Psyche und Tabuthema?
Herrscht tatsächlich im Arbeitsmarkt immer noch Stigmatisierung aufgrund von psychischen Erkrankungen ?
Ich mein es kann jeden treffen unabhängig von Status. Niemand ist zu 100 Prozent immun.
Wie lange wird es dauern, bis dieses Thema endlich ernst genommen wird und Vorurteile abgebaut werden ?
Zum Beispiel kann doch von Stress jeder betroffen sein. Egal ob Mann oder Frau, jung oder alt.
Ich verstehe noch immer nicht dieses Schubladendenken.
6 Antworten
Es ist nach wie vor definitiv ein Tabuthema und sollte es auch bleiben. Zum Einen versteckt der/die Betroffene sein Leid oft länger und spricht nicht darüber. Sonst wäre er angreifbar. Dies ist auch nachvollziehbar, denn in unserem (Arbeits-)Umfeld befinden sich nicht nur wohlgesonnene Menschen. Ich sage daher, es ist eine private, eigene gesundheitliche Situation, die man nur mit externer Hilfe überwinden kann. Da kann kein Arbeitskollege oder Arbeitgeber etwas tun und sollte davon auch nichts erfahren. Also ab zum Arzt und raus aus der Situation.
Zum Beispiel kann doch von Stress jeder betroffen sein. Egal ob Mann oder Frau, jung oder alt.
Ja, da kann jeder betroffen sein. Aber man erwartet von erwachsenen, berufstätigen Menschen trotzdem, dass sie ihre Arbeit vernünftig machen.
Und wenn wir es schon normalisieren wollen: von einem Menschen der zb einen faulen Zahn hat und deshalb vor Schmerzen nicht vernünftig arbeiten kann, erwartet man auch, dass er sich einen Termin beim Zahnarzt macht und sich um die Sache kümmert um dann wieder normal arbeiten zu können.
Und ja, genauso erwartet man von Leuten mit psychischen Problemen, dass sie eben zum entsprechenden Fachmann gehen, sich helfen lassen und ihre Arbeit nicht mehr als unbedingt notwendig deshalb darunter leidet.
Ich habe gelernt, dass es besser ist, Vorgesetzten und Kollegen und Kolleginnen nichts von meiner Krankheit zu erzählen. Denn anfangs wird noch auf verständnisvoll gemacht, aber spätestens wenn die Einschränkung deutlich wird, ist es damit vorbei. Ich hatte eine Vorarbeiterin, die nach meiner Kündigung (ich selbst) jedem auf die Nase gebunden hat, dass ich "einen an der Waffel" habe.
Natürlich kann es JEDEN treffen.
Das bedeutet aber nicht, dass ich als Arbeitgeber einen offensichtlich bereits kranken Menschen einstellen muss, wenn nicht gewährleistet ist, dass er überhaupt in der Lage ist, für MEIN Geld die Arbeit zu leisten.
Von Stress sind alle beroffen, es kommt auf die Art des Umgangs damit an. Was psychische Erkrankungen angeht, geht es dabei eher weniger darum, dass man es nicht ernst nehmen würde, sondern eher darum, wieviel Arbeitskraft man als Arbeitgeber für sen Geld erhält.
Das muss man nunmal nüchtern sehen. Wenn man monatelang eine Stelle freihält, vorher sechs Wochen lang in Krankheit investiert ohne Leistung dafü zu erhalten, dann ist das natürlich sowohl für den Arbeitgeber als auch für die Kollegen, die die Mehrarbeit schaffen müssen unschön.
Das ist keine Wertung, sondern eine simple Rechnung.