Nymphensittich Zähmen?

2 Antworten

Irgend etwas wird er ja fressen, denn er kann ja nicht von Liebe, Luft und Wasser leben. Dieses Futter bekommt er nur noch von deiner Hand. Das braucht aber ein wenig Vorbereitung. Zuerst musst du deinem Vogel die Angst vor deiner Hand nehmen.

Stell den Käfig in deine Nähe, direkt neben deine Tastatur oder deinen Bildschirm. Lass ihn dort stehen und lass den Vögeln Zeit sich an dich zu gewöhnen.

Am Tag darauf legst du deine Hand außen an den Käfig und lässt sie so lange dort, bis beide Vögel sich wieder vollkommen normal verhalten. Bis sie beide deine Hand ignorieren. Das kann sehr lange dauern, doch diese Geduld musst du aufbringen. Nimmst du die Hand vorher wieder weg, dann hat dein scheuer Vogel nichts dazu gelernt und wird dir auch in Zukunft nicht vertrauen. Erst wenn beide deine Hand ignorieren, nimmst du sie weg. In der ganzen Zeit darfst du die Hand ruhig ein wenig bewegen. Du musst sie nicht starr an einer Stelle halten. Denn sie sollen ja sehen, dass dieser "Gegenstand" deine Hand ist.

Noch einen Tag später legst du deine Hand in den Käfig hinein und wartest wieder so lange, bis sie sich vollkommen beruhigt haben.

Dann legst du Futter auf die Hand und lässt sie von deiner Hand speisen. Kein Tier kann ewig und für immer Angst haben. Irgendwann vergeht die Angst von ganz allein. Du musst nur Geduld haben und darfst nicht den Fehler begehen, dass du zu schnell aufgibst. Dann haben deine Vögel nichts gelernt und beim nächsten Mal haben sie erneut Angst. Also übe dich in Geduld und beobachte sie wie sie sich verhalten.

Während du mit ihnen übst, solltest du sie jedoch nicht frontal anstarren. Wir Menschen haben ein Raubtiergesicht. Ich will damit sagen, dass unsere Augen neben einander, vorn im Gesicht liegen. Das ist ein typisches Merkmal für Raubtiere. Deine Wellis wissen das und deshalb fürchten sie sich, wenn du sie frontal ansiehst. Es hilft schon wenn du blinzelst und den Kopf zur Seite drehst, so wie es eine Katze macht, wenn sie dich beschwichtigen will.

So sieht es aus, wenn meine Vögel sich ihr Futter holen.

https://www.youtube.com/watch?v=4zQRCo6kH70

Wenn du noch dran bist: NICHT Futter entziehen!

Der Hahn wird die Henne und ihren Umgang mit dir beobachten!

Füttere die Henne öfter mal mit etwas Besonderem aus der Hand, das kann Lieblingsobst oder -Gemüse sein. Meine Wellensittiche stehen total auf "Golliwoog", Basilikum - nur sparsam füttern! - und Möhren sowie Äpfel. Hier würde sich z.B. eine große Apfelscheibe anbieten, weil sie Raum zwischen deiner Hand und dem Vogel lässt.

Lasse den Hahn komplett ihn Ruhe, aber etabliere ein Ritual, bei dem die Henne täglich nur eine kurze Zeit dieses Lieblingsfutter bekommt!

Halte ein kleines Stück davon zurück (lege es hinter dich etc.).

Wenn die Henne Interesse zeigt, lege das kleine Stück ruhig auf einen weit entfernten Platz neben sie, der aber auch weit entfern von DIR ist! Gehe dann etwas weiter weg, so dass sie sich da dran traut. Wenn du das regelmäßig machst, wird sie lernen, dass du ihr etwas Leckeres gibst und sie in Ruhe lässt (gehe ggf. sogar aus dem Raum, damit sie fressen kann) und wird dir immer mehr vertrauen. Irgendwann wird sie dann auch mal kommen, wenn du die Henne fütterst.

Ich hatte mit meinen Wellensittichen geklickert und dann kam zu dreien ein neuer Hahn dazu, der schon älter war. Der war Menschen wohl gar nicht gewohnt. Anfangs habe ich ihn total ignoriert, mit den andere klickerte ich auf einer Plattform for dem Käfig. Hinter mir stand der Freisitz auf gleicher Höhe. Eines Tages merkte ich, dass der Hahn dort saß. Zunehmend saß er immer wieder dort oder flog bewusst dorthin, wenn er mich mit den anderen clickern sah, kam aber nicht zu uns. Ich habe ihm dann immer wieder ein Stück Hirse an den Freisitz gebunden und später am langen Stil aus der Hand gegeben. Anfangs kam er mit langem Hals an, aber zunehmend fasste er immer mehr Vertrauen. Später machte er dann einfach mal so beim Targettraining mit. Ich hatte versucht, ihm den Targetstick näher zu bringen, aber er verstand nicht, dass er damit aktiv werden sollte, sondern blieb immer nur ruhig daneben sitzen. Sobald er sah, dass die anderen Hirse bekamen fürs Stick-Berühren, kam er auch mal etwas näher und ahmte die anderen schnell nach.

Also, man kann sehr viel mit Vormachen und Beobachten arbeiten. Dein Hahn beobachtet dich mit der Henne, demonstriere ihm, dass die Henne dir vertrauen kann und dass sie Spaß mit dir hat.

Ich würde immer zum Abschluss des Trainings oder der Interaktion eine mittelgroße Portion Belohnung für beide hinlegen, so dass der Hahn auch davon naschen kann (mittelgroße Portion: eine Apfelscheibe, zwei Basilikumblätter etc.), so dass der Hahn einfach lernt, dass es diese Leckerlis nach Interaktion mit dir gibt, dass die Henne aber mehr bekommen hat, weil sie vorher schon durch dich belohnt wurde, als er sich noch nicht traute. Das wird seine Neugier stärken und seine Beobachtung der Interaktion der Henne mit dir wird auch seinen Mut stärken.

Und habe Geduld!

Ich hatte einen Wellensittich, der extrem scheu war, mit dem ich gute 6 Monate geclickert habe und dabei war er noch nicht mal aus dem Käfig gekommen (das war ein Grundproblem). Vom Ast zur Tür hatte er gute 15 cm, dafür brauchten wir halt diese 6 Monate. Irgendwann saß er in der Tür. Große Hirsebelohnung. Das übten wir einige Zeit, vielleicht 14 Tage, immer vom Ast zur Tür, und dann saß er freiwillig in der Tür, wenn er Hirse wollte.

Gut weitere 4 Monate später war er zum ersten Mal auf der Hand und ließ sich sofort am Folgetag auf der Hand von einem hohen Regal runterholen (wir waren bei meinen Eltern zu Besuch über Weihnachten und das Zimmer war nicht für Freiflug geeignet, er war aber durch einen Schreck aus dem Käfig entwischt). Ich lockte ihn vom Regal per Stick auf meine Hand, musste dann etwas von einem Stuhl runter balancieren, und er blieb sitzen und ließ sich wieder in den Käfig tragen.

Ohne die große Geduld am Anfang wäre das wohl nicht passiert!