Nachhilfe bringt nichts?

2 Antworten

Die A1 Prüfung ist für gesunde Erwachsene unter 60 Jahren in 1,5 Monaten eigentlich gut zu schaffen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Sprachfähigkeit ==> sich jemandem vorzustellen und in der Fähigkeit, einfache Fragen stellen und beantworten zu können. Ohne Vokabelkenntnisse geht allerdings gar nichts!!!

Anleitung zum Umgang mit Vokabelheften oder mit Vokabel-Karteikarten und Kontrolle der Vokabelhefte und des Vokabellernens ist oft zwingend erforderlich!

Das Problem vieler Migranten liegt darin, dass sie das Lernen nicht gelernt haben und daher eine falsche Vorstellung davon haben, wie das funktioniert. Das merkt man z.B. dann, wenn erforderliche Vokabeln angehört - aber nicht gelernt werden. Viele Migranten meinen, dass nur durch das Anhören des Lehrers das Lernen erfolgt. Das ist aber nur zu ca. 15% so. Was der Lernende nicht schriftlich und mündlich ständig wiederholt, geht verloren, egal was der Lehrer erklärt hat.

Ich habe eine Schülerin, die in ihrem Heimtland sogar angeblich selbst Lehrerin war. Hier macht sie nie Hausaufgaben und hat keine Kondition, dem Unterricht zu folgen. Nach spätestens 2 Stunden hat sie Kopfschmerzen. Zuhause warten Kinder und der Haushalt. Danach hat sie anscheinend keine Zeit oder Kraft mehr, etwas für die Schule zu tun. Das ist verständlich, aber nicht das Problem des Lehrers.

Wenn Deine Schülerin lernen will, dann soll sie üben zu schreiben und zu sprechen. Sie muss die Aktive sein - nicht der Lehrer. Der Lehrer korrigiert, wobei bei A1 auch noch viele Sprachfehler vorkommen dürfen. Meine Empfehlung: Lasse sie sprechen bis die Stimme versagt und lasse sie schreiben, bis die Finger schmerzen.

Besonderes Gewicht lege ich auf das Schreiben des Schülers, denn das erfolgt immer in der Geschwindigkeit, die das Gehirn des Lernenden verarbeiten kann. Was der Lehrer spricht, geht schnell verloren. Was ich schreiben kann (auch ohne auf eine Vorlage zu schauen), kann ich auch schneller lernen zu sprechen. Zuerst Worte und Sätze mit Vorlage, dann ohne.

Ergänzung: Lasse sie alle Vokabeln des Kurs- und Arbeitsbuches lernen. Zeig ihr 1-2 Methoden, wie sie Vokabeln lernen soll. Wenn sie alle Vokabeln gelernt hat, kann die Nachhilfe erfolgen - nicht früher! Wenn sie meint alle Vokabeln gelernt zu haben, dann prüfe ihren Vokabel-Lernerfolg! 10% Fehlerquote ist tolerabel.

(Es würde mich nicht überraschen, wenn sie sich nicht mehr meldet. ==> Das Lernen der Vokabeln erscheint ihr dann vermutlich zu anstrengend.)

Weißt du, wie so ein Test aussieht? Kannst du ältere Tests für A1-Niveau bekommen? Dann könntest du ihr ja mal so einen Test geben - ihr schaut ihn euch gemeinsam an und sie versucht, ihn alleine zu lösen. Dann schaut ihr ihn euch noch mal an, und du gibst Hilfestellung. Beim dritten Mal geht ihr gemeinsam ihre Fehler durch - was würde erwartet, was hatte sie falsch, welche Grundlagen müsste sie dafür noch aufholen?

Und dann lasse ihr ein paar Tage Zeit, darüber nachzudenken.

Es könnte sein, dass sie sich mit dem Test auch selbst motivieren will, endlich mal weiterzukommen. Sie setzt sich ein Datum für den Test, weil sie selbst gemerkt hat, dass sie sonst den Unterricht nicht so richtig ernst nimmt.

Deshalb würde ich ihr keinesfalls einfach so sagen "das schaffst du nicht", weil sie dann vermutlich wieder zu ihrer vorherigen Lernhaltung zurück geht.