Nautik studieren oder Cuxhafen?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wie immer rate ich, sich bei so wichtigen Fragen wie beruflicher Werdegang nicht in einem Forum, wo zu 99% nur Halbwissen verbreitet wird, zu informieren, sondern Dich an Fachleute zu wenden. Diese findest Du zB bei der Berufsbildungsstelle Seefahrt oder beim Verein Deutscher Reeder, aber ganz sicher nicht hier. Bin zwar selber Kapitän, aber sicher kein Fachmann, was aktuelle Ausbildungsmöglichkeiten angeht. Auch individuelle Anfragen bei den Schulen können helfen. Dass Du noch viel Informationsbedarf hast, zeigt Deine Aussage, dass eine Ausbildung an einer Fachschule oder einer Hochschule "im Grunde genommen ja dasselbe ist". Und der Spruch "ich interessiere mich ziemlich für Nautik" spricht auch nicht gerade für einen handfesten und durchdachten Berufswunsch; tut mir leid, das so sagen zu müssen. Ansonsten stimme ich der Aussage von Jinete absolut zu, die Aussichten für deutsche (und vor allem "frische") Nautiker sind momentan mehr als mies. Gute Chancen hast Du noch in der Off-Shore Branche, jedoch nur mit Erfahrung und nicht als Frischling oder aber in der Kreuzfahrt, aber dazu muss man auch geboren sein.

EduardVedder 
Fragesteller
 31.01.2014, 14:38

Erstmals danke für ihre Antwort. Ehrlich gesagt war mein Berufswunsch bis vor kurzem in eine ganz andere Richtung gerichtet und habe mich schließlich entgültig vielmehr für den Beruf entschieden, für den ich mich eigentlich schon immer interessiert, jedoch eher als Nebensache abqualifiziert habe. Komisch ist auch, dass mein Großvater, 2 meiner Onkel und paar Cousins von mir auch Seemänner sind. Dennoch egal, zum Eigentlichen

würde ich sie trotzdem fragen, ob dies wirklich ein Beruf ist, welches wirklich gar keine Zukunft hat? Schiffe dienen ja nicht schließlich nur dem Import und dem Export, sondern verknüpfen Länder und Kontinente. Und Alternativen zum Schweröl sind ja schließlich auch geplant.

Mir gehts nicht ums Geld, würde ich auch fürn "Asiatenlohn" so schlechte Chancen haben? Schließlich habe ich von der Wirtschaft gelernt, dass bei einer Kriste die beste Zeit zum Investieren ist.

Auf eine weitere Antwort würde ich mich ziemlich freuen.

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StephanG2312  31.01.2014, 15:10
@EduardVedder

Ich bin kein Orakel, von daher kann ich nicht sagen, wie sich die Schifffahrt in der Zukunft entwickeln wird. Ich weiß nur, dass ich mich nicht auf Eventualitäten verlassen würde, wenn es um meinen zukünftigen Lebensunterhalt geht...und ich weiß, dass es momentan wie gesagt ziemlich mies aussieht. Sicher wird sich das mal wieder ändern, aber wann? Schließlich hatten wir das Spiel ja schon öfter, nämlich dass die Reeder aus Kostengründen auf sog. Billig-Personal gesetzt haben und dann merkten, wie sehr der Zustand Ihrer Schiffe und die Qualität des mit den Schiffen angebotenen Services gelitten hat. Nur mit dem Unterschied, dass dies damals aus Profitgier geschah und der Reeder heute aufgrund des Drucks der Krise schlichtweg dazu gezwungen ist, will er nicht bankrott gehen.

Und bei allem Respekt, was ist denn das für eine Vorgehensweise, eine (recht umfangreiche und anspruchsvolle) Ausbildung anzugehen mit dem Ziel, sich nach Abschluß dann völlig unter Wert zu verkaufen? Von einem "Asiatenlohn" kann man in Deutschland jedenfalls nicht leben. Aber nochmal abschließend: Suche die Antworten auf Deine Fragen nicht hier, sondern wende Dich an die genannten Stellen. In die Zukunft wird für Dich dort jedoch auch niemand schauen können. Trotzdem wünsche ich Dir viel Erfolg bei Deinen Entscheidungen!

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Um auf die Fragen zu antworten: - an einer staatlichen Seefahrtsschule wird nur das Patent erworben ohne Diplom/Bachelor - dort sind die Voraussetzungen für eine Zulassung auch geringer (Schiffsmechanikerausbildung oder 12monatige Praxisfahrzeit Stichwort "nautischer Offiziersassistent" - wer hats erfunden - ja genau die Cuxhavener (kleiner Insider) - zweite Möglichkeit mit Abitur: FH-Studium, dass auch zum Patent führt inkl. Bachelor und 2 Praxissemestern (während dem Studium)

Bei der zweiten Möglichkeit sind die Berufseinstiegschancen höher für Seeanstellungen sowie Anstellungen im Lotsendienst (und da wird und wird auch noch in Zukunft enorm gesucht ("au waia - unsere Lotsen sind alle alt geworden, brauchen dringend Nachwuchs" - noch ein kleiner Insider)

Gerade die Perspektive in den Lotsendienst zu wechseln ist größer denn je, da die Lotsenbrüderschaften mittlerweile auch frische direkt von der Schule kommende ausbilden (früher musste man mal sein Patent dafür ausgefahren haben). Da brennts...

... keine Sorge - bin kein Lotse und werbe hier

ein kleiner Tip: wenn du dich für die nautische Laufbahn entscheidest, belege auf jeden Fall die Qualifikation für Seemaschinisten bis 750 kw mit (wird begleitend bei den meisten Schulen und Fh's angeboten)

Es gibt für beides für und wider.

Das Hochschulstudium hat auf jeden Fall den Vorteil, dass es damit leichter ist, später eine Anstellung an Land zu bekommen und du weniger auf die Seefahrt festgelegt bist. Solltest du im öffentlichen Dienst landen, wirst du mit Hochschulabschluss im gehobenen Dienst eingruppiert, mit Faschulabschluss im mittleren Dienst.

Auf der anderen Seite geht der Weg über die FS nach der Schiffsmechanikerausbildung schneller 2 Jahre gegenüber 3 Jahren an der HS. Wobei letztere auch die Möglichkeit eines integrierten Studiums ohne vorherige Lehre bietet.

Ich hoffe, die Antwort konnte dir weiterhelfen,
LG, Marie

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

ein Nautikstudium ist ja schon fast ohne Jobaussichten. Schau dir mal die Stellengesuche an im Internet. Da sind hunderte arbeitsloser Nautiker. Abgänger von den Seefahrtschulen finden nicht einmal mehr einen Praktikumsplatz. Vom Patent ausfahren ganz zu schweigen. Die schließen die Schule ab und machen dann einen Landjob. Deutsche Seeleute sind ein Auslaufmodell. Die will Keiner mehr haben. Asiaten oder Osteuropäer machen den gleichen Job, nur wesentlich billiger. Viele Reeder haben erst deutsche Nautiker entlassen. Und die werden durch billigere Ausländer ersetzt. Ich will dir ja nicht deine Illusionen rauben. Aber überlege dir genau, ob du Nautik studieren willst, um dann an Land in einem Büro zu enden. Wenn du dich trotzdem für Nautik entscheidest, dann mache erst deinen SM und studiere anschließend.

EduardVedder 
Fragesteller
 30.01.2014, 17:37

Und wenn ich fragen darf, woher haben sie diese Informationen entnommen ? Wo sind ihre Quellen ? Im Internet habe ich bisjetzt nur gelesen, dass unheimlich viele Nautiker gesucht sind und die Anfrage unheimlich hoch sei.

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Jinete  30.01.2014, 17:52
@EduardVedder

bin bis letztes Jahr aktiv zur See gefahren. Und dann auch einfach wegrationalisiert wurden. Und mit mir viele deutsche Kollegen. Der Boom für Deutsche in der Seefahrt ist längst vorbei. Das müssen sehr alte Artikel sein. Die Kosten in der Seefahrt steigen laufend. Manche Schiffe verdienen schon nur noch Geld, wenn sie im Hafen liegen. Der Brennstoff wird immer teurer. Sparen kann der Reeder nur an der Crew. Und warum sollte er teure deutsche Seeleute fahren, wenn er den Schiffsbetrieb auch mit Asiaten aufrecht erhalten kann. Die sind auch sehr gut ausgebildet und kosten nicht einmal die Hälfte der deutschen Heuer. Viele deutsche Reeder haben schon eigene Seefahrtschulen in Asien.

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Ich kenn mich nicht aus, aber erst Schiffsmechantroniker und dann Staatliche Seefahrtsschule klingt VIEL besser. Kann man da nicht irgendwie ein Praktikum machen? Damit man genau so was alles fragen kann? Was bist du denn dann - Kapitän? Oder Lotse?