Polder und dammerückverlegung?

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Hochwasser ist im Prinzip zu viel Wasser zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem bestimmten Flussabschnitt, der soviel Wasser nicht aufnehmen kann, sodass es über die Ufer tritt. Hätte man noch Kilometerbreite Flussauen, dann wäre das einfach nur Teil der natürlichen Dynamik und nicht weiter schlimm. Aber anstatt von Flussauen haben wir inzwischen Siedlungen und genutzte Gebiete. Also will man nicht, dass das Wasser völlig unkontrolliert in die Fläche geht, in aller Regel grenzen Deiche den Fluss ein, so dass die meisten hohen Wasserstände nicht in die Fläche können. Aber es gibt eben statistisch alle paar hundert Jahre mal ein ganz besonders schweres Hochwasser, das das dann doch tut.

Du musst Dir ein Hochwasser als eine Art Welle vorstellen, die sich flussabwärts bewegt und jede Welle hat eben einen Wellenscheitel an dem dann der Wasserstand besonders hoch sein wird. Das heißt, dieser Punkt der Welle ist dann auch besonders kritisch wenn es zB um die Höhe der Deiche geht. Durch die Begradigung der Flüsse laufen diese Wellen außerdem schneller als früher den Fluss hinunter. Besonders blöd ist es, wenn Hochwasserwellenscheitel aus Haupt- und Nebenflüssen zeitlich und räumlich zusammentreffen (zB 2013 in Passau).

Das gibt Dir nun also verschiedene Möglichkeiten im Hochwasserschutz um die Maximalwasserstände zu senken:

  • Bei Deichrückverlegungen wird der Deich, der vorher direkt am Fluss war, weiter nach hinten verlegt, der am Wasser also entfernt. Du kannst Dir vorstellen was dadurch passiert: das Wasser steigt und viele Liter Wasser mehr als vorher können eben die so neugewonnenen Flächen einfach überfluten und dieses Wasser ist schonmal aufgeräumt, sozusagen und wird irgendwann später, wenn die Wasserstände sinken, wieder abfließen. Die Gebiete sind außerdem wieder Teil der normalen Flussdynamik, das hat verschiedene ökologische Vorteile, schränkt aber die Nutzung ein.
  • Ungesteuerte Polder: Wenn man nicht möchte, dass bei jedem Wasserhochstand die Flächen überflutet werden gibt es die Zwischenlösung der ungesteuerten Polder. Hier wird der Deich direkt am Fluss nicht völlig entfernt, sondern nur in der Höhe reduziert. Er wird daher nicht bei jedem Hochstand überströmt, sondern erst ab einem bestimmten Wasserstand. Zusätzlich baut man einen neuen normal hohen Deich weiter hinten in der Landschaft und erhält damit sozusagen ein Becken neben dem Fluss. Das hat den Vorteil, dass dieses Becken zwischen den niedrigeren und dem hohen Deich in den meisten Jahren ganz normal (meistens landwirtschaftlich) genutzt werden kann.
  • Gesteuerte Polder: in vielen Fällen sollen die Flächen aber eigentlich außer in besonderen Notfällen, also bei wirklich extremen Hochwassern, für andere Nutzungen zur Verfügung stehen. Und dazu dienen dann gesteuerte Polder. Außerdem macht man sich mit denen die Eigenschaft der Hochwasser zu nutze einen Scheitel zu haben. Bei einem Polder baut man mit Deichen quasi eine umrundete Wanne neben dem Fluss, der normal hohe Deich am Wasser bleibt und bekommt ein Ein-/ Auslassbauwerk. Da kann man dann im richtigen Moment die Klappen öffenn und das Wasser reinfließen lassen. Wann macht man das am sinnvollsten mit der besten Wirkung? Am Scheitelpunkt der Welle, weil man damit den maximalen Wasserstand direkt reduzieren kann und so weniger hohe Hochwasserwellen die Unterlieger erreichen.

Ablauf ist also so: Wasserstände im Fluss steigen, während dem Beginn der Welle fluten die Gebiete mit Deichrückverlegung von selbst, Wasser steigt weiter und auch die ungesteuerten Polderflächen werden gefüllt, Wellenscheitel kommt und die Einlasstore der gesteuerten Polder werden geöffnet und Wasser fließt in diese Bereiche. Wenn die Wasserstände sinken, dann leert sich dann alles wieder und fließt ab. In der Regel hat man an den großen Flüssen eine ganze Kette solcher Maßnahmen, die nach bestimmten festgelegten Regularien geflutet werden können. zB lässt man noch Polder ungefüllt für den Fall einer zweiten Hochwasserwelle kurz danach.

Alle Maßnahmen stehen auch immer wieder aus verschiedensten Gründen in der Kritik, zB weil Leute flussaufwärts Nutzungseinschränkungen für Unterlieger in Kauf nehmen müssen, die sich durch unvorsichtiges Bauen in Hochwasserrisikogebieten überhaupt erst in die Lage gebracht haben geschützt werden zu müssen.

Wenn ein Gebiet eingedeicht wird, nennt man es Polder.

Wenn ein Deich am Meer zurück verlegt wird, dann verkleinert sich der Polder. Man gibt dem Meer wieder Raum zurück.

Verlegt man den Deich an einem Fluss zurück, ist das eine Maßnahme zum Hochwasserschutz. Man gibt dem Fluss mehr Raum und nimmt so den Druck vom Deich.