Rangefinder - Analoge Canon Kamera - Problem?
Hallo Community!
Ich habe eine Canon P in absolut Top Zustand.
Dazu habe ich ein Staeble Braun 50mm Ultranit Objektiv.
Wenn ich auf kurze Distanz etwas fotografieren will „matched“ der Rangefinder und überlappt perfekt. Wenn ich aber etwas weit in der Ferne fotografieren möchte, dann verschiebt sich die Ansicht. Umso weiter weg desto stärker.
Ist das normal? Ich spreche halt von Entfernungen, die jetzt zum Beispiel auf einer anderen Seite eines Feldes sind.
Ist meine erste Kamera dieser Art, habe mich auch schon eingelesen, aber bisher hierzu noch nicht viel finden können.
Viele Grüße
2 Antworten
Das hört sich normal an … aber nur dann, wenn Du das Fokussieren vergisst. Wenn Du die Entfernung auf unendlich stellst, passt das Mischbild nicht, wenn Du die andere Seite des Feldes anvisierst?
Okay … interessant. Verschiebt sich das Mischbild überhaupt, wenn Du die Entfernung am Objektiv änderst?
Ja definitiv. Wenn ich am Ring drehe überlagern die beiden Bilder bei geringeren Entfernungen. Ich habe gelesen, dass es Punktfokus, Zonenfokus und Unendlichkeitsfokus gibt. Kann es damit zu tun haben? Bei einem Unendlichkeitsfokus macht es ja keinen Sinn, dass sich die Bilder überlappen oder?
Nein, das hat nichts mit einem Unendlichkeitsfokus zu tun. Schau mal bitte nach, ob die geringeren Entfernungen plausibel sind. Also einfach ein Objekt in z.B. drei Metern anvisieren und bei Deckung des Mischbildes mal auf die Skala des Objektives schauen. Mein Verdacht ist, dass Dein Objektiv nicht kompatibel sein könnte. Natürlich hat es ein M39 Gewinde, aber der Braun Paxette Mount hatte ein anderes Auflagemaß. Darin unterscheiden sich zum Beispiel auch Zenit und Leica. Natürlich kannst Du die aufschrauben, aber die Entfernung stimmt nicht und eine Unendlichstellung geht nicht. Das wäre mein Verdacht bei Deinem Problem.
Jetzt wo du es sagst. Die Entfernungen sind nicht schlüssig. Dann muss ich wohl nach einem anderen Objektiv schauen. Hast du einen Tipp worauf ich beim Kauf achten sollte, damit es nicht wieder dazu kommt?
Hallo
die P sieht zwar fast neuwertig aus aber irgendjemand hat wohl das LTM "Bajonett" demontiert und falsch remontiert also ich gehe davon aus das ein "Pfuscher" die Kamera zum Verkauf "aufgearbeitet" hat und dabei etwas Rostlöser wie Caramba in die Kamera gepumpt hat der jetzt säuerlich/muffige "Gerüche" erzeugt. Im Prinzip ist das eine "Zombiekamera" welche zügig eine Revision braucht bevor der Rostlöser die Buntmetalle und das Alu "zerfrisst".
Bei der Produktion der Kamera wird das Auflagemass der Kamera auf das 1/50tel Toleranzfeld justiert das macht man mit Beilagscheiben unter dem Bajonett. Bei Canon der Ära gab es eine "Dichtscheibe" aus Weichalu am Gehäuse und ein kalibrierter Messingring.
Danach wurde der "Roller" des Messucherkeils auf Nulllage bei unendlich justiert und zwar für Canon Optiken.
Wenn man Fremdoptiken oder Gebrauchtoptiken verwendet muss man die Steuerscheibe (Entferungsstössel oder Steuernocken) oft genau zum Kameramessucher justieren bzw das machte man beim Service. Profis machten/prüften selber meist jeden Monat. Bzw vor jedem wichtigen Job.
Um das zu machen braucht man einen Kollimator oder ein genau kollimierte Messoptik. Damit justiert man dann Unendlich im Messsucherprisma. Danach justiert man jede Optik an der Kamera auf unendlich
Hat der Kunde mehrere Kameras und/oder mehrere lichtstarke Optiken sass man dann teilweise stundenlang dran bis alles untereinanander kombinerbar war. In der Praxis hatte der Profikunde eine "lummelige" Weitwinkelkamera bis 50/2 und eine präzisse Telekamera ab 50/1.4. Bei 1.2er Optiken oder Noctons hat man die Optik zu einer Kamera "verheiratet" und wenn möglich nie demontiert.
Grundsätzlich ist das Problem das Leica LTM/(LSM) kein M39 Norm Gewinde ist und die Optiken eigentlich gegenseitig leicht klemmen bevor man am Anschlag ist diverse Nachbauer haben dann das M39 Gewinde mit grösserer Toleranz geschnitten damit es auch bei Leica passt während LTM Optiken oft in M39 Kameras "klemmen". Dazu kommt dass es Agfa, Ansco, Arette, Bolta, King Regula, Nicca, Paxette, Robot, Steinheil,,,,, Zenith M39 Kameras gab mit anderem Auflagemass und ohne Messucherkoppelung.
Eine Braun Optik ist meist für Paxette gebaut worden braucht als einen 15,2mm Distanzring für unendlich. Knackpunkt ist bis in die 60er gab es überall in Europa Optiker die Objektive umbauten/adaptierten oder auch neu gefasst haben. Natürlich ist ein Stäbler 2 oder 3 Linser keine Optik die jemand umgebaut hätte das rechnete sich nicht
Die P ist ja eine vereinfachte Messucherkamera mit einfachen 100% Messsucher (Zum Beidäugig/Stereo arbeiten) und Rahmen Einblendung für Teleoptiken. Die P wurde meist nur für Portraits mit 50-100mm Optiken benutzt für Weitwinkel ab /unter 45mm ist der Sucher nicht sonderlich tauglich da nimmt man einen Aufstecksucher.
Vielen Dank für die umfangreiche Antwort!
Ich hab die Kamera heute Morgen von einem Bekannten mal in Beschau nehmen lassen, der mit alten Kameras Erfahrung hat. Der Ring war in jedem Fall falsch montiert. Auch war diese dünne Scheibe, die du beschreibst, verbaut.
Von innen sah die Kamera sauber aus. Quasi wie aussen - absolut neuwertig.
Dort war auch kein muffiger Geruch warnehmbar. Der ist nur aussen, an dem schwarzen Vinyl.
Ich habe mir jetzt testweise ein Jupiter 8 50mm mitgenommen. Auf den ersten Blick "passt" hier die Fokussierung.
Ich muss halt auch wirklich zugeben, dass das meine erste richtige Analogkamera ist und ich mich vorher nur mit digitaler Fotografie beschäftigt habe. Dort ist die Objektivauswahl für meine Canon deutlich einfacher.
Ich habe aber definitiv Lust mich mit dem Thema auseiannderzusetzen und bin gespannt.
Hallo
Canon baute für die S Rangefinder die Serenar Optiken ab 1955 kamen die Leichtbauversionen in schwarzeloxierter Alufassung mit Vergütungen.
https://global.canon/en/c-museum/lens.html?s=s
"Kit" Optiken zur P waren
S 50/2.8 III (200 USD)
S 50/1.8 III (250 USD)
S 50/1.4 II (300 USD)
Messucherkameras sind eine eigene Welt man muss quasi 70 Jahre zurück als Fotografen noch die Optiken "auswendig" lernen mussten bis es erste brauchbare Spiegeleflex gab wo man durch die Optik sehen und genau auf denn Punkt focusieren konnte.
Bei Messsuchern weiss man erst nach dem entwickeln der Bilder ob man die Optik auswendig kennt oder noch dazulernen muss. Bokeh, Glühen, Streulicht, Konstrasteinbrüche, Blendensterne sieht man erst Hinterher. Bei SLR sieht man das vorher hat aber den Zeitversatz beim auslösen muss also vorhalten.
Streetfotografie war meist Blende 5.6 bis 8 in Hyperfocalstellung man hat dann bei Bedarf mit dem rechten Mittel oder Ringfinger noch etwas vorfocusiert. Bei Leica gibt es dazu die Aluminium oder Plastik Fingerkuppenwiege da steckt man den Ring Finger rein und weiss anhand der Fingerstellung auf welche Entfernung die Optik steht. Leica Streetfotgrafen fotografieren schneller und genauer als der Autofocus und Messsucher lösen in Echtzeit aus man muss nicht die Reaktionszeit von Sensoren und Computern vorhalten oder als Anfänger im Serienbildmodus fotografieren um nicht denn Höhepunkt zu verpassen. Messsucher sind pefekte Arbeitsmaschinen für Profis man versteht Messsucher erst wenn man damit arbeitet und vieles von alleine "Flutscht" bzw es gibt "magische" Momente wo alles "passt" ohne das man es bewusst gesehen hat man arbeitet sozusagen mit dem fotografischen Reflexhirn in einem Flow und macht plötzlich "Foto-Kunst" ohne Nachdenken oder Zweiflen.
Das ist der Grund warum heute noch Leica M verkauft werden es geht um die "Magie" vom Werkzeug.
Achtung Analogfotografie mit Profikameratechnik kann süchtig machen und enorme Folgekosten verursachen. Vor allem es ist nicht rational erklärbar.
Hallo
nochmal,, die Jupiter 8 gab es auch als M39 SLR Version (Zenith/KMZ/Sojus) mit 45.5 Auflagemass.
Zum Prüfen der Schärfelage der Jupiter Optik legt man eine geschwärzte Mattscheibe auf die Bildbühne und focusiert die Sonne scharf. Dann sollte die Optik am Unendlich Anschlag sein. Viele russische Massen Optiken wurden im Werk zusammengeklatsch und nicht justiert (Plansollerfüllung).
Das Jupiter 8 ist Flareanfällig und hat bei 1 Meter @f1,5 um 3cm Schärfentiefenfeld, bei f2 sind es um 4,5 cm und bei f 2.8 um 6 cm.
Genau, ich stelle das Objektiv auf das Unendlichkeitszeichen und umso weiter ich weg schaue, desto mehr verschiebt es sich. Bei den kurzen Distanzen passt alles überein.