Psychische Probleme, möchte nicht mehr zur Schule?

6 Antworten

Schönen Abend! Tut mir Leid zu hören, dass du so stark unter Depressionen leidest.. Selbst mit Hilfe und medikamentöser Behandlung scheint es bei dir sich nicht wirklich zu verbessern. Deine ursprünglichen Symptome werden unterdrückt, dennoch wird diese "unterdrückte Energie" in etwas anderes manifestiert. Du musstest anfangs immer weinen und jetzt mit Medikamenten kannst du es nicht mehr, stattdessen hast du Nervenzusammebrüche. Tut mir Leid das zu hören, das ist.. schwer. Das muss wirklich schwer für dich sein. Du bist gefangen in einem Dilemma und einer Entscheidung, die auch deine Zukunft prägen wird.

Wart ihr auch schonmal in so einer Situation?

Ja. Ich habe mich meinem Hausarzt gegenüber geöffnet. Ich habe gesagt, dass es mir mental nicht gut geht. Ich habe davor fast jeden Tag nicht in die Schule gehen können. Ich ging in die 12. Klasse, habe auch Abitur gemacht. Mein Hausarzt hat meinen Vater angerufen und ich musste ihm erklären, wie ich mich fühlte. Er hat jedoch kein einziges Wort verstanden. Mein Verhältnis zu meinem Vater ist kaum vorhanden, da er kaum deutsch spricht und ich nicht genügend vietnamesisch. Heute denken beide meine Eltern etwas ist falsch in meinem Kopf und ich bin behindert. Tut immernoch weh. Ich wurde dann von meinem Arzt mit einem Krankenwagen in eine geschlossene Klinik transportiert. Bei mir war die Situation jedoch nicht kritisch, deswegen habe ich ambulant weiter gemacht. Ebenso musste ich jedes mal, wenn ich mich von der Schule entschuldige, zum Hausarzt. Ich durfte zu der Schulpsychologin 1x wöchentlich und hatte Beratungsgespräche in einer Erziehungsberatung 1x wöchentlich. Die habe ich nach 4 Jahren - bis heute immernoch. Ich war gefangen in dem Dilemma entweder in die Schule zu gehen und nach der Schule absolut KO und erschöpft zu sein oder mich krank zu melden und mich danach absolut mies fühlen, dass ich es nicht geschafft habe. Ich konnte jede Nacht kaum schlafen oder nur mit Albträume. Gegessen habe ich ebenso kaum.

Ich habe es letztendlich geschafft und bin nicht stolz darauf. Ich bin nicht stolz auf diese Geschichte, aber ich bin stolz, dass ich es geschafft habe. Nun studiere ich. Der Weg war sehr steinig und hügelig, aber ich denke man darf nicht aufgeben. Du meintest selbst, du hattest sehr viele positive Aspekte über dich, aber anscheinend sind die alle verschwunden. Ich bezweifle jedoch, dass diese einfach so verschwunden sind. Man kann nicht immer seine Depressionen als Ausrede verwenden. Es ist okay sich mal schlecht zu fühlen. Es ist okay Angst zu haben. Es ist okay traurig zu sein. Es ist okay gestresst zu sein. Es ist alles okay. Wirklich. Es ist aber nicht okay, in solchen Emotionen gefangen zu sein. Das Leben ist schwer. Es zwingt dich in die Knie, aber solange du aufstehst, kannst du weitergehen. Das einzige was ich dir empfehlen kann, ist, nicht aufgeben. In solchen Zeiten nutzt man die Zukunft, um etwas Hoffnung zu bekommen. Du hast selber Ziele, die du erreichen willst. Stell dir dich selbst vor in 5 Jahren. Wenn du jetzt die Schule abbrichst und alles hinwirfst, wie fühlst du dich in 5 Jahren? Wenn du das durchziehst und nicht aufgibst, wie siehst du dich selbst in 5 Jahren? Wie gesagt, es ist okay mal schlecht zu fühlen und zu versagen. Zu versagen ist absolut normal, aber du bist keine Versagerin. Es ist ein Unterschied, ob man versagt oder, ob man einer Versagerin ist. Lerne dich auch mehr kennen. Was genau macht dir Angst? Wann hast du Nervenzusammenbrüche? Aus welchem Grund willst du aufgeben? Woher kommen deine Emotionen? Weswegen drückst du deine Emotionen weg etc. etc.
Nutze deine Krankheit, um dich auch so gut wie möglich kennenzulernen und nicht um deine Erfahrung zu bestätigen. Eine Versagerin bist du nicht, du bist in einer hohen Schule und bist davor dein Abitur zu schaffen. Danach willst du studieren und in einer Therapieplatz arbeiten. Das sind in meinen Augen bereits gute Ziele. Lass sie nicht los, arbeite daran. Ich denke das ist das einzige, was wir im Leben übrig haben. Es muss mehr sein, als nur Schmerz. Das Leben kann nicht nur Schmerz sein, ich bin so tief davon überzeugt.

Gib also bitte nicht auf. Ich fühle mich so, als trage ich keinerlei Verantwortung über deine Entscheidung. Du bist ein mündiger und selbständiger Mensch mit deinen eigenen abgewägten Entscheidungen.
Pass einfach bitte auf dich auf und mache dir wirklich Gedanken, was du machen willst und ob das, was du machen willst auch gut ist. Schreibe es dir eventuell auf, weil in Schriftform man Gedanken so viel besser unter Kontrolle hat.

Viel viel Glück und alles Beste wünsche ich dir! Ebenso hoffe ich, dass du noch schlafen kannst!! <3

Woher ich das weiß:Hobby – Jordan Peterson, Carl Rogers, Carl Gustav Jung uvm.

R0318 
Fragesteller
 14.12.2021, 02:23

Ich Danke dir vom ganzen Herzen für diese hilfreiche Antwort. Das gibt mir wirklich Mut. Bei meinen Eltern war es übrigens genauso, meine Eltern sind ursprünglich aus Indien und denken auch dementsprechend total anders. Aber es freut mich, dass du letztendlich deinen Weg gefunden hast!!

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Hinschmeißen würde ich auf gar keinen Fall. Im schlimmsten Fall würde ich das Jahr wiederholen und bis zum nächsten Jahr mich um meine Krankheit kümmern und den Fokus darauf legen. Sonst bereust du das vllt für den Rest deines Lebens.

Wenn deine Medikamente deine Depression noch verschlimmern, solltest du auch daran dringend was ändern.

Ich war genau in der gleichen Situation und habe die Schule geschmissen, was ich jetzt im Nachhinein wahnsinnig bereue. Ich habe eine Ausbildung gemacht und habe jetzt mit 25 angefangen zu studieren (Uni nicht FH, es gibt Möglichkeiten). Rational weiß ich dass ich damals einfach nicht mehr konnte und keine andere Wahl hatte, weil es einfach nicht mehr ging für mich. Trotzdem, wenn ich es einfach durchgezogen hätte dann hätte ich jetzt vermutlich meinen Master.

Ich habe auch sehr viele Medis probiert und wie bei dir haben die mich einfach abgestumpft und ich hatte null Gefühle mehr, hab sie jedes Mal abgesetzt weil die Nebenwirkungen zu krass waren.

Ich würde dir nur raten dir eine Pause zu gönnen wenn du wieder zurück zur Schule darfst. Wenn ja würde es vielleicht Sinn machen wenn du dich ein Jahr lang einfach nur ausruhst. Mir geht es erst jetzt besser wo ich das mache was ich immer wollte. Ich habe vor meiner Ausbildung ein Jahr Pause gemacht was Wunder bewirkt hat aber natürlich ging es mir in der Ausbildung wieder beschissen weil ich studieren wollte!

Wie auch immer du dich entscheidest, deine Gesundheit geht vor aber leg dir auf jeden Fall einen Plan zurecht!

Ich war noch nie in solch einer Situation.

Ich fände es sehr schade, wenn du dir das Abi durch deine Depression versaust oder wenn du gar die Schule komplett schmeißt. Dann hast du nur die Mittlere Reife, und damit kannst du nicht studieren.

Wenn es dir so schlecht geht und du nicht sofort einen Therapieplatz bekommst, warum kannst du dich dann nicht krankschreiben lassen bzw. für ein Jahr oder auch länger mit der Schule aussetzen, bis du soweit psychisch stabilisiert bist, dass du dem Unterricht konzentriert folgen und dann auch GESUND am Abi teilnehmen kannst? - Mit einem entsprechenden psychologischen, vielleicht besser noch einem psychiatrischen Gutachten müsste solch eine Beurlaubung doch möglich sein.

Du machst das ja nicht aus Jux und Dollerei. Du bist auch keine Versagerin, sondern du hast eine Depression. Wie schwer die ist, weiß ich natürlich nicht. Aber es ist bestimmt nicht gut, wenn die nur mit Psychopharmaka behandelt wird. Du brauchst mit Sicherheit eine Therapie. Welche Therapieform für dich die sinnvollste ist, das kann dir auch nur ein psychologischer Psychotherapeut nach mehreren probatorischen Sitzungen sagen. All das braucht Zeit. Und sogar wenn du den passenden Therapeuten oder die passende Therapeutin gefunden hast, dann geht's ja erst los mit der Therapie. Es wird von da an unter Garantie mindestens ein halbes Jahr dauern, bis du dich auf dem Weg der Besserung fühlst. Dir sollte auf keinen Fall die Zeit als Treiber im Nacken sitzen.

Besprich das doch mit deinem Psychiater, der dir dieses Venlafaxin 150 mg verschrieben hat. Ich habe nachgeschaut: Das ist ja ein Psychopharmakum, das erst bei mittelschweren bis schweren Depressionen verschrieben wird. Also kann ich annehmen, dass du wirklich unter starken Depressionen leidest. Sonst hätte er dir ja bestimmt etwas anderes (Leichteres) verordnet.

Ich hatte beruflich weder etwas mit Psychologie noch mit Medizin zu tun, aber ich denke, es kann nicht im Sinne des Erfinders sein, dass du ständig nur mit Psychopharmaka auf einem psychischen Level gehalten wirst, bei dem vielleicht eine Suizid-Gefährdung ausgeschlossen werden kann und es dir nicht ganz so dreckig geht wie möglicherweise ohne dieses Medikament. Das ist ja nur eine Bekämpfung der Symptome, ändert aber nichts an deiner psychischen Erkrankung. Du aber möchtest deine Depression doch loswerden, sodass du eines Tages gar keine Psychopharmaka mehr als Stimmungsaufheller brauchst, oder wenn, dann nur begleitend in ganz schwacher Dosierung. Dafür ist die Therapie da. Das sollte auch dein Psychiater wissen. Solange du aber noch keinen Psychotherapeuten bzw. keinen Psychotherapieplatz gefunden hast, brauchst du den Psychiater natürlich, um dir per Gutachten zu bescheinigen, dass du zurzeit nicht fähig bist, am Unterricht teilzunehmen.

Vielleicht gibt's andere bessere Lösungen, aber das ist der Weg, den ich gehen würde, wenn ich mir die Chance auf das Abitur und damit auch auf ein anschließendes Studium nicht vermasseln wollte. Du verlierst vielleicht ein Jahr, aber was ist das schon? Andere sind derweil zweimal sitzen geblieben, du aber nicht. Außerdem macht das Studium momentan wenig Spaß: zu viel, fast alles nur online - das hat mit normalem Studieren doch nichts zu tun. Wer weiß, vielleicht sieht auch das in ein oder zwei Jahren schon besser aus.

Das klingt fast, als würde dir ein Klinik Aufenthalt gut tun?