Nachwirkungen der Gruppe 47?

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Die Gruppe 47 hatte einen enormen Einfluss auf die deutsche Literaturkritik insofern, als die von der Gruppe "prämierten Dichter" quasi das Ticket für die Akzeptanz der deutschen Verlage, d.h. für den Druck ihrer Bücher, sowie für den finanziellen Erfolg ihrer Werke aufgrund positiver Besprechungen in den großen Zeitungen in der Tasche hatten. Damit wurde durch die Gruppe 47 der Grundstein für die Allmacht der linken Literatur von den 60er Jahren bis zum heutigen Tag gelegt. Es wurde damit aber auch der Grundstein für eine Literatur gelegt, die durch eine bejammernswerte Durchschnittlichkeit, um nicht zu sagen: Minderwertigkeit gekennzeichnet ist. Linke Literatur bedeutet eindeutig Rückschritt, Niedergang der deutschen Literatur. Allein mit dem Links-sein assoziieren wir automatisch eine Einstellung, die man mit Begriffen wie Voreingenommenheit, parteiisches und interessegeleitetes Verhalten, ideologische und tendenziöse Meinungskundgabe verbinden - alles Eigenschaften, die für die wahre Kunst und Dichtung die Wirkung haben, als wären sie aus einem Giftschrank entnommen und gleich der Salzsäure zerstörerisch einem Werk, das Kunst sein soll, hinzugefügt.

Dass ich mir diese Meinung nicht aus dem Finger gesogen habe, beweisen die Ausführungen des Spiritus Rektors der Gruppe 47, Hans Werner Richter (ich zitiere aus einem Zeitungsaufsatz der „Welt“ von 2012 von Tilman Krause „Nachkriegsliteratur, ein Triumph des Mittelmaßes“.) „Literatur als Kunstform interessiert gar nicht. Was zählt, ist Gesinnung, ist Politik. Alles war eine Frage der Mentalität, fasst Richter 1966 sein Credo zusammen, gelang es, eine linksliberale Mentalität zu erhalten, ja, sie zu festigen, dann hatte man ein Programm. Genau! Linkssein genügt. Demgegenüber ist alles andere so nachgeordnet…Man kann es nachlesen, weil endlich jemand spricht, der nicht nur die Protagonisten der Szene bestens kannte, sondern der die Verhältnisse, in denen sie sich bewegten, überhaupt erst geschaffen hat: Hans Werner Richter, Gründer und spiritus rector jener legendären Gruppe 47, aus der letztlich das gesamte Personal hervorging, das bis heute das Bild des literarischen Deutschlands prägt, all die Bölls, Walsers, Grassens, Enzensbergers, Bachmanns, Wohmanns und so weiter. Was er über sie, die ihm so viel verdankten, wirklich dachte, erfahren wir jetzt im Abstand von über 40 Jahren, und es könnte niederschmetternder nicht sein. In Richters Sinne links waren die Damen und Herrn Schriftsteller nun leider auch nicht. Sie waren vielmehr samt und sonders unsichere, weil eitle, opportunistische, ja hysterische Kantonisten, ohne jedes politische Bewusstsein, wie er fand. Dabei bildeten sie sich doch gerade darauf so viel ein! Noch heute gilt ja der Grundsatz bei den Verteidigern der Gruppe: Na ja, literarisch war es nicht so doll, aber politisch hat sie die Deutschen überhaupt erst zu Demokraten gemacht. Das liest sich bei Richter anders:

Böll? Kein Demokrat! Böll? „Ein Deutscher mit dem verquasten Denken eines Deutschen, bramarbasierende Moral statt politischer Intelligenz, kein Demokrat, sondern ein Mitläufer der Gewalttätigen“. Enzensberger? „Zugereister Harlekin am Hof der Schein-Revolutionäre“. Walser? Ein „Psychopath“ an der Grenze zur „Geisteskrankheit“, dem die „schwüle Pubertät eines frühzeitig gealterten Mannes“ wichtiger ist als politische Vernunft. Grass? Ein Gernegroß, noch immer im Bann des „Führerwahns“, auch wenn er jetzt als „Mietling der SPD“ herumzieht. Und diese kleine Auswahl berücksichtigt nur die heute noch bekannten Namen. Noch ganz anders bekommen dann Sternchen der dritten Kategorie wie Reinhard Lettau ihr Fett weg.“

Woher ich das weiß:Recherche