Pferd beherrschen?

12 Antworten

Kann ich so nicht bestätigen.

Es gab doch schon länger die Fraktion, die einfach sämtliches Equipment ans Pferd und an sich selbst rangebaut hat was der Markt so hergibt, nur weil es „schick“ aussieht oder man damit „professioneller“ wirkt.

Evtl trägt natürlich Social Media nun seinen Teil dazu bei, dass man solcherlei „Modepüppchen“ und Co einfach häufiger zu sehen bekommt und daher meint das Ganze hätte zugenommen. Gegeben hat sie aber wie gesagt denke ich doch schon immer.

Naja, ist eben "einfacher", wenn das Pferd aus Angst vor schmerzhafter Bestrafung "spurt". Eine Beziehung aufzubauen kostet Zeit, Geduld und viel Herzenseinsatz. Das sind leider immer weniger Menschen bereit oder fähig, zu geben.

Mein Weg wäre das niemals. Bin in über 20 Jahren Pferdeerfahrung nicht ein einziges Mal mit scharfer Zäumung oder Sporen geritten. Das letzte Mal mit Gerte ist etwa 15 Jahre her und selbst da habe ich sie nur als Mittel der Kommunikation eingesetzt.

ZiegemitBock  06.03.2022, 23:58

Ich kenne es eher umgekehrt, wenn es schmerzhaft wird, tritt das Pferd die Flucht nach vorne an.

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Urlewas  07.03.2022, 07:37
@JustASingle

Klingt dramatisch…

Aber so, wie du die Gerte „nur zur Kommunikation“einsetzt, tun andere dies auch mit Sporen.
Und was den Zaum angeht: jedes Gebiß ist nur so scharf wie die Hand am anderen Ende des Zügels . Viel schmerzhafter fürs Pferd ist dabei oft der Gebrauch gebissloser Zäumungen.

Und im Gelände ist das Mitführen von Mitteln, mit denen man zur Not mal Druck machen könnte , auch ein Sicherheitsaspekt. Man kann immer mal in eine Situation geraten, wo schnelles Handeln unerlässlich ist. Wenn das bei jemandem NIE ein Problem ist, fragt man sich, ob DESSEN Pferd völlig bereits gebrochen ist. Denn ein Pferd, das noch eine eigene Meinung hat, wird auch immer wieder mal widersprechen.

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JustASingle  07.03.2022, 07:39
@Urlewas

Ich spreche leider von den Reitern, die diese Mittel eben nicht zur Kommunikation einsetzen.

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Urlewas  07.03.2022, 07:42
@JustASingle

Die gibt es natürlich leider. Gab es aber schon immer; in der Frage ging es aber darum, dass das „heutzutage“ mehr sei. Aber „die gute alte Zeit“ gab es nie.

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JustASingle  07.03.2022, 07:56
@Urlewas

Ich sagte auch nicht, dass es mal eine "gute alte Zeit" in diesem Bereich gab. Dennoch häufen sich diese Reiter in den letzten Jahren. Es wird in meinen Augen tatsächlich mehr.

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Also ich glaube, dass es schon irgendwie auch am aktuellen Stand der reiterlichen Ausbildung liegt. Guten Reitunterricht zu finden, ist gar nicht so einfach. Andererseits wollen viele gar nicht mehr richtig reiten lernen oder sind auch zufrieden, wenn ihr Pferd so eine "reicht gerade mal"-Ausbildung hat, so dass sie ausreiten gehen können. Wenn die Pferde dann mucken machen, wird häufig an der Ausrüstung herumgeschraubt, anstatt sich selber zu korrigieren. Viele Reiter scheinen nicht zu wissen, wie ihre Ausrüstung wirkt. Die denken "Hackamore = gebisslos = pferdefreundlich" und hocken dann mit angezogenen Zügeln auf dem Pferd.

Ich glaube nicht, dass es an "rohen, anspruchsvollen oder brutalen" ReiterInnen liegt, sondern halt eher, dass die Bereitschaft, sich für das Pferd weiterzubilden, seine Reiterei zu verfeinern, nicht mehr bei jedem gegeben ist.

Bei uns steht ein "Professor" als Schulpferd im Stall. Man kann bei vielen Reitschülern sehen, dass diese, anstatt dieses Pferd und die daraus resultierenden Lernmöglichkeiten zu schätzen, schimpfen, dass dieses Pferd so oft nicht das macht, was das kleine Reiterlein will, sondern dann sogar wütend aufs Pferd werden.

Das Wissen, wie was wirkt, fehlt halt oft auch. Kaufen kann man alles, in den Reitsportläden findet man Zeugs, was erfahrene Trainer nicht mal mit der Greifzange anfassen würden, weil sie es zu brutal finden und in den Shops steht so Zeugs oft noch vor den einfachen Sachen (hab mal versucht, eine Wassertrense zu kaufen, da musste ich mich durch seitenweise gruseliges Zeug klicken).

Ich denke, es gibt heutzutage auch einfach zu viele Reiter, die sich als "Autodidakten" in der Pferdeausbildung versuchen, YouTube und TV "sei dank". Die wissen oft nicht, was sie tun, sondern packen halt einfach mal alles aufs Pferd, womit die Reitsportläden so ihr Geld verdienen und zur "Problembehandlung" wird ja etliches angeboten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wenn die das entsprechende reiterliche Niveau haben, wieso nicht? Auch im Gelände kann man Dressur mäßig arbeiten. Kommt halt auf die Umsetzung an, grundsätzlich aber nicht immer schlimm.

der grund ist die gegend, in der du wohnst, bzw. die reiterhöfe in der gegend.

ICH habe noch nie jemanden mit rädchensporen und kandare ausreiten sehen. in meinem ganzen leben nicht.

ich bin mal in der camargue mit blanker kandare mit etwa 18cm langen anzügen ausgeritten - das war der seriöse betrieb. ich durfte die zügel einhändig leicht durchhängend eine handbreit über dem sattelknauf festhalten und den arm nicht bewegen. die bewegung, die man macht, wenn man becken oder rücken aufrichtet oder locker lässt, genügte für die zügelhilfen. ich durfte auch die beine nicht ans pferd machen. das pferd war so fein, dass es komplett über die körperspannung zu regulieren war.

bei dem gitan ein paar ställe weiter waren die pferde mit trense und hannoverschem reithalfter gezäumt und schlecht ausgebildet. ich hab mich im nachhinein geärgert, dort hingegangen zu sein.

ich schweife ab...

hm... nu ja. sowas wie du beschreibst, gibt bei mir in der gegend nicht und hat es auch nirgends gegeben, wo ich gewohnt habe. ich war noch nie im wilden westen.

das einzige, was ich in dieser hinsicht problemlos auf youtube finde, sind mädchen (so gut wie ausschliesslich mädchen), die auf häufig viel zu kleinen ponys mit trense und ohne sattel sandwege langfetzen, permanent runterknallen, weil sie nicht reiten können oder sich auch mal mitsamt pony auf die fresse legen, weil die ponys wegen den viel zu schweren "mehlsäcken" im kreuz dauernd stolpern. diese art der tierquälerei aus spass nennt sich emslandhöfe.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!
ZiegemitBock  06.03.2022, 23:50

Gut geschrieben. Die alberne Einstellung "Kandare=böse, Wassertrense=gut" wurde schon in den 1980er Jahren vom Freizeit im Sattel Zentrum Reken, damals noch unter der Leitung von Ursula Bruns, ad absurdum geführt.

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pony  07.03.2022, 13:06
@ZiegemitBock

danke dir.

seinerzeit erstes deutsches freizeitreiterzentrun - gegründet von ursula bruns und linda tellington jones.

die ersten kurse waren für anfänger und für angstreiter.

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ZiegemitBock  07.03.2022, 13:10
@pony

Kleine Korrektur: L. Tellington-Jones hat dort zwar mitgearbeitet und Kurse gegeben, alleinige Gründerin war jedoch Ursula Bruns.

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pony  07.03.2022, 13:13
@ZiegemitBock

stimmt. tellington hatte stille teilhaberschaft. die leitung hatte ursula bruns. vor der ich noch heute sämtliche hüte ziehe.

endlich durfte man sich dazu bekennen, "nur" freizeitreiter zu sein. vorher galt man ja als ferld- wald- und wiesenrüpel.

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ZiegemitBock  07.03.2022, 13:16
@pony

Absolut - und Frau Bruns war auch praktisch die erste, die in Deutschland eine Lanze für die Ponies brach. In den 80ern und frühen 90ern war die Freizeit im Sattel meine monatlich heiß ersehnte "Bibel", ab Mitte der 80er ließ ich mir mein Abo bis nach Spanien nachschicken!

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pony  07.03.2022, 13:20
@ZiegemitBock

leider hat das auch betriebe wie beel gross gemacht, die anfangs hauptsächlich die nachfrage nach günstigen importponys bedient haben.

zum glück hat es andererseits auch die ponies und kleinpferde von den britischen inseln beliebt gemacht. von 1,20m bis zum kleinpferdemass sportliche, rittige ponies und teils auch für erwachsene.

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