Fähigkeiten auf. Erlerntes schnelles Aufgeben und Mutlosigkeit sind da eher an der Tagesordnung.

Du solltest dir also einen Studiengang suchen, der sehr theoretisch ausgelegt ist. Damit scheiden alle Fachhochschulen schon einmal aus. Ausserdem gibt es Universitäten, die den Firmen entgegen kommen und in den letzten Jahren mehr Wert auf Praxisbezogenheit legten. Bitte erkundige dich bei einem Studienberater, welche Unis noch "old-fashioned" sehr theoretisch vorgehen. Alle Berufe, die in die Forschung gehen, wären für dich geeignet. Logisch, wird es dir immer etwas schwerer fallen, als deinen Kommilitonen, aber das kannst du schaffen. Auch Berufe, die Philosophische Anforderungen stellen, sind eine Alternative. Als künftige Arbeitgeber fallen mir in Deutschland das Frauenhofer-Institut ein, generell alle Universitäten, die Forschung betreiben. Du würdest also einen Beruf an einer Universität entgegen sehen, oder an verschiedenen Instituten. Das Gute daran ist, dass diese Jobs nicht der freien Wirtschaft unterliegen. Sicher kann man auch dort seine Arbeit verlieren. Davor ist heute niemand mehr gefreit. Aber da wird es dich nicht schlimmer erwischen, als jeden "Normalo". Es ist also eine Frage der Zukunftsausrichtung und nicht der Perspektive. Jeder BWL-Student hat eine viel höhrere Wahrscheinlichkeit, seinen Job viele Male bis zur Rente zu verlieren, wie du es unter deinen Bedingungen erleben wirst.

Für den täglichen Umgang würde ich dir empfehlen, den Menschen in deiner näheren Umgebung zu erklären, dass du eine Art des Aspergers hast, obwohl Dypraxie und Asperger kaum zusammen gehören. Zu unterschiedlich ist die Ausrichtung. Der Asperger hat ein Problem mit einem interaktiven sozialen Defizit, bei dir sind es interaktive Arbeitsabläufe. Wer also in einem Praktikum, später an der Uni, mit dir zu tun bekommt, der sollte informiert sein. Alle anderen Menschen müssen erst einmal selber reflektieren, wo sie ihre "Bugs" haben.

Du siehst also, dass deine Zukunft im Vergleich zu anderen Abiturienten nicht schlechter aussieht, nur anders. Du musst dir ggf. Hilfe suchen, um den richtigen Weg zu finden.
Studienberater, vielleich auch deine heimische/nächst gelegene Uni, kann dir da weiterhelfen.
Deinen Weg sehe also in der Forschung und das ist DIE ZUKUNFT.

Ausserdem würde ich dir noch empfehlen, einen Antrag auf Schwerbehinderung zu stellen, falls das nicht schon geschehen ist. Das klingt jetzt hart, hat aber viele Vorteile. Bei anerkannter Behinderung von auch nur 30, oder 40% stehen dir schon ganz andere Möglichkeiten bei der Vergabe eines Studienplatzes zu, als einem Normalo. Deine Bedürfnisse müssen als zuerst berücksichtigt werden, dann kommen die anderen. Und so zieht sich dann dann weiter(Studienticket, Unterkunft, ect..) . Eine Firma/Institut/Uni stellt lieber jemanden mit einer Behinderung ein, als jemanden ohne, wenn beide gleich qualifiziert sind.

Und in jedem Fall bist du für das geschaffen, was dir am meisten zusagt. Das wirst noch von früher kennen: was du unbedingt erreichen wolltest, das hast du auch geschafft. Es war immer vermeintlich schwerer, wie bei anderen; aber du hast es geschafft. Und so wird es jetzt auch wieder laufen.

Wenn du noch Fragen hast, kann du dich auch direkt an mich wenden, oder an Don.

Ich wünsche dir alles Gute,
di Colonna

nai96 
Fragesteller
 26.03.2017, 08:14

Erst mal vielen Dank für deine ausführliche Antwort, und deine hilfreichen Ratschläge.

Also erstmal zu dem Thema Asperger: Ich selbst bin mir nicht mal sicher ob ich es wirklich habe. Aber jedenfalls wurde es bei mir diagnostiziert. Ich habe  das aber auch nie als eine Art Krankheit angesehen, auch nicht als was schlechtes. Eher als eine Art Persönlichkeitsmerkmal, das als abnormal bezeichnet wird, nur weil Andere es nicht verstehen können und es nicht zu den Anforderungen der Gesellschaft passt. 

Also was bei mir passt sind, dass ich keine starken Emotionen kenne und  generell sehr einzelgängerisch und eigenbrötlerisch bin. Ich tu mich schwer mit meinen Mitmenschen zu kommunizieren, oft denken die Leute ich könnte sie nicht leiden, dabei stimmt das gar nicht. Ich realisiere dann aber selbst, dass ich mich mies Verhalten habe, bekomme ein schlechtes Gewissen und ärgere mich über mich selbst. Oft spreche ich mit ihnen nur über das Nötigste. Auch bei meiner Familie ist das so. Ich sitze bei Feiern etc. immer nur blöd rum ohne ein Wort zu sagen und fühle mich gestresst und provoziert. Ich weiß jetzt aber nicht, ob es einfach nur sehr sehr starke Introvertiertheit ist, oder wirklich schon eine Art von Asperger. 
Nur irgendwie habe ich mich schon immer "anders" gefühlt. Auch als kleines Kind habe ich mich nie wirklich mit Jemandem anfreunden können. Ich habe mich selbst immer als netten Menschen wahrgenommen und nie verstanden, warum die anderen Kinder mich nie gefragt haben ob ich was mit ihnen machen will. Ich war schon immer irgendwie das dritte Rad am Wagen.
Ich wurde erst ein Jahr später eingeschult, weil die Erzieher meinten ich wäre noch nicht so weit. Ich selbst erinnere mich nicht mehr an diese Zeit, aber aus Erzählungen weiß ich, dass ich wohl immer nur alleine was gemacht habe und mich wohl häufig isoliert habe. 

In der Grundschule gab es auch Schwierigkeiten. Die Lehrerin hielt mich für unterentwickelt und hat mich auf die Hauptschule geschickt. Da war ich aber mehr als unterfordert und bin dann aufs Gymnasium gekommen.

Ohne jetzt mal über das Mobbing reden zu wollen bin ich auf dem Gymnasium auch bei vielen Lehrern angeeckt.

Aber was bei mir z.B. gar nicht zutrifft ist, dass ich Routine brauche oder irgendwelche eigenartigen Interessen habe.

Also das erstmal dazu. Weil ich darüber noch nichts geschrieben habe und es vielleicht helfen könnte die Situation besser einzuschätzen..

Also meine Stärken liegen ganz klar im naturwissenschatlichen-mathematischen Bereich. Ich bin zurzeit Mathestudent.

Ich habe bis jetzt nie Jemandem außer meinem Freund und meinem besten Freund von meiner vermeintlichen "Krankheit" erzählt. Ich mag es nicht sonderbar behandelt zu werden. Ich möchte eigentlich auch gar keinen Schwerbehindertenausweis, weil ich mich nicht behindert oder krank fühle. Die Erwartungen Anderer passen bloß nicht zu mir. 

Allerdings, ohne dir zu nahe treten zu wollen, irrst du dich in einem Fall. Dyspraxie und Asperger stehen häufig in Verbindung zueinander. 

Und du hast Recht, ich habe schon früh angefangen mit Krankengymnastik und Ergotherapie. Aber irgendwann hab ich dann damit aufgehört, weil ich mich ver*rscht gefühlt hab. Die wollten mir wirklich jede mögliche Behinderung andrehen und haben mich behandelt wie ein Kleinkind. Ich wurde auch oft von meiner Mutter in Sportvereine gesteckt, aber ich hab nie die Kurse zu Ende gemacht oder bin einfach nicht hingegangen. Meine Mutter meinte es nur gut und wollte mir helfen, aber ich hab jedes Mal nen riesen Aufstand gemacht, weil ich nicht hinwollte ;

Nochmal vielen Dank für deinen guten Rat und deine Zeit. Du hast mir etwas Mut gemacht.

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DiColonna  26.03.2017, 10:37
@nai96

Salve Nai96,

du hast Recht, wenn du sagst, dass du dich selbst nicht als behindert und/oder krank fühlst. Umso mehr ist es unschön, wenn andere einem das einreden wollen, oder aus Unwissenheit falsch reagieren.
Ich hatte vorhin diese neuen Angaben von dir noch nicht vorliegen, daher konnte ich nur generell die Lage einschätzen, wie es durchschnittlich in solchen Fällen ist.
Ich weiss auch, dass Dypraxie und Asperger häufig zusammen kommen. Mal ist das eine, mal das andere stärker ausgeprägt.

Wie schätzt du es ein? Sind die Koordinationsschwierigkeiten für dich persönlich schlimmer, oder sind es die Kontaktschwierigkeiten?

Hier in Rom treffe ich gelegentlich einen Mathe-und Informatikstudenten, mit klassischem Asperger: Inselbegabung Mathematik, Physik pus Sprachen. (22 Jahre, 6. Semester an der Sapienza) Der sagte mir einmal: "Es ist doch nicht mein Problem, wenn die anderen mich nicht verstehen. Mir reicht es, wenn ich sie verstehe und dann entscheide, mit wem ich Kontakt haben will und dabei muss ich nicht einmal immer mit denen reden..."
Er betrachtet sich nicht als krank, oder behindert. Nur anders veranlagt, so wie du es auch sagst. Gemeinsam habt ihr, dass die Kontaktaufnahme sehr schleppend, zögerlich und selektiv ausfällt. Bei dem Studenten hier war es so, dass er bis zu seinem 16. Lebensjahr fast gar nicht gesprochen hat. Sehr zur Verzweiflung seines Vaters, man ging sogar von einer schweren Form des Autismus aus. Danach kam es so langsam. Bis vor einem Jahr konnte dieser junge Mann weder Leute begrüssen, die er nicht kannte, noch zu "unbekannten" Professoren ect... alleine einen Raum betreten. So wie es scheint, ist das bei dir also sehr viel milder.

Das Mathematikstudium ist also schon einmal genau das Richtige. Wenn du es nun schaffst, es in die Richtung zu bewegen, die deine Stärken ausschöpft und deine Schwächen mildert, dann steht einer positiven Zukunft nichts im Weg.

Wie deine Mutter schon zu deinem Leidwesen erkannt hat, ist Sport jedoch sehr wichtig. Nicht ausschliesslich wegen der Kontaktaufnahme, sonder auch weil er die Koordination von Körper und Wahrnehmung schult.
Ob da die klassisch bekannten Sportarten geeignet sind(Fussball & Co.) halte ich für dahin gestellt. Schwimmen ist gut, einige wenige asiatische Selbstverteitigungstechniken (Wing Tsung), kein Kung Fu, Judo usw..., bzw. alles was auf Material Arts und Angriff abzielt.
Vielleicht schaust du noch mal, was da für dich in Frage kommen könnte. Schwimmen und Selbstverteidigung verbessern die körpereigene Wahnehmung.

Jetzt, an der Universität, sollten zumindest deine Professoren und nächsten Kontaktpersonen über dein (kleines) Handicap informiert sein.

Ausserdem würde ich dir dringend empfehlen, von einem Facharzt einmal eine neue Diagnose plus Status über die Dyspraxie/Asperger einzuholen. Du bist nun über 20, also def. heraus aus der Pubertät. Da ändert sich so ein Beschwerdebild noch einmal massiv. Immerhin solltest wenigstens du wissen, ob nun wirklich Asperger vorliegt und/oder mit Dyspraxie. Und wenn ja: in welcher Ausprägung. Ich weiss, dass es nervig ist, sich noch einmal mit den leidvollen Erfahrungen der Kinder-und Jugendzeit auseinander zu setzen. Dennoch halte ich es für sinnvoll, auch den Leuten gegenüber, die künftig deine Kollegen sein werden.

Alles Gute
di Colonna

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nai96 
Fragesteller
 26.03.2017, 13:59
@DiColonna

Nochmal danke :)

Also das ist eine gute Frage. Ich weiß selbst nicht so genau wo ich mehr Schwierigkeiten habe. Es kommt immer auf die Situation und das Umfeld an. Bei nahestehenden Personen kann ich natürlich ganz normal reden und hab keine Scheu. Bei fremden kommt es auch immer darauf wer es ist. Mit manchen unterhalte ich mich, bei Anderen spreche ich nur wenn ich gefragt werde. Und das sehr ungern. Wobei ich z.B. große Probleme hab sind so Dinge wie anrufen, Termine wahrnehmen usw. Allein die Vorstellung ist der Horror. Manchmal, wenn ich weiß, dass z.B. der nächste Geburtstag ansteht, kann ich tage vorher nicht mehr richtig schlafen, weil ich so aufgeregt bin. Ich weiß nicht ob das vielen so geht... vielleicht ist das auch normal. 

Die Koordinationsschwierigkeiten machen mir natürlich besonders beim Sport zu schaffen, aber da ist die Sache, man kann dem häufig aus dem Weg gehen. Es ist da nicht der Sport an sich, den ich so schlimm finde, es ist mir auch egal wenn ich nicht so begabt darin bin, schlimm ist es wenn andere mich dabei sehen können. Leider bekomme ich mich nicht dazu aufgerafft allein Sport zu machen. Und in einen Verein will ich eigentlich nicht. Wie gesagt, man fühlt sich schlecht, weil man nicht mit den Anderen mithalten kann. Selbstverteidigung und Schwimmen hab ich beides schon gemacht. Ich war bereits in einem Fußball-, Handball-, Schwimmverein und hab mal Leichtathletik und Selbstverteidigung gemacht. Alles hab ich abgebrochen. 

Also ich kann wirklich nicht richtig sagen was jetzt ausgeprägter ist. Es ist irgendwie die Kombi zusammen. Im Fußballverein hab ich mich z.B. schlecht gefühlt, weil ich es nicht wirklich konnte... schwimmen lag mir eigentlich einigermaßen, aber damit hab ich aufgehört, weil ich mich mit der Gruppe auseinandersetzen musste. Ich weiß leider auch nicht wie ich es beschreiben soll. Ich hoffe aber du verstehst was ich meine.

Oh je, so krass wie dein anderer "Patient" hab ich das natürlich nicht. Ich habe wenn nur eine leichte Form.

Mit der Diagnose, ich weiß nicht so recht.. Eigentlich halte ich gar nichts von solchen Ärzten. Ich kenne mich selbst viel besser und weiß besser über mich bescheid als irgendwelche dahergelaufene Typen, die darüber nur was in ihren Büchern studiert haben.

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DiColonna  26.03.2017, 16:08
@nai96

Halllo Nai96,

ehji....jetzt bringst du mich zum Staunen..

"Eigentlich halte ich gar nichts von solchen Ärzten. Ich kenne mich
selbst viel besser und weiß besser über mich bescheid als irgendwelche dahergelaufene Typen, die darüber nur was in ihren Büchern studiert haben."
Madre mia.....zu den Typen gehöre ich auch. Zu den Büchern habe ich noch im Hörsaal abgehangen und eine Dissertation aus mir heraus gewrungen! ;-)))
Na das ist jetzt aber der Asperger und Dyspraktiker, wie er in meinem Lehrbuch stand. *Just joking* ;-))
Im Ernst, da kommt die heruntergesetzte Reflexionsfähigkeit zum Vorschein. Nicht weiters schlimm. Sie ist ein Teil vom Ganzen und nur ein vielleicht untergeordneter Teil. Aber eben einer, auf den deine Mitmenschen vielleicht nicht genau wissen, ob es nun Arroganz, oder wirklich eine kleine Fehlsteuerung ist. Sowas lässt sich, zusammen mit der Erwartungsangst(Telefonieren/Geburtstage ect..) übrigens recht gut verbessern. Dafür wurden Typen wie ich jahrelang durch alle Vorlesungen geschliffen.

Bei dem jungen Mann bei mir in Rom, war/ist es übrigens exakt gleich. Vielleicht hat er nicht ganz die körperliche Diskoordination, aber die Kontaktschwierigkeit sind identisch, bis vor 2 Jahren vermutlich weit schlimmer wie bei dir. Man konnte ihn überhall hinschicken um komplexe Software-Implementierungen vorzunehmen, aber wehe man hätte ihn in eine Metzgerei geschickt, wo er früher mit Mamma noch nie war... Ein buchstäbliches No-go.

Sport ist nicht an mangelndem Talent gescheitert, aber an einer inneren Bauchgefäss-Anomalie. Viele Operationen haben den Sport immer wieder lange ausfallen lassen müssen. Schwimmen geht er nach eigener Angabe 2 Mal die Woche mit seinem Vater. Schwimmen, weil im Wasser niemand sehen kann, ob er gut, oder nicht so gut schwimmt. Im Wasser ist man halt ungesehen von anderen.
Beim Basketball ist er an der Sportart an sich gescheitert und an dem Mangel der Teamfähigkeit. Leute wie ihr seid eben eher Global-Player als Rudeltiere.
Reiten macht er noch. "Dem Pferd ist es egal, was hier mache. Ausserdem sind wir allein im Gelände und das Pferd denkt für mich."
Fussball hat er nie selber gespielt, geht aber mit einem Onkel oder der Oma ins Stadion wenn der AS Roma ein Heimspiel hat. Unmöglich, mit anderen dorthin zugehen.
Du siehst, man kann kleine Defizite ausgleichen, man muss nur eine Methode dafür finden. Entweder Trial&Error, oder den Psychologen konsultieren. Hängt davon ab, wieviel Zeit man zur Verfügung hat.
Die Kontaktschwierigkeiten lassen sich nie ganz beheben, aber du kannst es schlicht trainieren, gewisse Situationen souveräner gegenüber zu treten. Entweder mit Hilfe von guten Freunden, oder bitte deine Eltern ganz gezielt. Ansonsten....wieder so Typen wie ich.

Schönen Sonntag noch,
Di Colonna

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nai96 
Fragesteller
 26.03.2017, 17:33
@DiColonna

tut mir Leid.

Eigentlich war es nicht direkt an dich gerichtet, eher an die, mit denen ich schon Erfahrungen machen musste.

Wie könnte ich denn z.B. lernen souveräner mit den Situationen umzugehen? Also damit meine z.B. die Angst vor Geburtstagen oder Telefonaten.

Danke und sorry

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Du schaffst Das schon! 

Ich kenne das Gefühl sehr gut und habe auch jetzt noch damit zu kämpfen! Das schlimmste was du machen kannst ist dir darüber nur Gedanken zu machen! Versuch einfach alles dir mögliche und dann wird das schon alles klappen! 

Ich drücke dir ganz fest die Daumen und wünsche dir alles alles gute für deine Zukunft!