Psychologie: Warum fühle ich mich in der eigenen Wohnung fremd?
Ich bin vor 6 Monaten zu meinem Freund, 40km von meinem bisherigen Wohnort, gezogen. Seitdem versuche ich mich in seinem Haus wohlzufühlen, was mir überhaupt nicht gelingt.
Mittlererweile belastet die Situation unsere sonst sehr harmonische Beziehung. Er hat viele Investitionen getätigt, um es mir einfach wie möglich zu machen. Darunter wurde eine neue Küche angeschafft und eine neue Dusche.
Auch ich habe Wandbilder, Teppiche und Dekoartikel besorgt. Und dennoch fühlt sich die Wohnung leer an und ungemütlich.
Ich habe versucht mich einzuleben, störe mich aber weiter an Dingen, so dass mein Freund meint, ich wäre undankbar, da er sich so viel Mühe gegeben hat.
Auch glaube ich, dass nicht nur das Haus mein Problem darstellt sondern auch die Fahrt dorthin. Ich arbeite an meinem bisherigen Wohnort weiterhin und benötige deutlich mehr Zeit als vorher. Ich habe das Gefühl, dass kaum Zeit zu Hause verbringen zu können. Anstatt um 17.15 Uhr zu Hause zu sein, bin ich nun um 18 Uhr zu Hause. Ich weiß, dass einige diese Problematik nicht verstehen können, doch ist es ein Umstand, den ich schwer verdaue, vorallem im Hinblick, dass ich einen Hund habe, der nun tagsüber länger von mir getrennt ist. (Er ist keine 9 Stunden alleine - mein Freund hat zwei Töchter, die sich um die Mittagszeit um Ihn kümmert).
Ich fühle mich entwurzelt und allein, vorallem wenn mein Freund länger arbeitet, weiß ich nicht mehr, was ich mit mir anfangen soll. Früher lag ich gerne mal auf dem Sofa, habe gekocht oder andere Dinge getan. Heute kehre ich ungerne nach Hause und weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll - ähnlich wie ein Tiger im Käfig. Ich räume alles auf und selbst den Mädchen wird mein Ordentlichkeitswahn zu viel.
Ich liebe meinen Freund über alles, aber ich bin todunglücklich bei Ihm zu wohnen.
Was hilft gegen das Gefühl entwurzelt zu sein und wie kann man sich zu Hause fühlen?
P.S. Über eine "Fernbeziehung von 40 km" haben wir bereits gesprochen. Ich möchte aber keine "Gelegenheitsbeziehung" führen.
10 Antworten
Du bist in sein Revier gezogen. Das ist mehr als unangenehm.
Genau deshalb sucht man sichein gemeinsames neues Revier und richtet es nach beiden wünschen ein.
Da hilft nur, dass du die Wohnung völlig neu umgestaltet gemeinsam. Es war ja bisher eine Junggesellen Wohnung, das ist für Frauen fast immer unschön. Ein paar Bilder reichen offensichtlich nicht. Klar passt es ihm nicht, dass du was ändern willst (ist ja dann nicht mehr sein Revier wo du zweite Liga spielst und nicht wirklich Teil davon bist- unbewusst), du wirst also streiten müssen. Auch das häufig und mit ein Grund gemeinsam in eine neue Wohnung zu ziehen.
Für ein andermal, vorher klar abmachen, dass du nur einziehst, wenn alles umgestaltet wird,
Das ist auch für die Beziehung wichtig, wegen der echten Akzeptanz als gleichberechtigter Partner und nicht undankbarer zugezogener ins Revier.
6 Monate sollten genug sein, um zu wissen, was nicht geht. Wenn du dich sogar in deinem persönlichen Bereich bei deinem Freund nicht wohl fühlst, dann solltest du dich nicht länger übergehen.
Es ist halt eben nicht Deine eigene Wohnung. Ich kann das gut verstehen, denn das Haus hat man sich nicht zusammen ausgesucht.
Versuche zumindest das Wohnzimmer so einrichten zu können, das es gemütlich wird. Rede mit Deinem Freund darüber was man ändern könnte.
Keine "kalten" Möbel wie Ledercouch u.ä., keine Glastische. Wenn Dir Holz gefällt, versucht mehr Holzmöbel in das Haus zu bekommen.
Wenn Du dort leben willst/solltst, musst Du auch ein Mitspracherecht bei der Einrichtung haben.
Ansonsten kann ich leider aus Erfahrung anderer nur sagen, dass irgendwann in einer solchen Situation der Auszug der Frau anstand, und die Kälte der Wohnung auch irgendwas damit zu tun hatte, dass der Mann doch nicht der Richtige war.
Das ist der Punkt: Du wohnst bei ihm, nicht mit ihm zusammen.
Ich bin in einer ähnlichen Situation wie Dein Freund: mein Verlobter wohnt mit mir in meiner Wohnung. Bedingt durch die katastrophale Wohnungssituation im Rhein-Main-Gebiet haben wir es aufgegeben, uns etwas Neues zu suchen (was wir eigentlich wollten).
Für ihn ist es schwierig, weil er vorher mitten in der Großstadt gewohnt hat. Das ist schon eine arge Umstellung. Es gibt aber auch Dinge, die er sehr genießt (z. B. nicht mehr stundenlang einen Parkplatz suchen zu müssen).
Wir sind dabei, meine (also unsere) Wohnung neu einzurichten und zu renovieren. Insoweit ist das fast wie eine neue Wohnung, weil wir eben auch seine Sachen mit integrieren. Und alles, was wir kaufen, kaufen wir gemeinsam. Wenn einer von uns bei einem Möbel- oder Dekostück Nein sagt, dann ist das auch ein Nein.
Vielleicht kannst Du bei Deinem Freund ein eigenes Zimmer bekommen, wo Du Deine Möbel aufstellen und Dich nach Deinen Vorstellungen neu einrichten kannst.
Es ist eben noch nicht deine Wohnung. Da hilft es auch nicht noch mehr Teppiche und Gardienen zu kaufen.
Mach es zu deiner Wohnung mir Erinnerungen. Zuhause ist da, wo man sich zuhause fühlt. Veranstalte eine Feier für deine Freundinnen oder fange an etwas selber zu machen. Du kannst zum Beispiel eine Kuscheldecke stricken. dann räumst du nicht mehr so viel hinter den Mädels her und du hast etwas eigenes geschaffen, was dann ganz offen im Wohnzimmer liegt und nur dir gehört.
Du könntest dir auch Urlaub nehmen und statt wegzufahren bleibst du einfach mal ganz viel alleine mit deinem Hund zuhause und kuschelst dich ein. Mach es dir gemütlich und setz dich einfach mal überall hin. Dann findest du bestimmt einen neuen Lieblingsplatz zum Lesen oder einfach aus dem Fenster schauen