Praktika nach Abi sinnvoll?
Hiii,
ich schreibe dieses Jahr noch mein Abi, aber bin mir bei meiner Studienwahl sehr sehr unschlüssig. Ich bin wirklich etwas hilflos und weiß nicht was das Richtige ist. Nur bin ich mir nicht sicher, ob Praktika mir weiter helfen werden, weil ich dafür 1 Jahr später mit dem Studium beginnen müsste. Oder ob ich einfach irgendein Studium beginnen soll, das mich halbwegs interessiert.
Auch wenn ich Praktika mach wär ich mir unschlüssig wie lange.
Was denkt ihr? Wie entscheidet man bei der Studienwahl "richtig"?
LG
4 Antworten
Wenn du mit dem Studiengang nicht sicher bist, ist ein Praktikum oder Job sicher eine gute Option. Du kannst es einige Monate bzw habes Jahr zb machen oder nur kurze Zeit, dafür aber mehrere Bereiche kennenlernen.
Was auch viele machen ist Work&Travel. Da arbeitest du und reist nebenbei bisschen und schaust dir das Land an. Aber für das richtige Studium zu wählen, ist die erste Option wahrscheinlich das bessere, um mal sicher zu gehen, sofern du studieren möchtest.
Denke aber auch, dass ein Praktikum im Ausland auch sehr gut sein kann. Du machst neue Erfahrungen, verbesserst dein Englisch (vermutlich) und je nach Interessen kannst du auch dort was finden um dich für dein Studiengang besser entscheiden zu können. (Hab unabhängig vom Studium auch seit neuestem ein Gedanken über den Sommer im Ausland zu arbeiten).
Oder du gehst zu einer Studienberatung oder wie das heißt. Da machst Test und das Ergebnis ist dann dein möglicher Studiengang. Inwiefern man darauf vertrauen kann weiß ich nicht
Wie entscheidet man bei der Studienwahl "richtig"?
Ausgiebige Information ist das A und O.
Ich persönlich finde, dass schon die Webseiten der Universitäten mit den Studiengangbeschreibungen und den Modulkatalogen sehr informativ sind. Natürlich findet da eine gewisse „Schönrederei“ statt, immerhin möchten Universitäten ihre Studiengänge ja auch „vermarkten“, aber mit ein bisschen Menschenverstand kann man den inhaltlichen Kern da eigentlich ganz gut herauslesen.
Es gibt aber auch viele Leute, die empfehlen, diesen theoretischen Eindruck mit einem praktischen Einblick in Form von Praktika abzugleichen, dagegen würde ich auch nicht sprechen. Gerade, wenn man noch überhaupt keine Arbeitserfahrung hat, stellt man sich vieles etwas romantisch vor. So mancher junger Mensch, der sich erst keinen Job vorstellen kann, bei dem man die ganze Zeit sitzt, denkt darüber nach einem Praktikum in einem körperlich anstrengenden Beruf anders.
Es gibt natürlich auch diverse Berufstests. Ich will nicht unbedingt davon abraten, denn die Dinger kann man ja einfach mal schnell machen und einfach mal gucken, was dabei herauskommt. Ich finde aber, dass diese Tests einen häufig in SEHR stereotype Schubladen packen möchten. So Fragen wie „Arbeitest du gerne mit den Händen?“ als Ja-/Nein-Kriterium dafür, ob man einen handwerklichen Beruf ergreifen sollte, ist meiner Meinung nach zu flach. Oder ob man der Aussage „Ich helfe gerne Menschen“ zustimmen würde und wenn die Antwort „Ja“ lautet, kommen Berufsvorschläge wie „Krankenpfleger“… Als ob alle, die in anderen Berufen glücklich sind, narzisstische Typen sind, die es hassen, anderen zu helfen. Zumal man sich heutzutage wohl eher als Krankenpfleger qualifiziert, wenn man der Aussage zustimmt „Wenn ich Menschen leiden sehe, aber ihnen nicht helfen kann, weil ich keine Zeit habe, kann ich damit super gut umgehen“…
Aber zurück zur Frage: Zuallererst solltest du aber sowieso überlegen, ob du überhaupt unbedingt studieren willst / musst. Es kann gute Gründe dafür geben, aber „ich will nicht umsonst Abi gemacht haben“ und „später mehr Gehalt“ sind schlechte Gründe. Denn nur mal ein Beispiel: Dass du jetzt, wenige Monate vor dem Abi noch keinen Anhaltspunkt dafür zu haben scheinst, was du danach machen willst, spricht jetzt erstmal nicht für eine proaktive, entschlussfreudige und stark eigenverantwortliche Persönlichkeit; genau das sind aber wichtige soft skills, die man im Studium braucht, wo man eben nicht alles „vorgesetzt“ bekommt, sondern in eigener Initiative Entscheidungen (zum Beispiel über den Studienverlauf) treffen muss. Auch über „Jobchancen“ scheinst du dir ja viele Gedanken zu machen, und ein Studium arbeitet nur selten auf einen ganz bestimmten Beruf hin. In einer Ausbildung wird der Weg zum Abschluss und der sich in der Regel anschließenden Übernahme (und selbst wenn nicht, man wechselt nur den Betrieb, nicht den Beruf) halt vorgegeben, und das kann einem das Leben einfacher machen. Ich kann das übrigens sagen, denn ich habe nach dem Abi auch eine Ausbildung gemacht und bin erst später in meine Abenteuer aufgebrochen ;)
Wie entscheidet man bei der Studienwahl "richtig"?
Diese 3 Punkte sollten möglichst alle 3 erfüllt sein:
1.) Hohes Interesse und Begeisterung für das Studienfach:
Damit die Bereitschaft da ist, viel Zeit, Arbeit und Mühe ins Studium zu stecken.
Die Anforderungen im Studium sollte man nicht unterschätzen. Studieren ist viel schwieriger, anspruchsvoller und arbeitsintensiver als Schule und Abitur.
2.) Gute Aussichten, das Studium erfolgreich schaffen zu können:
In Deutschland schafft im Schnitt jeder 3. Student sein Studium nicht und bricht ab. Schade.
3.) Genug Bedarf am Arbeitsmarkt für die Fachrichtung:
Damit man anschließend relativ sicher einen Job finden wird und seinen Lebensunterhalt verdienen kann.
Ist ja nicht so sinnvoll, ein brotloses Laberfach zu studieren und anschließend sein Geld als Taxifahrer, Kellner oder im Callcenter verdienen zu müssen.
Und wenn man dann immer noch nicht weiß, was man studieren will, dann sollte man mal hinterfragen, warum man unbedingt studieren will und ob es nicht vielleicht passender wäre, eine Ausbildung zu machen.
Praktika sind unter diesen Voraussetzung recht wertvoll.