Patchwork Religion-sinnvoll, was denkt ihr darüber?

9 Antworten

Moin!

Mich interessiert das Wort -sinnvoll- , welches du verwendet hast. Was meinst du genau damit? 

  • Meinst du, wenn jemand etwas aus allen Religionen, die er kennt, mitnimmt, dass dieser Mensch dann das sichere "Paradies, Nirwana etc." auch absahnt, wie bei einem Sonderangebot im Kaufhaus? Unter dem Motto: Ich nehme einfach alles was gut ist mit und befolge es unreflektiert.

Dieser Gedanke macht für mich den Eindruck der Mensch wäre berechnend für sein VIP-Ticket, wo fett gedruckt "Erlösung" drauf steht. Ich denke, dass Gott den Frommen vom Heuchler unterscheiden kann.

  • Was Patchwork angeht... heißt für mich persönlich von allem ein bisschen, von allem aber nichts ganzes.

LG xschwedex

Entweder die Religion ist wahr oder man muss diese Religion ablehnen und dafür die Wahrheit suchen. Aber durch Zusammenstückelung von verschiedenen Religionen werden wir die Wahrheit wohl kaum finden. Auch glaube ich nicht, dass ich der Einzige wäre, der die Wahrheit gefunden hätte und alle anderen falsch lägen. Demnach gehe ich von einer Offenbarung aus. Ich werde zu Lebzeiten die Wahrheit auch nie vollständig wissen, aber immer den Willen, sie so weit wie möglich zu erfahren. Mit Sicherheit haben andere dort recht, wo ich unrecht habe und umgekehrt. Das Ziel - die Wahrheit - muss aber dasselbe sein und bleiben. Und ich meine, dass es eine vollständig richtige Offenbarung gibt und andere Äußerungen dann falsch wären.

Es geht nicht nur um einen etablierten Wertekatalog für ein auskömmliches Miteinander (auch das ist sehr wichtig, keine Frage), sondern darum, ob es einen Gott gibt (die Frage nach seiner Existenz) und um das, was Er will (hier differieren die verschiedenen Religion stärker). Und Er bestimmt die Religion, die das Geschöpf.

Eine Religion, die nicht stimmen kann und ein selbst gebasteltes Konstrukt ist, wird von mir abgelehnt.

FouLou  16.10.2015, 12:19

Jede Religion ist ein Selbstgebasteltes Kontrukt. Nur das diese halt vor mehreren Tausend jahren zusammengebastelt wurde.

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earnest  16.10.2015, 12:29

Was ist DIE "Wahrheit", nobytree? 

Dein erster Satz läßt vermuten, daß Du Religion als DIE Wahrheit ansiehst, da Du ja anscheinend davon ausgehst, man müsse "dafür" alternativ nach der Wahrheit suchen, nachdem man der Wahrheit der Religion verlustig gegangen ist.

JEDE Religion ist (auch) Patchwork, noby. 

Freundliche Grüße, earnest

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Geht es darum das man mit Andersreligiösen zusammenwohnt. z.b. einen Partner mit anderer Religion hat. Oder das man einfach an verschiedene Dinge aus verschiedenen Religionen glaubt?

Im ersten fall: Hier kommt es auf die Toleranz der einzelnen Menschen an. Mit sehr toleranten menschen die dem Anderen jeweils ihren glauben lassen ist sowas kein Problem.

Im zweiten fall: Da sehe ich auch krin Problem. Weil einige Religionen das heute sowiso schon sind und vom einfluss anderer Religionen geprägt wurden. Beispiel Christentum bei dem die Religiösen feste so gelegt wurden das sie Keltische feste überdecken um die Kelten leichter zum Christentum zu bewegen.

Oder der unterschied vom Christentum zum Judentum. Das neue testament ist nichts anderes als eine Weiterführung des alten testaments. Und die juden haben sich entschieden nicht daran zu glauben. Entsprechend auch die Spaltung.

Das kann man pauschal nicht beantworten. Bei vielen Religionen stellt es sicherlich kein Problem dar, ob es sich dann um unterschiedliche Konfessionen in der Religion handelt, oder gar um komplett verschiedene Religionen ist dabei unerheblich.

Bei einigen wenigen Religionen kann es aber dann doch zu großen Unerfreulichkeiten kommen, dies bedauerlicherweise, auch bei einer behaupteten Weltreligion.

Diese Unerfreulichkeiten sind immer dann gegeben, wenn die betreffende Religion sich als die einzig wahre Religion behauptet, und anderen Religionen sogar aggressiv gegenüber steht, und innerhalb der Glaubenslehre sogar zur Gewalt aufruft.

Man muss es von Fall zu Fall prüfen.

Ich bin Buddhist und persönlich im Bezug auf Patchwork-Religiosität zugegebenermaßen etwas konservativ eingestellt.

Positives der Patchwork-Religiosität

Einerseits begrüße ich es, wenn Menschen sich mit Sinnfragen, Moral und Ethik befassen und dabei auf ein möglichst umfangreiches Spektrum an Weltanschauungen zurückgreifen.

In diesem Punkt ist solch unabhängige Suche nach Antworten durchaus zu befürworten, wie ich finde, weil man sich nicht mit einem Dogma zufrieden gibt.

Zudem kann man einen Zugang zu Sinnfragen erarbeiten, der den eigenen Bedürfnissen möglicherweise besser entspricht, als bereits ausgetretene Pfade etablierter Religionen.

Negatives der Patchwork-Religiosität

Andererseits kann Sinnsuche auch zum Selbstzweck werden, wie man es beispielsweise in der New Age Bewegung bzw. Esoterik-Szene sieht.

Dort ist man dann auf dem ultra-spannenden Selbsterfahrungs-Trip und berauscht sich letztlich nur an der Exotik des ganzen, ohne wirkliche Tiefe dabei zu erfahren.

Es wird dann eine Art spirituelles Unterhaltungsprogramm, mit dem man sich von der "inneren Leere", bzw dem Gefühl der "Sinnlosigkeit" von der viele Suchende sprechen, nur ablenkt.

Man möchte sich dann womöglich gar nicht "festlegen" weil das ja bedeuten würde, dass man sich tiefergehend mit einer einzelnen Disziplin befassen müsste und der kunterbunte Abenteuer-Aspekt zu kurz kommt.

Die spannende Suche nach dem besten Weg müsste für beendet erklärt werden. Durch die Beliebigkeit der wechselnden Lehren und Techniken geht man dann eben letztlich oft doch nicht nach Innen, sondern ins Außen.

Sonstiges

Ein negativer Nebeneffekt kann zudem sein, dass das Bedürfnis nach Gemeinschaft nicht befriedigt wird. Das verbindende Gedankengut, wie es etwa in Gemeinden vorhanden ist, fehlt dabei.

Allerdings kann der Wunsch nach enger sozialer Interaktion auch auf andere Weise gestillt werden, so dass nicht unbedingt eine etablierte Religion mit Gemeinschaft spendenen Ritualen erforderlich ist.

Deshalb habe ich es nicht explizit als negativen Punkt genannt.

Eine Geschichte zum Abschluss

Es gibt da die Geschichte von einem Weisen, der zu diesem Punkt befragt wurde:

"Wenn alle Wege den Berg hinauf, zum selben Ziel führen, wie manche sagen - weshalb soll man dann nur einem Weg folgen?"

Der Weise antwortete:

"Gewiss führen alle Wege zum selben Ziel - doch wird man sehr lange den Berg hinauf brauchen, wenn man ständig den Weg wechselt".

Ich denke, dass fast das Problem der Patchwork-Religiosität bzw. der Sinnsuche als Selbstzweck ganz gut zusammen.

Ich denke nicht, dass es den "einen perfekten" Weg für alle Menschen gibt - aber wenn man meint, seinen Weg gefunden zu haben, sollte man auch dabei bleiben.