Reinhard Mey Lied analysieren?
Hallo, ich brauche dringend eure Hilfe!
Es geht um das Lied von Reinhard Mey: “Nein, meine Söhne geb ich nicht“
1) Kerngedanke jeder Strophe
2) Gesamtaussage (dabei die Entstehungzeit Kalter Krieg beachten)
Ich denk‘, ich schreib‘ euch besser schon beizeiten
Und sag‘ euch heute schon endgültig ab.
Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten,
Um zu sehen, daß ich auch zwei Söhne hab‘.
Ich lieb‘ die beiden, das will ich euch sagen,
Mehr als mein Leben, als mein Augenlicht,
Und die, die werden keine Waffen tragen,
Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!
Ich habe sie die Achtung vor dem Leben,
Vor jeder Kreatur als höchsten Wert,
Ich habe sie Erbarmen und Vergeben
Und wo immer es ging, lieben gelehrt.
Nun werdet ihr sie nicht mit Haß verderben,
Keine Ziele und keine Ehre, keine Pflicht
Sind‘s wert, dafür zu töten und zu sterben,
Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!
Ganz sicher nicht für euch hat ihre Mutter
Sie unter Schmerzen auf die Welt gebracht.
Nicht für euch und nicht als Kanonenfutter.
Nicht für euch hab‘ ich manche Fiebernacht
Verzweifelt an dem kleinen Bett gestanden,
Und kühlt‘ ein kleines glühendes Gesicht,
Bis wir in der Erschöpfung Ruhe fanden,
Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!
Sie werden nicht in Reih‘ und Glied marschieren
Nicht durchhalten, nicht kämpfen bis zuletzt,
Auf einem gottverlass‘nen Feld erfrieren,
Während ihr euch in weiche Kissen setzt.
Die Kinder schützen vor allen Gefahren
Ist doch meine verdammte Vaterpflicht,
Und das heißt auch, sie vor euch zu bewahren!
Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!
Ich werde sie den Ungehorsam lehren,
Den Widerstand und die Unbeugsamkeit,
Gegen jeden Befehl aufzubegehren
Und nicht zu buckeln vor der Obrigkeit.
Ich werd‘ sie lehr‘n, den eig‘nen Weg zu gehen,
Vor keinem Popanz, keinem Weltgericht,
Vor keinem als sich selber g‘radzustehen,
Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!
Und eher werde ich mit ihnen fliehen,
Als daß ihr sie zu euren Knechten macht,
Eher mit ihnen in die Fremde ziehen,
In Armut und wie Diebe in der Nacht.
Wir haben nur dies eine kurze Leben,
Ich schwör‘s und sag‘s euch g‘rade ins Gesicht,
Sie werden es für euren Wahn nicht geben,
Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!
Es wäre super wenn jemand mir helfen könnte!!
Ich habe bisher: emotionale Wirkung, offener Brief an das Verteidigungsministerium, seine Söhne waren damals 4 und 10, letzter Vers jeder Strophe (nachdruck ablehnender Haltung gegenüber der wehrpflicht)
ich bin mir bloß nicht sicher, ob das so gut ist...
3 Antworten
Kerngedanke und Gesamtaussage sind so einfach, dass du es dir sicher nicht nehmen lassen wirst, sie selber auszumachen.
Ein Tipp, den keiner sonst in der Klasse hat: R. Mey ist ein sehr guter Kenner von Frankreich und des französischen Chanson-Wesens (in Frankreich hat er als Frédéric Mey Karriere gemacht).
Mit diesem Lied bezieht er sich offensichtlich auf das hierzulande sehr berühmte Le Déserteur von Boris Vian.
Für jemand der die Wehrpflicht nicht mehr in der althergebrachten Version kennen gelernt hat ist dieses Lied nicht einfach zu verstehen.
Zu der Zeit als Mey dieses Lied geschrieben hat wurde die
https://de.wikipedia.org/wiki/Wehrpflicht_in_Deutschland
in Deutschland noch angewendet. Er richtet sein Lied an die Mitarbeiter der sogenannten Kreiswehrersatzämter. Diese waren dafür verantwortlich, die Wehrpflichtigen in den zugewiesenen Regionen zu erfassen, dafür zu sorgen das sie "gemustert" (also auf Einsatztauglichkeit beim Militär geprüft) wurden und teilten sie dann einem Einsatz bei einer Bundeswehreinhiet zu.
Mey erklärt diesen Menschen, dass er die Absicht hat, seinen Söhnen vom Wehrdienst abzuraten und erklärt seine Gründe dafür. Er teilt ihnen mit dass er eher mit ihnen fliehen würde als zuzulassen dass sie zwangsweise zum Militär eingezogen werden.
In der LIve Version des LIedes auf dem Album
https://de.wikipedia.org/wiki/Zwischen_Z%C3%BCrich_und_zu_Haus
sagt Mey allerdings, dass er natürlich die Entscheidung eines für oder wider seinen Söhnen überlassen würde und er sie bei jeder Entscheidung unterstützen würde.
Reinhard Mey hat die sog. 68er in Berlin mitgemacht. Guter Freund auch von Hannes Wader der Lieder im selben Stil gemacht hat. Mit ihm soll er ja mal zusammen und einigen anderen in Berlin in einer WG gelebt haben. Im Lied von Frau Pohl erwähnt er ihn "Herr Wader goß im Dilirium drei Flaschen Sekt ins Aqarium". Der Text sagt ja schon alles, aber ich finde es so traurig, dass er trotzdem einen seiner Söhne hergeben mußte.Der starb in jungen Jahren. Für ihn hatte er nach seiner Geburt das Lied "Menschenjunges" geschrieben.