Römische Republik - Gründe für den Untergang und Akteure?

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Gründe/Ursachen

Es hat ein Zusammenkommen von Gründen/Ursachen gegeben, warum die römische Republik (eine Aristokratie/Oligarchie besonderer Art, mit Wahlen und Abstimmungen durch Volksversammlungen als einem gewissem demokratischem Bestandteil, aber tatsächlicher Vorherrschaft der Nobilität als politischer Führungsschicht) in eine Krise geriet und unterging, indem eine Monarchie (Alleinherrschaft; Tyrannei ist ein bewertende Zuspitzung, auch wenn ein Verlust an Freiheit damit verbunden war) an ihre Stelle trat.

Große gesellschaftliche Ungleichheiten, Ausbeutung (besonders der Bevölkerung der Provinzen) und Mißstände hat es gegeben, aber solche Spannungen haben nicht auf direkte Weise zum Untergang der Republik geführt. Sie waren Belastungen, aber Unruhen konnten niedergeworfen werden (im Fall der italischen Bundesgenossen gab es das Zugeständnis, ihnen volles römisches Bürgerrecht zu geben). Es haben sich nicht gesellschaftliche Benachteiligte, vor allem aus der Unterschicht, in Unruhen aus sozialen Beweggründen mit dauerhaftem Erfolg erhoben, ihre gesellschaftliche Lage verbessert und mehr politische Rechte für sich erkämpft. Zum Niedergang und Fall der politischen Ordnung hat beigetragen, daß einzelne mächtige und ehrgeizige Politiker von schlecht versorgten und unzufriedenen Leuten Unterstützung erhalten konnten und sie sich auch aus ihnen eine Gefolgschaft (Klientel) aufbauen konnten. Soldaten ließen sich in innenpolitischen Auseinandersetzungen einsetzen, es gab keine Verbundenheit mit der Republik in dem Ausmaß, sich davon abhalten zu lassen, einzelnen Männern eine große Machtstellung zu verschaffen.

Die Geschichte der späten römischen Republik ist gekennzeichnet durch:

  • schwindende Übereinstimmung (Konsens) und Selbstverständlichkeit politischer Verhaltensregeln
  • zunehmende Gewalt (bis hin zu Bürgerkriegen und Tötungen aus Rache und Vermögenseinzug. z. B. bei Proskriptionen)

Die Römer haben die Krise der Republik oft als moralischen Niedergang/Sittenverfall dargestellt. Ein Zustrom von Geld und Luxusgütern fand statt. Viele Römer empfanden sich als von Geldgier, Ehrgeiz und Korruption bedroht. Die traditionellen Werte und Normen, die Sitte/der Brauch der Vorfahren (mos maiorum) erschienen ihnen bedroht. Allerdings waren die Römer früherer Zeiten ihrem Wesen nach nicht allgemein moralisch hochstehender. Bei geschichtlichen Erscheinungen, die als Verfall gedeutet werden, ist zumindest (unabhängig, ob die Einschätzung als Verfall zutrifft oder nicht) nach gewandelten Bedingungen zu fragen.

Eine ältere Theorie, nach der die politische Ordnung Roms (vor allem die Institutionen) als die eines republikanischen Stadtstaates nicht mehr wirklich geeignet für das Beherrschen und Regieren eines Weltreiches war, trifft nicht die Ursachen in ihrer Komplexität und allen Wurzeln und Verzweigungen voll und ist nicht ausreichend, den Untergang der Republik zu erklären. Denn die außenpolitische Lage war keineswegs so schlecht, um einen Wechsel des politischen Systems einfach als einzigen Ausweg herbeizuführen.

Das Streben nach Ausweitung/Ausdehnung des Herrschaftsbereiches (Expansion) hat zu einem tatsächlich größer werdenden Weltreich geführt. Die Rückwirkungen der erfolgreichen Expansion auf Rom selbst (wirtschaftlich, gesellschaftlich, politisch) waren ein wesentlicher Faktor bei Krise und Untergang der römischen Republik. Bei den Gründen für die Krise der Republik gibt es im Zusammenhang mit der Weltherrschaft zwei Entwicklungen, die zusammenwirken und sich verbinden konnten und bei der Erklärung starke Beachtung verdienen:

  • Veränderungen bei der Armee, durch die ein auch in der innenpolitischen Auseinandersetzung einsetzbares Machtmittel für einzelne Politiker entstand
  • starke Zunahme der Möglichkeiten, Reichtum und Macht zu gewinnen und dabei auch einer nicht mehr gut durch Gegengewichte im Rahmen zu haltenden Machtkonzentration einzelner Führungspersonen, was in einem scharfen Konkurrenzkampf innerhalb der Führungsschicht zu wachsenden Spannungen und Schwierigkeiten führte
Albrecht  16.04.2015, 04:51

1) Heeresverfassung/Veränderungen bei der Armee

Für die Aufgaben des römischen Weltreichs wurden viele Soldaten benötigt. In der späten römischen Republik begann bei den Römern ein Übergang von einer Milizarmee (Bürger dienen bei Bedarf als Soldat, haben aber in der Hauptsache einen anderen Beruf) zu einer Berufsarmee. Der Grund dafür war: eine Bürgermiliz eignete sich zunehmend weniger gut für die militärischen Aufgaben eines Weltreiches und es entstand ein Mangel an Wehrfähigen infolge einer Zunahme armer, landloser Bevölkerung an Wehrfähigen (aufgrund des Grundsatzes der Selbstausrüstung galt ein Mindestvermögen). Viele Soldaten entstammten der Bevölkerungsgruppe der Bauern und ihre lange Abwesenheit in fernen Ländern ließ oft keine Rückkehr für Aussaat und Ernte mehr zu.

Durch die Rekrutierung (Aushebung, Einberufung) von Besitzlosen (die Heeresreform des Gaius Marius mit der Rekrutierung Besitzloser 107 v. Chr. ist dabei ein wichtiger Schritt) entstand eine enge Verbindung zwischen Soldaten und Feldherrn, der für die Versorgung seiner Soldaten nach Ende ihres Militärdienstes sorgte. Die Soldaten erwarteten vom Feldherrn nun ihre Versorgung bei Entlassung. Wieviel Beute sie bekamen und wie sie als Veteranen am Ende der Dienstzeit versorgt wurden, hing stark von ihrem Feldherrn ab. Die Soldaten entwickelten oft eine größere Loyalität zu ihrem Feldherrn (zu dem eine Art Klientelbeziehung entstehen konnte) als zu dem Senat oder einer abstrakten Größe wie „Republik". Einzelne ehrgeizige Politiker konnten als Feldherrn mit außerordentlichen Kommandogewalten (imperia extraordinaria) große Macht bekommen, was Probleme mit der Einfügung ihrer Position als grundsätzlich Gleiche in das Gesamtsystem ergab.

2) größere Anhäufung von Machtmitteln und Machtkonzentration bei Einzelnen

Die Möglichkeiten, viel Reichtum und Macht zu gewinnen, wuchsen stark. Damit war ein Ausbalancieren der Kräfte in der Konkurrenz gefährdet und die Auswirkungen des Machtstrebens und Spannungen darüber, wer bei welcher Gelegenheit wie weitgehend sein eigenes Interesse verfolgen durfte und wer sich für welches Ziel auf Zustimmung in der Volksversammlung stützte (hier gab es einen Gegensatz zwischen sogenannten Optimaten und Popularen; Optimaten werden die Anhänger einer auf den Senat gestützten Politik mit Vorherrschaft der Nobilität, der Führungsschicht aus vornehmen Familien, genannt, die entgegengesetzte Richtung, die dem Volk etwas mehr Gewicht geben möchte, wird Popularen genannt), führten zu Desintegrationsprozessen und Verlust eines Konsenses (abnehmende Übereinstimmung) in der politischen Führungsschicht.

Ansehen war in der Führungsschicht vor allem durch eine erfolgreiche Laufbahn als Politiker zu gewinnen. Viele Angehörige der Führungsschicht betätigten sich dabei mit starkem Ehrgeiz und standen in Konkurrenz zueinander. In eine Laufbahn war gerade am Anfang vor allem viel Geld hineinzustecken und die ganz großen Gewinnmöglichkeiten gab es erst, wenn eine hohe Stufe erreicht war, mit Spitzenämtern, der Verwaltung von Provinzen als Statthalter und der Führung von Kriegen mit großen Beutemöglichkeiten. Einzelne konnten dabei herausragen und über eine grundsätzliche Gleichheit innerhalb einer Aristokratie hinausgelangen. Für wichtige und schwierige Aufgaben der Weltmacht konnten außergewöhnliche Kommandogewalten nützlich erscheinen. Damit erhielten aber Einzelne die Möglichkeit, ein Machtinstrument (Heeresklientel) aufzubauen, das am Ende den politischen Rahmen sprengte.

Zur Krise gehörten verschärfte Rivalitäten und Gegensätze zwischen einzelnen führenden Personen und zwischen Einzelnen und der Mehrheit der Nobilität, als Gesamtgruppe.

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Albrecht  16.04.2015, 04:57

Akteure

Reform ist ein verhältnismäßig verschwommener Begriff. Die versuchten Veränderungen gingen nicht alle in die gleiche Richtung. Politiker im Machtkampf sind beim Thema allgemein wichtig, nicht nur Anführer von Aufständen.

eine begrenzte Auswahl an Personen:

Tiberius Sempronius Gracchus (Volkstribun 133 v.Chr.)

Gaius Sempronius Gracchus (Volkstribun122 v. Chr.)

Lucius Appuleius Saturninus (Volksstribun) und Gaius Servilius (Praetor), Aufstand 100 v. Chr.

Marcus Livius Drusus, Volkstribun 91 v. Chr., nach seiner Ermordung brach über die ungelöste Bürgerrechtsfrage der Bundesgenossenkrieg 91 – 88 v. Chr.) aus

Lucius Cornelius Sulla gegen Gaius Marius, Lucius Cornelius Cinna und andere Popularen (88 – 82 v. Chr.), Bürgerkrieg, Sulla versucht danach als Diktator (82 – 79 v. Chr.) mit einer Gesetzgebung die Republik in optimatischer Zielsetzung zu stabilisieren; auf der iberischen Halbinsel kämpft ein von Quintus Sertorius angeführtes Bündnis von römischen Popularen und einheimischen Lusitaniern und Keltiberern bis 72 v. Chr. gegen die Machthaber in Rom

77 v. Chr. gescheiterter Aufstand des Prokonsuls Marcus Aemilius Lepidus

73 – 71 v. Chr. von Spartacus angeführter Sklavenaufstand (auch mit Zulauf armer freier Menschen)

63 – 62 v. Chr. Verschwörung und Aufstand des Lucius Sergius Catilina (ihm  ging es im wesentlichen um persönliche Ziele nach mehrmaligem gescheiterten Anlauf auf das Konsulat; die gewaltsame Erhebung hatte keine ernsthafte Chance)

Ende 60 v. Chr. entsteht ein Dreibund (private Absprachen) von Gaius Iulius Caesar, Gnaeus Pompeius und Marcus Licinius Crassus, die als mächtige Männer die Politik in den folgenden Jahren stark bestimmen, aber mit Widerstand der Optimaten

Publius Clodius Pulcher setzt mit seiner Politik 58 – 52 v. Chr. auf Unterstützung durch eine starke Anhängerschaft in der stadtrömischen Unterschicht (plebs urbana), verschärfte und gewaltsame Auseinandersetzungen 53 – 52 v. Chr.

49 – 45 v. Chr. Bürgerkrieg zwischen Gaius Iulius Caesar auf der einen, Gnaeus Pompeius und den Optimaten (z. B. Marcus Porcius Cato) auf der anderen Seite

nach Caesars Ermordung 44 v. Chr. bald Kämpfe zwischen Caesaranhängern und Caesarmördern (Marcus Iunius Brutus, Gaius Cassius Longinus und andere) und Rivalitäten unter den Caesarianren, Triumvirat von Marcus Antonius, Octavian und Marcus Aemilius Lepidus (43 – 33 v. Chr.) und die Kämpfe, in denen schließlich Octavian die Alleinherrschaft gewann und zum Princeps mit dem Ehrentitel Augustus wurde

allgemeine Literatur zum Thema:

Klaus Bringmann, Krise und Ende der römischen Republik : (133 - 42 v. Chr.). Berlin : Akademie-Verlag, 2003 (Studienbücher : Geschichte und Kultur der Alten Welt). ISBN 3-05-003450-5

Karl Christ, Krise und Untergang der römischen Republik. 8. Auflage (unveränderter Nachdruck der 7. Auflage). Wissenschaftliche Buchgesellschaft : Darmstadt, 2010. ISBN 978-3-534-26018-8

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