Rom - Wer durfte die Termen besuchen?

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Thermen standen wie jede öffentliche Einrichtung in Rom grundsätzlich für alle offen. Thermen wurden von Leuten aus allen Schichten der römischen Gesellschaft besucht. Auch Sklaven kamen hinein, zumindest als für Arbeiten/Dienstleistungen angestellt bzw. als Diener ihrer Herren/Herrinnen, um Kleidung zu bewachen und Dienste für die Körperpflege zu verrichten. Sofern der Eintritt Geld kostete, werden sich ärmere Bürger einen Besuch nicht täglich haben leisten können, auch wenn der das Eintrittsfeld gering war.

Auch Kaiser haben die öffentlichen Thermen besucht und dort gebadet, was Popularität verschaffen konnte (Titus manchmal: Sueton, Divus Titus, 8, 2; Hadrian oft: Scriptores Historiae Augustae [SHA] 17, 5 – 7). Reiche Leute konnten allerdings auch private Bäder für sich bauen und nutzen.

Kinder durften mit in die Thermen hinein, vielerorts durften sie umsonst baden.

Thermen waren große öffentliche Badegebäude mit einer Vielzahl zusätzlicher Funkionen (außer den eigentlichen Baderäumen auch Sportanlagen [lateinisch: palaestrae; von griechisch παλαίστϱαι (palaistrai): Singular: palaestra und παλαίστϱα (palaistra)], und Räume und Hallen für soziale und kulturelle Zwecke). Thermen waren Orte der Freizeitgestaltung: Sport (besonders Ballspiele), kulturelle Angebote (Vorträge, Lektüre [eine Bibliothek konnte sich in einer Therme befinden], Dichterlesung), Unterhaltung/Klatsch, Würfelspiel, Essen und Trinken.

Thermen (thermae) sind nach einer latinisieren Substantivierung des griechischen Adjektivs θεϱμός (thermos; warm) benannt.

Thermen waren eine Verbindung von Balaneion (βαλανεῖον; Bad) und Gymnasion (γυμνάσιον; abgeleitet von γυμνός = nackt, weil die Athleten ihre Bekleidung ablegten und nackt trainierten; eine öffentliche Anlage für sportliche und musische Freizeittätigkeiten und Wettkämpfe, eine Bildung und Trainingsstätte).

Bäder waren üblicherweise in Privatbesitz waren (»Mietbäder«, balnea meritoria), konnten von Privatpersonen gebaut, gekauft oder gepachtet werden und trugen oft den Namen des Besitzers.

Thermen dagegen waren meist in öffentlichen Besitz (entweder Eigentum des Kaisers/des Staates oder der Stadt [dann wurde die Thermen normalerweise aus dem »Honorar« (summa honoria) der Ratsmitglieder bezahlt]). Die Betriebskosten (tutela) der Thermen in öffentlichem Besitz wurden wie auch die Instandhaltung der Anlagen meist durch Privatleistungen für die Allgemeinheit (munera oder Leiturgien) bezahlt, doch auch durch Zuwendungen aus privaten, meist testamentarischen Vermächtnissen.

In der Spätantike wurden Staatshilfe und persönliche Eingriffe des Kaisers nötig, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Große städtische und kaiserliche Thermen konnten oft freien Zugang gewähren.

Das Eintrittsgeld (balneaticum) für Thermen und Bäder wurde manchmal von einer Stiftung, von einer Privatperson oder vom Kaiser bezahlt.

Wohlhabende Bürger übernahmen manchmal laufende Mittel und Eintrittsgeld oder stifteten ganze Bäder, um sich beliebt zu machen. Marcus Vipsanius Agrippa vermachte die Thermen, die er erbauen ließ, in seinem Testament dem römischen Volk, das so kostenlosen Zugang bekam.

Aus Juvenal 2, 152 und 6, 447 wird in der Literatur öfters geschlossen, Frauen hätten zum Baden etwas mehr zahlen müssen als Männer, was aber unsicher ist (aus dem Text geht dies nicht deutlich hervor).

Kinder durften oft umsonst baden (freier Zugang für Kinder: CIL II 5181, 22 ff:; CIL = Corpus Inscriptionum Latinarum).

Das Preisedikt des Kaisers Diokletian (Diocletianus) setzte den Eintrittspreis auf 2 Denare (denarii) fest.

Badekultur mit Warmwasser entstand anscheinend in Rom in größerem Umfang in der Zeit der späten Republik (2. und 1. Jahrhundert v. Chr.) In allen Schichten der römischen Gesellschaft war es üblich, sehr oft in öffentlichen Bädern oder Thermen zu baden.

Gemeinschaftsbäder von Männern und Frauen (balnea mixta) kamen vor. Überwiegend war das Baden anscheinend getrennt, entweder unterschiedliche Besuchszeiten oder zwei getrennte Abteilungen. In der Zeit der römischen Republik hatten die Thermen, soweit an erhaltenen Anlagen zu sehen, zwei Abteilungen. In der Kaiserzeit wurde eine Abteilung üblich, in der Spätantike dann wieder zwei Abteilungen (eine für Männer und eine für Frauen) oder ein abgetrennter kleinerer Bereich für Frauen.

Mehrmaliges tägliches Baden kommt als maßlos und verweichlichender Luxus gelten. So etwas wird bei Lebensbeschreibungen von Kaisern notiert (Scriptores Historiae Augustae [SHA] Commodus 11, 5; Scriptores Historiae Augustae [SHA] Gallienus duo 17, 4; Scriptores Historiae Augustae [SHA] Gordiani tres 6, 6). Bei christlichen Bischöfen konnte es kritische Nachfragen geben, die auf Vorbehalte und Verurteilung einer solchen Lebensweise deuten (Sokrates, Ἐκκλησιαστικὴ ἱστοϱία [Kirchengeschichte; lateinischer Titel: Historia ecclesiastica] 6, 22 über Sisinnius, Bischof der Novatianer in Konstantinopel).

Albrecht  08.07.2014, 08:58

In christlicher Zeit wurde gemeinsames Baden von Männern und Frauen verboten.

Es kam, sofern Thermen weiterhin betrieben wurden, zu einer Spezialisierung auf bestimte Gruppen (wie Pilger, Bedürftige, Mönche).

Informationen:

Inge Nielsen, Thermen. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 12/1: Tam – Vel. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2001, Spalte 414 – 427

Erika Brödner, Römische Thermen und antikes Badewesen. Sonderausgabe (3., bibliographisch aktualisierte Auflage). Darmstadt : Primus-Verlag, 2011. ISBN 978-3-89678-756-9

Ernst Künzl, Die Thermen der Römer. Stuttgart : Theiss, 2013. ISBN 978-3-8062-2181-7

Marga Weber, Antike Badekultur. München : Beck, 1996 (Beck's archäologische Bibliothek). ISBN 3-406-40099-X

Frank Kolb, Rom : die Geschichte der Stadt in der Antike. 2., überarbeitete Auflage. München : Beck, 2002 (Beck's historische Bibliothek), S. 566 – 577

Karl Wilhelm Weeber, Alltag im Alten Rom : das Stadtleben. Mannheim : Artemis & Winkler, 2010, S. 37 – 41

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Ich denke, es war kein ort für Kinder. So hieß es. Ob sie überhaupt, also theoretisch mitdurften, weiß ich nicht genau. Während die, die es sich leisten in die Therme gingen, hatten Kinder spiele gespielt, so habe ich es jedenfalls in einer Doku gesehen. Die Reichen, die sich selbst große Badewannen zB leisten konnten, hatten so etwas kleines Zuhause bei sich. Wo sie sich entweder ausruhten, oder geschäftliches besprachen. Meistens lud man einen Freund ein.Lg

Wenn du etwas über Rom wissen willst, dann lies die Bücher (oder wenigstens eins davon) von John Maddox Roberts. Besser kann man Rom nicht erleben und verstehen.

Versuche es mal hiermit:

http://www.info-antike.de/BAD.htm

(unter dem Stichwort "römische Badekultur" in Nullkommanix gefunden.)