Napoleon Zitat Original?

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Ja und nein.

Das Originalzitat ist etwas länger, nicht auf Deutsch und nicht gut zu lesen.

In Mediapedia ist der übersetzte Text zu finden:

„Hätte der Himmel gewollt, dass ich als deutscher Fürst geboren würde, so hätte ich durch all die vielen Wechselfälle unserer Tage hindurch die dreißig Millionen vereinigter Deutscher regiert, und soweit ich sie zu kennen glaube, scheint mir noch heute, dass, wenn sie mich einmal zu ihrem Kaiser gewählt und ausgerufen hätten, sie nie von mir abgefallen wären und ich jetzt nicht hier sitzen müßte.“

Woher ich das weiß:Recherche
MatthiasHerz  07.10.2019, 12:12

Vielen Dank für den Stern.

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Das mit Zitaten ist immer so eine Sache. Zu 100% kann man sich nie sicher sein, ob sie wirklich so gesagt wurden, oder ob die bekannten Persönlichkeiten nur in den Mund gelegt wurden.

Das Zitat, das du meinst, wird allerdings von zahlreichen Quellen als ein Zitat von Napoleon angegeben, was natürlich dafür spricht, dass er es tatsächlich gesagt hat.

Ich weiß nicht, wofür du das wissen musst, aber wenn du das Zitat in voller Länge einfach mal googlest, findest du auf Anhieb drei Buchquellen (books.google.com), die ihm dieses Zitat zuschreiben. Ich denke das reicht als Nachweis für die allermeisten Fälle aus, um davon auszugehen, dass er das wirklich gesagt hat. Plus das ZDF als vierte Quelle, natürlich.

*Ergänzung:* Ich gehe natürlich davon aus, dass er diesen Satz auf Frnazösisch gesagt hat, die Übersetzungen variieren dementsprechend natürlich etwas.

Die Aussage geht auf Napoleon Bonaparte zurück. Das Zitat aus der mehrteiligen Fernsehdokumentation „Die Deutschen“ (ZDF) ist aber eine gekürzte und vereinfachte deutsche Wiedergabe. Es wird nur ein besonders interessanter Satz aus einem Abschnitt zitiert und der im Original lange und durch einen verschachtelten Satzbau verwickelte Satz gekürzt (Weglassung eines Teils) und vereinfacht (mit einer dadurch grammatisch bedingten Umstellung und einer sinngemäßen Ergänzung „zu ihrem Kaiser“, die nicht ausdrücklich vorkam).

Das Original ist in französischer Sprache.

Überliefert ist die Aussage von Emmanuel Augustin Dieudonné Las Cases, der 1815 – 1816 bei dem auf die Insel St. Helena verbannten Napoleon war, aus Aufzeichnungen das mehrbändige Werk »Mémorial de Sainte-Hélène“ schrieb und 1822 – 1823 erstmals veröffentlichte.

Der Abschnitt ist zum 11. November 1816 eingetragen.

Emmanuel Auguste Dieudonné de Las Cases, Mémorial de Sainte-Hélène : ou journal ou se trouve consigné, jour par jour, ce qu'a dit et fait Napoléon durant dix-huit mois. Band 7. Paris : L'Auteur, 1823, S. 174:

„»L’agglomération des Allemands demandait plus de lenteur, aussi n’avais-je fait que simplifier leur monstrueuse complication ; non qu’ils ne fussent préparés pour la centralisation ; ils l’étaient trop au contraire, ils eussent pu réagir aveuglément sur nous avant de nous comprendre. Comment est-il arrivé qu’aucun prince allemand n’ait jugé les dispositions de sa nation, ou n’ait pas su en profiter ? Assurément si le Ciel m’eût fait naître prince allemand, au travers des nombreuses crises de nos jours, j’eusse gouverné infailliblement les 30 millions d’Allemands réunis ; et pour ce que je crois connaître d’eux, je pense encore que, si une fois ils m’eussent élu et proclamé, ils ne m’auraient jamais abandonné, et je ne serais pas ici … « Alors ont suivit des détails et des applications douleuroses.“

https://archive.org/details/mmorialdesainte08casegoog/page/n179

Davon gibt es verschiedene deutsche Übersetzungen.

Emmanuel Auguste Dieudonné de Las Cases, Denkwürdigkeiten von Sankt Helena, oder Tagebuch, in welchem alles, was Napoleon in einem Zeitraume von achtzehn Monaten gesprochen und gethan hat, Tag für Tag aufgezeichnet ist. Aus dem Französischen übersetzt. Stuttgart ; Tübingen : Cotta, 1823. Band 7:

S. 130 – 131:

„Die Verschmelzung der Deutschen verlangte ein langsameres Verfahren. Auch hatte ich ihre monströsen Wirren in der politischen Zusammenfügung nur vereinfacht. Nicht, daß sie für die Vereinigung, um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt, nicht vorbereitet gewesen; sie waren es im Gegentheil nur zu sehr, und hätten blind sich in eine Reaktion gegen uns einlassen mögen, ehe sie uns noch verstanden hätten. Wie ist es doch geschehen, daß kein deutscher Fürst das Streben seiner Nation verstanden hat, oder Nutzen daraus zu ziehen wußte? Ganz gewiß; hätte der Himmel mich als deutscher Fürst geboren werden lassen, so hätte ich, im Gewicht der zahlreichen Krisen unserer Zeit, unfehlbar die dreißig Millionen Deutschen vereint. Und wie ich sie zu kennen glaube, so denke ich, daß, hätten sie mich einmal erwählt und ausgerufen, sie mich niemals verlassen haben würden; und ich wäre nicht hier.“ Hierauf folgten traurige Details und schmerzhafte Anwendungen.“

Emmanuel Auguste Dieudonné de Las Cases, Napoleon I. - Tagebuch von St. Helena. Geführt von Las Casas. Übertragen und bearbeitet von Oskar von Bieberstein. Band 2. Leipzig, Schmidt & Günther, 1899, S. 97:

„Es war dann weiter von der Verschmelzung vereinzelter Völkerparzellen zu einem Stammesganzen die Rede; auch von den Deutschen.

„Mir war es nur gelungen“, bemerkte der Kaiser, „das ungeheuerliche Gefüge zu vereinfachen; nicht als wären die Deutschen unvorbereitet für ihre Konzentrierung, das waren sie vielleicht zu sehr, sie hätten blindlings auf uns einstürmen können, ehe sie uns verstanden hätten. Wie kam es in aller Welt, dass kein einziger deutscher Fürst die Stimmung der Deutschen zu beurteilen und für sich zu verwerten verstand! Hätte mich der Himmel als deutschen Prinzen in die Welt gesetzt, ich wäre inmitten der vielen Zeitkrisen unfehlbar dahin gekommen, über dreißig Millionen vereinigter Deutscher zu herrschen und, soviel ich dieses Volk kenne, würde es, sobald es mich einmal gewählt hätte, mich auch nie im Stich gelassen haben … Ich wäre nicht hier!“

Er kam dann wieder auf Russland zu sprechen.“

Eckart Kleßmann, Napoleon : ein Charakterbild. Weimar : Verlag Hermann Böhlaus Nachfahren, 2000, S. 119:

„Auf St. Helena meinte er: »Gewiß ist eines: Hätte der Himmel gewollt, daß ich als deutscher Fürst geboren würde, so hätte ich durch all die vielen Wechselfälle unserer Tage hindurch die dreißig Millionen vereinigter Deutscher regiert, und soweit ich sie zu kennen glaube, scheint mir noch heute, daß, wenn sie mich einmal zu ihrem Kaiser gewählt und ausgerufen hätten, sie nie von mir abgefallen wären und ich jetzt nicht hier sitzen müßte.«“

KarlM2  20.03.2024, 05:37

Und was ist mit „Vier Stunden schläft der Mann, fünf die Frau, sechs ein Idiot. “ ? Soll auch Napoleon gesagt haben !

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