Schildkröte kann nicht mehr abbeißen?
hallo
Ich habe eine ca 90 Jahre alte Schildkröte, keine griechische landschuldkröge eine andere Sorte. Bei uns leben sie das ganze Jahr draußen, ich habe ihr heute was zu fressen gegeben und bemerkt, dass sie nicht mehr von ihrem Essen abbeißen kann, ihre Kauplatten bzw Lippen sind nicht scharf genug oder so. Wir füttern Kräuter, ein wenig Obst, Salat und Löwenzahn, Spitzwegerich usw- falls das wichtig ist
Hat jemand Ideen wie man ihr helfen kann?
Und Tintenfischknochen füttern wir
3 Antworten
Mit "eine andere Sorte" kann man wenig anfangen, wenn man artspezifische Haltungstipps geben soll, abgesehen davon heißt es nicht Sorte, sondern Art ;-) Es macht schon einen Unterschied, ob du eine Maurische Landschildkröte, Spornschildkröte oder Spaltenschildkröte pflegst ;-)
Ich gehe jetzt mal von einer europäischen Landschildkrötenart aus, da du von Außenhaltung sprichst und nur jene dafür geeignet sind:
Wildkräuter sind super, Obst und Salat hingegen leider überhaupt nicht. Vielleicht ist dadurch ein Parasitenbefall in ein Übermaß ausgeartet, sodass sie allgemein gesundheitlich beeinträchtigt ist. Mit einer Kotuntersuchung lässt sich das leicht rausfinden und bei Bedarf behandeln. Sobald es ihr wieder gut geht, wird sie auch wieder leichter fressen können.
Vielleicht ist ihr auch ein Schnabel gewachsen, dessen Übermaß nun das Fressen einschränkt. Ein reptilienspezialisierter Tierarzt kann diesen kürzen und dann ist es eure Aufgabe, durch artgerechtes Futter plus separate Sepiaschale (die ihr bereits habt) das natürliche Kurzhalten zu fördern.
Dass sie das ganze Jahr über draußen lebt ist super, allerdings braucht sie auch ein Treibhaus mit Technik. Sollte so etwas fehlen, kann es sein, dass sie nicht auf ihre "Betriebstemperatur" kommt und daher nicht fähig ist, zu fressen, obwohl sie gern würde. Abgesehen davon, dass der Verzicht der Technik temperaturbedingt Auswirkungen das Verhalten hat, so leiden auf die Dauer gesehen auch die Organe, insbesondere die Niere. Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über die Organwerte.
Vielleicht hat sie aber auch ein Knochenproblem, neben einer Blutuntersuchung wäre ein Röntgenbild in solchen Fällen sinnvoll.
Es kann auch sein, dass ihre Muskulatur schlapp ist, was wiederum auch mit der allgemeinen Ernährung zusammen hängt.
Vielleicht ist sie auch unterfordert: wenn ihr das Futter immer vor die Nase legt, fehlt es an Abwechslung. Auch fehlende Artgenossen und/ oder mangelnde Struktur im Gehege können Unterforderung mit sich bringen. Während die einen Unterforderung durch eine Art Hyperaktivität zeigen, ist es bei anderen genau das Gegenteil, sie ziehen sich vollständig oder in bestimmten Situationen zurück.
Falls es ein Weibchen ist, kann eine Legenot drohen. Nicht, weil sie nicht abbeißen kann, sondern davon betroffene Tiere ziehen sich relativ plötzlich zurück. Vielleicht ist dies das erste Anzeichen dafür. Falls ja, ist ein Tierarztbesuch bei einem Reptilienspezialisten extrem wichtig, da eine unbehandelte Legenot tödlich endet.
Oder aber es ist einfach ein kühler, ungemütlicher Tag und daher Aktivität, Bewegungsdrang und Appetit eingeschränkt. Sobald es wieder angenehm warm und frühlingshaft ist, sollte sie wieder ihr wildes Gehege erkunden, nahrung suchen und problemlos Wildkräuter fressen können.
Insgesamt sei gesagt: Schildkröten leiden lange und still. Sobald also Probleme sichtbar werden, kann das Stadium schon weit fortgeschritten sein. Je besser du deine Schidlkröte kennst, desto eher kannst du feststellen, ob das Verhalten charaktertypisch und zum Wetter passend ist. Aber: lieber "umsonst" zum Tierarzt fahren, als zu spät. Wichtig ist, dass der Tierarzt auf Reptilien spezialisiert ist. Es nützt nichts, sich das Außenbild anzuschauen und mit einer Vitaminspritze Unwissenheit zu überspielen, was leider der Klassiker bei "Hund-Katze-Maus-Tierärzten" ist.
Zu einem Reptilienkundigen Tierarzt
Tierarzt??