Peitsche einsetzen?

6 Antworten

Baroque hat dir im Grunde genommen schon alles ganz schön geschrieben.

Ein 3-Jähriges Pferd reitet man normalerweise nur kurz an und gönnt ihr dann noch einen Sommer auf der Weide - weil Dreijährige einfach noch nicht ausgewachsen sind. Wenn man sie dann reitet, höchstens zwei bis drei Mal in der Woche. Den Rest der Zeit sollen sie aber nicht rumstehen. Man macht Führtraining, Bodenarbeit usw, um die Bindung zwischen Pferd und Reiter zu verstärken.

Das funktioniert alles über positive Verstärkung. D.h. Man lobt, wenn das Pferd das Richtige tut, ignoriert das Ungewollte. Natürlich schadet ein Klapps mit der Gerte nicht. ABER: Was soll das Pferd dadurch lernen? Dass er sich äußert, weil ihm irgendetwas komisch vorkommt, er Angst hat, oder etwas drückt, oder oder oder, dann haut man ihm eine runter.

Wenn die Pferde dann irgendwann "artig" sind, weil sie immer einen Klapps bekommen, kann auch bedeuten, dass sie aufgegeben haben. Sie fügen sich, weil das weniger Stress bedeutet, als weiterzumachen, mit dem, was es gerade geäußert hat.

Wie schön, wenn ein Pferd noch buckelt, wenn der Sattel zwickt oder wenn etwas anderes "falsch" ist! Das ist für jeden offensichtlich, dass man etwas checken muss. Es gibt genug Pferde, die brav alles erdulden - bis sie daran zugrunde gehen.

In deinem Fall brauchst du einen verständigen Horsemanshiptrainer, der dir hilft, die Kommunikation mit deinem Pferd AM BODEN zu verbessern. Vielleicht musst du auch deine Reitkünste überprüfen! Wenn du dem Tier in den Rücken plumpst oder zu unsensibel mit den Zügeln bist, dann kann es nicht wirklich besser werden.

Lerne, mit dem Pferd zu kommunizieren, statt es zu besiegen. In einer harmonischen Pferd-Mensch-Beziehung gibt es keine Gewinner, keine Verlierer. Es profitieren beide in gleichem Maße. Und kommt endlich runter von dem Gedanken, dass es nur funktioniert, wenn du das Alpha-Tier bist, wenn du der Boss bist, das Pferd kuscht. Du musst es hinkriegen, dass sich dein Pferd für dich ein Bein ausreißt, weil es dir gefallen will. Und das muss es freiwillig tun - nur weil du darum bittest. Und das Reiten spielt dabei zunächst überhaupt keine Rolle. Vielleicht reitest du mal ein halbes Jahr gar nicht!!! Aber die Kommunikation, die musst DU verbessern. Jetzt. Zum Wohle deines Pferdes.

Mit dem Horsemanship-Trainer kannst du sofort anfangen. Das geht immer. Und ansonsten muss das Pferd mal auf gesundheitliche Probleme überprüft werden - so wie Baroque es dir schon geschrieben hat.

Zu deinem Bruder: Was immer er beruflich mit Pferden macht - DEN würde ich an meine Perde nicht heranlassen. Pferde haben ein unglaublich feines Gespür für Ungerechtigkeit. Wenn sie ungerecht behandelt werden (in ihren Augen betrachtet), verlieren sie das Vertrauen. Das ist sehr schwer, wieder zu erlangen. Ein Pferd, das Bockt, weil etwas nicht stimmt, und dann gestraft wird, IST UNGERECHT BEHANDELT.

Ich wünsche dir die Kraft, das alles umzusetzen - gegen alle anderen Meinungen, die dir reinreden, wie du dein Pferd ausbilden sollst und musst...

Schon mal vom Pferdeflüsterer gehört? Gewalt ist keine Lösung, dein Pferd soll Dir schließlich vertrauen. Gruss Bordie

Cindy55 
Fragesteller
 20.04.2014, 18:48

Ich sag ja- ich halte eigentlich auch nichts davon, aber mein Bruder meint das muss manchmal sein , und selbst andere meinten schon, das mal ein Schlag mit der Peitsche nicht schadet , manche Pferde brauchen sowas damit sie sich benehmen. Aber wie gesagt, gerne würde ich das nicht machen . Aber ich weiß ehrlich nicht mehr weiter mit ihr. Ich hab auch schon meine Freundin an sie ran gelassen, weil sie sehr viel Ahnung von Pferden hat, aber bei ihr hat sie das gleiche gemacht. Und krank ist sie nicht, der Tierarzt hat sie untersucht, ihr fehlt nichts.

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Baroque  20.04.2014, 19:26
@Cindy55

Hmmmm, ich würde mich wetten trauen, dass die Menschen, die von der Gerte reden - einem wunderbaren Zeigeinstrument, so lange man es nie missbraucht hat - auch zu Stürzen vom Pferd meinen, die würden dazu gehören. Ich bin in 33 Jahren reiten exakt 6mal vom Pferd gefallen. Und immer stand das in Zusammenhang mit solchen Menschen, denen es an Pferdeverstand mangelt und denen ich dringend zum Motorradsport raten würde, wo man nur Schrauben drehen muss und die Maschine läuft. "Der Tierarzt" ist aber nur einer von vielen Dienstleistern, die hier ihr Spezialwissen einbringen sollten. Von Hufen, Fütterung, Gebissanpassung, Sattlerei, Horsemanship ... haben die "Allgemeinärzte" nicht sooo viel Erfahrung. Wenn man selbst Zahnschmerzen hat, geht man auch zum Zahnarzt und nicht zum Allgemeinarzt und mit Menstruationsbeschwerden zum Gynäkologen ... aber der arme Allgemeintierarzt, der unter Umständen sogar noch Hunde behandelt soll immer alles wissen.

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pony  21.04.2014, 00:18
@Baroque

mach mir die motorradfahrer nicht madig... soooo einfach ist das auch wieder nicht mit den schrauben... ;-)

ich bin öfter vom pony gepurzelt, als ich mitzählen konnte - vermutlich kann ich nicht besonders gut zählen... pony sprang öfter mal plötzlich zur seite - in allen gangarten...(vom grosspferd übrigens nur ein einziges mal beim voltigieren und da direkt unters pferd...)

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ein dreijähriges pferd kann beim reiten weder bösartig sein noch unarten haben.

es ist schlichtweg überfordert.

selbst ist es überhaupt noch nicht ausgebildet und du wirst die hilfen nicht so klar geben können, dass dein pferd weiss, was du von ihm willst.

es gibt pferde, die geben klein bei, wenn man sie schlägt und es gibt pferde, die sich nach kräften wehren. dann gibts noch welche, die warten auf die passende gelegenheit, ihren reiter so richtig zur sau zu machen...

ein pferd ausbilden ist nicht unbedingt nur spass. du solltest unbedingt unterricht nehmen - und ein guter pferdeausbilder, der dir mit rat und tat zur seite steht, wäre sicher nicht verkehrt.

und dein bruder... naja... der wird irgendwann mal an ein pferd geraten, das ihm über ist. es sei denn, er wechselt rechtzeitig den beruf...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Wenn du mein Pferd schlagen ungerechterweise schlagen würdest, würde er dich in Grund und Boden trampeln. Wenn du ihn nicht richtig reiten würdest, würde er dich gegen die Bande streifen oder bocken oder buckeln oder steigen.

Wenn du dagegen dafür sorgst, dass er keine Schmerzen hat und ihn immer gerecht behandelst, hört er aufs Wort. Dann kann ich ihn auch nur mit Fingerzeig aus vollen Galopp in den Stand bremsen.

Und ehrlich gesagt finde ich es schade, dass es nicht alle Pferde so machen. Begründet wurde das jetzt ja schon.

Dein Pferd ist noch sehr sehr Jung, also versuche es erstmal anders. Immer wenn sie bockt, schicke sie vorwärts (dabei kannst du die Gerte ruhig bisschen benutzen, aber nicht zu dolle) immer alles nach vorne ausgleichen! Irgendwann ist sie K.O. Und wird aufgeben. Dazu brauchst du aber viel Ausdauer und musst wahrscheinlich sehr sattelfest sein! Viel Glück noch