Redestile Redeanalyse?

1 Antwort

Man unterscheidet immer noch, nach Cicero, dem größten Redner des antiken Roms, den einfachen, mittleren und hohen Stil: der einfache informiert, der mittlere bewegt auch und unterhält; der hohe aber reißt Alles mit und überzeugt zum Gegenteil Dessen, was die Gegner in Parlament oder Gericht glauben und wähnen. - Allerdings, so weit reicht Keiner mehr, und die heutigen Reden sind zumeist "Vorlesungen" bzw Referate, die bloße Informationen bieten, gelegenheitlich mit Anekdoten gewürzt.

Einem andern Nutzer habe ich gestern Folgendes zwecks Rede-Analyse geschickt:

Wie der Redner Aufmerksamkeit erregt, ist das Um und Auf einer Rede, aber nicht nur im Anfang, sondern durch die ganze Rede ein wichtiger Aspekt!

Jede Rede muß sichtbar machen, denn bloß was vor Augen steht, was man sieht, glaubt man auch, und überzeugt. Folgende Mittel muß der Redner dazu anwenden:

Steigert er das Thema oder einzelne Gesichtspunkte, ohne dabei zu übertreiben?

Wiederholt er, um einprägsam zu sein, aber ohne Dasselbe zu sagen!?

Verwendet er Gegensätze, denn diese sind besonders deutlich, zB bei Baltasar Gracian: Auch den Nektar entreiße man den Lippen, sagt er. Der Wunsch ist nämlich das Maaß der Wonne. Muß man jedoch betrüben, dann lieber durch das ferner Verlangte als das bereits Verzehrte.

Behandelt die Rede Einen Aspekt des Themas, oder alles Mögliche? Letzteres zerstreut nämlich.

Spricht der Redner pro oder contra? Manche wollen nämlich Keinem zu nahe treten, und räumen darum sogar den entgegengesetzten Standpunkt ein. Dann braucht`s aber keine Rede und Argumentation!

Alles Gute!

halIodu 
Fragesteller
 05.10.2022, 19:14

Vielen dank ! Ich hätte da noch eine Frage, un zwar wie würde man den Hauptteil einer Redeanalyse strukturieren ? Womit fängt man an usw.

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Dorylaus  05.10.2022, 21:17
@halIodu

Zuerst den Zweck der Rede erklären, vielleicht auch einen Vorredner berücksichtigen, wenn die Rede den Gegenstandpunkt erläutert.

Wie hat der Redner das Thema, Problem gefaßt: geht er auf den Kern der Sache los, oder bedient er sich nur eines einzelnen Aspekts, oder spricht er anstatt "ad rem", also zur Sache, "ad personam", heißt: er greift den Gegner persönlich an.

Die Argumentation anlangend: bildet der Redner einen überzeugenden logischen Schluß?; handelt er von einem Grundsatz oder einer Besonderheit?: macht er gar einen markanten Umstand zu einem allgemeinen Prinzip?; sind außerdem die Argumente in der richtigen Reihenfolge vorgetragen?: denn umgestellt, können sie die Sache ganz anders erscheinen lassen.

Überhöht er sein Thema und steigert es ins Allgemeine, weitet das Thema also aus, wodurch er mehr Überlegungen einbeziehen kann, und Mehrere anspricht? Ein wichtiger Punkt, wenn Einer nicht bloß wie zB Selenskij vom Angriff gegen sein Land, sondern von einem Angriff gegen ganz Europa und die Sicherheit der gesammten Welt spricht, denn so fühlt sich Jeder betroffen.

Die Form der Rede und Argumentation ist auch ein wichtiger Teil der Analyse, und steht schon in der obigen Antwort!

Okay?

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