Psychisch kranke Pflegemutter anzeigen?
Hallo,
Ich bin 14 Jahre alt und wohne in einer Wohngruppe.
Meine damalige Pflegemutter hat mich und meinen Pflegebruder körperlich und psychisch misshandelt.
Heute war ich bei der Teraphie und meine Therapeutin hat gesagt ich dürfte sie Anzeigen.
Eigendlich will ich sie schon anzeigen aber ich bin mir nicht sicher und was ist wenn andere mich dann scheiße finden.
Ich denke irgendwie könnte ich damit meinen seelenfrieden finden, sie muss ja nicht gleich in dem knast, ich will nur das sie weiß was sie getan hat was mehr als falsch und damit kommt sie nicht durch auch wenn die psychisch krank war/ist.
Soll ich sie anzeigen und wenn ja wird ihr dann son brief geschickt oder woher bekommt sie dann bescheid.
Schon mal Danke im vorraus
7 Antworten
Klar, macht aber nur dann Sinn, wenn noch keine Verjährung eingetren ist.
Das macht durchaus Sinn. Wenn sie psychisch krank ist, könnte man ihr so Hilfe anbieten, damit sie wieder auf die Beine kommt und niemand mehr unter ihr leiden muß.
Und auch in Sachen "Seelenfrieden" kann ich Dir Recht geben. Ich denke auch, daß es wichtig ist, solche Dinge nicht unter den Teppich zu kehren.
Nur Mut - Deine Therpeutin wird Dich sicher dabei unterstützen!
Aber es ist schon so lange her, geht das trotzdem oder wird sich da nicht mehr viel tun?
ich bin mir nicht sicher und was ist wenn andere mich dann scheiße finden.
Deine Pflegemutter war scheiße alles andere was andere denken sollte irrelevant sein.
Wenn dich deine Pflegemutter misshandelt hat, ist das eine Straftat – ganz egal, ob sie psychisch krank ist oder nicht. Auch psychisch kranke Menschen dürfen anderen keinen Schaden zufügen. Du musst dich nicht schämen oder schuldig fühlen. Es ist nicht deine Schuld, was passiert ist ♥ Und es ist nicht deine Verantwortung, wie andere auf deine Anzeige reagieren.
Nutze die Anzeige dafür, dass du für dich selbst einstehst und das du zeigst: Was sie getan hat, war falsch – und du lässt es nicht einfach unter den Teppich kehren - vielleicht kannst du dann los lassen
Wenn das schon lange her war, wird da wahrscheinlich nicht mehr viel passieren. Würde mich lieber auf dein jetziges Leben konzentrieren als alte Wunden aufzureißen.
Sie wird ja gesehen von ihrer Therapeutin und andere in ihrem Umfeld. Von ihrer Mutter wird sie wahrscheinlich nicht gesehen. Daran wird eine Anzeige aber nichts ändern. Und die Wunden der Seele heilen dadurch auch nicht. Es mag zwar nicht ums Aufreißen gehen, aber das ist die Konsequenz, wenn man sich wieder Jahre damit direkt und intensiv auseinandersetzen muss.
Ja, sie wird vielleicht von der Therapeutin gesehen, aber das ersetzt nicht, dass auch die Person zur Verantwortung gezogen wird, die einem wehgetan hat.
Gesehen zu werden heißt nicht nur: „Jemand hört dir zu“, sondern auch das die Wahrheit ans Licht kommt, die Schuld nicht bei einem bleibt man sein Recht zurück bekommt.
Und klar ändert eine Anzeige was, woher willst du das denn wissen? Sie übernimmt nicht mehr die Scham oder Schuld, sondern gibt sie dorthin, wo sie hingehört und man hat das Recht, dass es benannt wird – nicht nur in Therapieräumen, sondern auch offiziell.
Eine Anzeige ändert sehr wohl etwas. Sie deckt das Geschehene auf und das Opfer erfährt, dass ein Täter für die Tat betraft wird. Sei es eine "Wiedergutmachung" oder eine "Genugtuung", es hilft der Seele, zu heilen und das Ganze zu verarbeiten.
Ja, sie wird vielleicht von der Therapeutin gesehen, aber das ersetzt nicht, dass auch die Person zur Verantwortung gezogen wird, die einem wehgetan hat.
"Ersetzen" ist für dieses Thema ein unangebrachter Begriff. Die entscheidende Frage ist, ob man das braucht, um seinen Frieden und seine Stablität zu finden oder nicht. Manche Menschen brauchen das. Viele aber nicht. Für viele Menschen ist es wichtiger, nach vorne zu schauen und die schlechte Zeit hinter sich zu lassen. Und eine zu direkte Konfrontation könnte eine stabile Phase wieder zu nichte machen. Darüber sollte man sich im Klaren sein. Ganz besonders wenn man erst 14 ist und noch garkeine Vorstellung davon hat, was so ein Gerichtsprozess bedeutet und wie lange sich sowas hinzieht. Die Leute, die einfach nur sagen "ja mach" stellen sich sowas viel zu einfach vor.
Gesehen zu werden heißt nicht nur: „Jemand hört dir zu“, sondern auch das die Wahrheit ans Licht kommt, die Schuld nicht bei einem bleibt man sein Recht zurück bekommt.
Sorry aber, weenn es um die Gesundung der Seele geht, dann geht es vorrangig nicht darum solchen Klischee Phrasen zu entsprechen, die man viel zu oft im Fernsehen hört. Sondern darum, sich darüber bewusst zu sein, was man wirklich braucht und was einen wirklich gut tut.
Und klar ändert eine Anzeige was, woher willst du das denn wissen?
Erstens habe ich nicht behauptet, dass sich nichts ändert sondern darauf verwiesen, dass sowas nicht die Wunden der Seele heilt. Das sind zwei sehr unterschiedliche Aussagen.
Zweitens weiß ich das, weil ich selbst aus solchen Verhältnissen komme und außerdem auch klar sein sollte, dass sowas die Taten und Erinnerungen nicht ungeschehen macht.
Sie übernimmt nicht mehr die Scham oder Schuld, sondern gibt sie dorthin, wo sie hingehört und man hat das Recht, dass es benannt wird – nicht nur in Therapieräumen, sondern auch offiziell.
Natürlich hat man das Recht dazu. Aber selbst wenn man Recht bekommt, ist der Weg dorthin sehr lang, schwer und leidvoll. Insbesondere in dem Alter.
Das hat übrigens luluLamberry geschrieben, der ich voll zustimme. Ich spreche (leider) aus eigener Erfahrung heraus.
Mag sein. So hat jede/r Betroffene seine eigene Sicht der Dinge.
Misshandlung verjährt nicht in der Seele, nur weil Zeit vergangen ist und es geht nicht ums Wunden aufreißen, sondern darum, dass man endlich gesehen wird.