Sage übersetzen von alt Deutsch auf Deutsch?

2 Antworten

Das iſt kein „altes Deutſch“, ſondern Standarddeutſch und kaum älter als ca. 1900. Da­mals ſprach man weitgehend dasſelbe Deutsch wie heute, nur mit weniger Dengliſch.

Die Schrift heißt Fraktur und war in Deutſchland bis in die Vierziger gebräuchlich. Es ſollte nicht ſchwer ſein, ſich daran zu gewöhnen. Beachte, daß zwiſchen langem ſ und rundem s unterſchieden wird — in erſter Näherung ſteht s am Wortende (auch in Zu­ſam­men­ſetzungen wie dasſelbe, Haustür, Röschen) und ſ überall ſonſt. Ich habe Dir in dieſer Ant­wort vorgemacht, wie das in der Praxis funktioniert (Vorſicht, ich mache das nur ſelten und kann nicht für Fehler­freiheit garantieren).

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

63. Am Teufelsee.

Tief unten auf dem Grunde des Teufelsees liegt ein versunkenes Schloß, und zur Johannisnacht, wenn ringsum Glühwürmchen den Wald illuminieren, steigt eine wunderschöne Prinzessin aus der feuchten Tiefe herauf und schmückt den Saum ihres Gewandes mit den gelben Teichrosen. Dann setzt sie sich aufden großen Stein, der am Ufer liegt, flicht ihr langwallendes Haar und seufzt und weint. Manchmal erscheint sie auch als ein Schwan, der einsam und traurig einherschwimmt.

Einst stand ihr Schloß hoch oben auf den Bergen; doch als die spröde alle Bewerber um ihre Hand zurückwies, stürzten die alten heidnischen Gottheiten unter furchtbarem Erdbeben Schloß, Schätze und Jungfrau in die Tiefe. Nur ein unbescholtener Jüngling kann sie retten, wenn er in der Johannisnacht dreimal ihren Namen ertönen läßt. Dann kommt sie herauf, und er muß sie auf seinen Arm nehmen und sie wortlos, umzischt von bösen Geistern, dreimal um die Kirche von Köpenick tragen. Dann ist sie erlöst; das Schloß steigt wieder herauf, und die Musikanten spielen zur Hochzeit auf.

Dort oben auf den Bergen wohnt noch eine zweite Prinzessin. Allabendlich fährt sie mit vier goldfarbigen Rossen hernieder zum Müggelsee, um die Durstigen zu tränken; doch ein großer Heuwagen, mit vier weißen Mäusen bespannt, rollt ihr entgegen, den Lauf ihres Gefährts zu hemmen. Sie besaß einst ein prächtiges Schloß droben, wo dann später jener große Stein, auch Teufelsaltar genannt, gelegen hat. Das Schloß ist längst dahin, aber auch der Stein ist seit Jahren verschwunden. Zuweilen nur schlägt aus dem Boden dort eine hohe Flamme. Dann wieder sieht man aus der Höhle, die der Stein verdeckte, ein altes Mütterchen am Stabe gebückt hervortreten.

Auch die wilde Jagd tobt zuweilen unten am Teufelssee, und ein Mann aus Köpenick, der in der Johannisnacht vorüberfuhr, vernahm ein Getöse von Jagdhörnern und Hundegebell, und seltsam schaurige Gestalten flogen vor ihm her durch die Bäume, so daß er Gott dankte, als er endlich glücklich zu Hause ankam.

A. Trinius (Märkische Streifzüge).