Rilke: kleine Frage zur Gedichtinterpretation
Es handelt sich um das Gedicht "Du musst das Leben nicht verstehen" von R.M. Rilke
"Du mußt das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest. Und laß dir jeden Tag geschehen so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen sich viele Blüten schenken läßt.
Sie aufzusammeln und zu sparen, das kommt dem Kind nicht in den Sinn. Es löst sie leise aus den Haaren, drin sie so gern gefangen waren, und hält den lieben jungen Jahren nach neuen seine Hände hin."
Meine Frage ist nur: Wie würdet ihr das Bild der Blüten interpretieren? Liege ich richtig damit, dass das die neuen Erfahrungen sein könnten, die man in der Kindheiit sammelt? Aber warum sollte man sie nicht aufsparen? Komm grad nicht so weiter...
Danke im Voraus! :)
3 Antworten
Ich denke schon, dass du richtig liegst. Die Argumentation von Rilke ist, dass man glücklich sein kann, ohne wirklich zu verstehen, was um einen herum vorgeht. Dafür nennt er Kinder als Vorbild, die annehmen, was sie vom Leben serviert bekommen, nicht in Erinnerungen schwelgen oder darüber nachgrübeln (aufsammeln und sparen) , sondern vergessen (aus den Haaren lösen) und wieder Neues entdecken wollen (Hände hinhalten).
Die Blüten sind tödlich!
Als Kind ist man sich dieser Gefahr bewusst und entfernt sie geistesgegenwärtig aus dem Haar.
Durch langjährige Indoktrination vergisst man dieses Geheimwissen jedoch, sammelt die Blüten und stirbt.
Das ist der Grund warum wir alle sterben müssen!
Ich würde die "Blüten" als beglückende Begegnungen (Freundschaft, Liebe) interpretieren, die man nicht mit Gewalt halten soll, sondern an denen wir uns freuen und sie auch mit dem Bewusstsein ziehen lassen können, dass ja neue schöne Begegnungen kommen werden. Das gleiche gilt für schöne Momente (ein Sommertag, ein gutes Konzert etc.)