Mutter möchte zum Rettungsdienst?

9 Antworten

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Zunächsteinmal muss man die Kenntnis über die verschiedenen nichtärztlichen Berufsbilder im Rettungsdienst haben, es gibt nämlich nicht den einen "Sanitäter".

1.) Rettungshelfer (RettHelf/ RDH, RH) ist eine grundsätzlich landesrechtlich geregelte Qualifikation. Sie umfasst in den meisten Bundesländern insgesamt 320 Stunden und besteht aus 160 Stunden Lehrgang mit schriftlicher und praktischer Prüfung und 160 Stunden Praktikum, das je nach Bundesland zu 80 Stunden im Krankenhaus und 80 Stunden im Rettungsdienst oder vollständig im Rettungsdienst abzuleisten ist. In vier Bundesländern, existieren "Sonderformen", dort dauert die Ausbildung insgesamt lediglich zwischen 160 und 240 Stunden. Aufgrund seiner extrem kurzen Ausbildung, werden Rettungshelfer heutzutage ausschließlich noch im Bereich des qualifizierten Krankentransoprtes als Assistent des Rettungssanitäters und Fahrer des Krankentransportwagens eingesetzt, nicht mehr in der Notfallrettung.

2.) Rettungssanitäter (RettSan oder RS) ist eine bundesweit mindestens 520 Stunden umfassende Qualifikation und besteht aus mindestens 160 Stunden Rettungssanitäter- Grundlehrgang mit Prüfung zum Rettungshelfer, 160 Stunden Krankenhauspraktikum (Aufteilung i.d.R. 80 Stunden Anästhesie/ OP und 80 Stunden Notfallaufnahme oder intensivmedizinische Station), 160 Stunden Praktikum im Rettungsdienst an einer genehmigten Lehrrettungswache und mindestens 40 Stunden Rettungssanitäter- Abschluss-/ Prüfungslehrgang mit schriftlicher, mündlicher und praktischer Abschlussprüfung. 2019 hat der "Ausschuss Rettungswesen" eine neue "Muster- Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Rettungssanitäter*innen" herausgegeben, die jedoch erst in den Bundesländern landesrechtlich umgesetzt werden muss, was bislang noch nicht alle Länder getan haben. Danach bleibt es weiterhin bei den insgesamt 520 Stunden, die Aufteilung umfasst nun 240 Stunden Lehrgang, 80 Stunden in einer geeigneten Einrichtung der Patientenversorgung, 160 Stunden Praktikum im Rettungsdienst an einer genehmigten Lehrrettungswache und 40 Stunden Abschlusslehrgang. Rettungssanitäter*innen kommen gemäß der Rettungsdienstgesetze (RDG) der Bundesländer in allen Ländern als zweite Personen (Assistenz des höher- qualifizierten Notfallsanitäters) und zugleich Fahrer des Rettungswagens in der Notfallrettung und als verantwortliche Personen bei qualifizierten Krankentransporten, d.h. Transport von Patientinnen und Patienten, die keine Notfallpatienten sind aber einer medizinisch- fachlichen Betreuung und/ oder der Ausstattung eines Krankentransportwagens bedürfen, zum Einsatz. In manchen Bundesländern, dürfen sie auch noch das Notarzteinsatzfahrzeug fahren, teilweise jedoch nur mit einer zweijährigen Berufserfahrung auf dem Rettungswagen.

3.) Notfallsanitäter (NotSan oder NFS) ist ein am 01. Januar 2014 durch das Notfallsanitätergesetz (NotSanG) und die "Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter" (NotSanAPrV) eingeführtes Berufsbild und stellt seither die höchste nichtärztliche Qualifikation im deutschen Rettungsdienst dar. Die duale Berufsausbildung dauert insgesamt drei Jahre, besteht aus 1.920 Stunden Unterricht an einer staatlich anerkannten Berufsfachschule für Notfallsanitäter*innen gemäß Anlage 1 NotSanAPrV, 1.960 Stunden praktischer Ausbildung im Rettungsdienst an einer genehmigten Lehrrettungswache gemäß Anlage 2 NotSanAPrV und 720 Stunden praktische Ausbildung in verschiedenen Fachabteilungen (insbesondere Anästhesie/OP- Bereich, Notfallaufnahme und intensivmedizinische Station) eines geeigneten Krankenhauses gemäß Anlage 3 NotSanAPrV. Sie schließt mit einer staatlichen Prüfung ab. Gemäß der Ausbildungszielbestimmungen in §4 NotSanG, kommen Notfallsanitäter*innen in allen Bundesländern in der Notfallrettung als verantwortliche Fachpersonen auf Rettungswagen zum Einsatz. Sie führen bei Vorliegen gewisser rechtlicher Voraussetzungen (eigenverantwortlich aufgrund von §2a NotSanG oder aufgrund einer "Vorab- Delegation" durch den ärztlichen Leiter Rettungsdienst in standardisierten Arbeitsanweisungen) auch gewisse heilkundliche/ invasive medizinische, d.h. eigentlich ärztliche Maßnahmen selbstständig durch. Ebenso erfolgt ihr Einsatz auf notarztbesetzten Rettungsmitteln, insbesondere auf Notarzteinsatzfahrzeugen als Assistent des Notarztes. Die Ausbildung zum Notfallsanitäter, ist die einzige richtige Berufsausbildung im deutschen Rettungsdienst, allerdings sehr begehrt. Bundesweit kommen durchschnittlich zehn Bewerbungen auf einen freien Ausbildungsplatz. Oftmals, werden die Ausbildungsplätze bevorzugt an Rettungssanitäter*innen mit ein- bis zweijähriger Berufserfahrung und benötigter Fahrerlaubnis der Klasse C1 vergeben, an externe Personen nur sehr selten.

Einen Sporttest gibt es nicht überall, da dieser nicht gesetzlich verpflichtend ist, manche Ausbildungsträger verlangen für die Ausbildung zum Notfallsanitäter jedoch einen, bei Rettungssanitätern und Rettungshelfern jedoch grundsätzlich nicht. Es ist die "gesundheitliche Eignung zur Berufsausübung" erforderlich (vgl. §2 NotSanG), die im Regelfall durch einen Arbeits- oder Betriebsmediziner bescheinigt wird. Leichtes Übergewicht ist da überhaupt gar kein Problem, in der Praxis kenne ich Rettungsdienstpersonal, das richtig adipös ist, Frauen, die mit 1,7 Metern Körpergröße 150 Kg auf die Waage bringen und die eine Erlaubnisurkunde haben. Ob es zeitlich zu schaffen ist, dass ist eine Frage von Organisation und Auffassungsgabe. Die Qualifikation zum Rettungssanitäter, die in Vollzeitform in circa 3,5 Monaten erlangt werden kann, darf bis zu zwei Jahre dauern, bei Genehmigung durch die zuständige Behörde in begründeten Ausnahmefällen sogar bis zu drei Jahren. Man muss die einzelnen Module nicht am Stück absolvieren, bei den erforderlichen Praktika, bietet sich jedoch eine Aufteilung in jeweils zwei Blöcke zu 80 Stunden an. Die Ausbildung zum Notfallsanitäter, ist hingegen eine Vollzeit- Berufsausbildung. Bei allen Quaifikationen gilt, dass man während der praktischen Ausbildungsabschnitte bereits im Schichtdienst tätig ist. Finanziell: der Rettungssanitäter muss i.d.R. selber bezahlt werden, mit Gesamtkosten von circa 1.500€ ist zu rechnen, Vergütung gibt es keine!. Eine Fahrerlaubnis der Klasse C1 muss ebenfalls auf eigene Kosten erworben werden, da soll deine Mutter allerdings mal schauen, ob sie diese nicht schon hat, da diese früher automatisch erteilt worden ist, wenn man den "normalen" Führerschein gemacht hat, ein paar Übungsstunden in einer Fahrschule, sollte man allerdings einplanen, da Autofahren nicht bedeutet, dass man auch einen LKW fahren kann. Auszubildende zum Notfallsanitäter, erhalten eine Ausbildungsvergütung.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.
Von Experte Rollerfreake bestätigt
Ist 43 nicht zu alt für diese Tätigkeit?

Warum sollte man mit 43 zu alt für den Rettungsdienst sein? Wenn man allgemein gesund ist und aufpasst, dass das so bleibt (z.B. bei der Arbeit darauf achtet, rückenschonend zu heben), kann man den Beruf bis zum Rentenalter machen.

Ja, es gibt Kollegen, die in dem Alter schon vollkommen fertig und nicht mehr richtig diensttauglich sind. Die sind allerdings bei der Arbeit kaputt gegangen bzw. haben es verpasst, die Kurve zu kriegen.

Würde sie überhaupt den Sporttest schaffen?

Bei Weitem nicht jeder Rettungsdienst führt einen Sporttest durch. Und wenn, dann kann der vollkommen unterschiedlich aussehen. Übergewichtige Menschen tun sich mit den richtig anstrengenden Tätigkeiten, z.B. Patienten über die Treppe zur Haustür tragen, mitunter leichter als dünne Personen mit BMI unter Raumtemperatur.

Kann man mit 4 jungen Kindern so einen Beruf erlernen (zeitlich) und dann später auch ausüben (Schichten?)?

Das kann man pauschal nicht beantworten, weil es auf viele unterschiedliche Einzelfaktoren ankommt. Zum Beispiel:

  • Welche Ausbildung soll eigentlich gemacht werden: Rettungssanitäter oder Notfallsanitäter?
  • Ist die Rettungsdienst-Schule nah gelegen, sodass man nachts daheim schläft oder verbringt man die ganze Woche dort und kommt nur am Wochenende heim?
  • Gibt es eine Kinderbetreuung während der Arbeitszeiten des Vaters, wenn nein was ist der Plan für die unregelmäßigen Dienstzeiten (12h-Schichten!) der Mutter?

Nicht zuletzt ist es auch eine Willensfrage aller Beteiligten. An den Spruch "wo ein Wille ist, ist auch ein Weg" ist sehr viel Wahres dran. Wobei viele Nicht-Schichtarbeiter unterschätzen, was für einen Einfluss der 365-Tage-Schichtdienst auf die Lebensgestaltung haben kann.

Allein schon Streitpunkte wie "Du bist nie daheim!" "Doch, ich war diese Woche Dienstag, Mittwoch und Freitag daheim".

Soll ich ihr Mut machen oder sie eher davon abbringen?

Mittendrin ;)

Frage nach, wenn du Zweifel an der Umsetzung hast. Zum Beispiel: Wie stellt es sich deine Mutter mit der Kinderbetreuung vor, wenn beide Elternteile morgens vor 05:00 das Haus verlassen müssen? Ist sie sich darüber im klaren, dass sie regelmäßig an Heiligabend und anderen wichtigen Feiertagen arbeiten muss und dafür zu Zeiten frei hat, zu denen sie nichts mit der Familie machen kann?

Wenn sie alles bedacht hat und einen guten Plan hat, unterstütze sie. Wenn du feststellst, dass es eine fixe Idee ist, die noch nichtmal einen gedanklichen Realitätscheck durchlaufen hat, dann führe diesen durch.


Leon977  03.11.2021, 06:39
…Übergewichtige Menschen tun sich mit den richtig anstrengenden Tätigkeiten, z.B. Patienten über die Treppe zur Haustür tragen, mitunter leichter als dünne Personen mit BMI unter Raumtemperatur.

*schwerer xD

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RedPanther  03.11.2021, 08:09
@Leon977

Nein, ist Absicht so.

Wer tut sich leichter, 50 kg zu heben: Lauchi, 1,80 m und 60 kg oder Mampfred, 1,80 m und 130 kg? Ersterer trägt fast sein eigenes Körpergewicht, letzterer weniger als die Hälfte seines Körpergewichts.

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Mut machen natürlich!

Sie kann in den Rettungsdienst, aber natürlich wird sie jetzt keine Ärztin mehr, sondern vielleicht Sanitäterin.

Man kann das ehrenamtlich machen z.B. beim roten Kreuz, also keine Vollzeit, sondern so, wie es paßt.

Wie fit sie ist, wirst Du sicherlich besser beurteilen können, als wir. 43 Jahre ist jedenfalls nicht so alt, dass man so einen Job nicht mehr schafft.

Wie das allerdings mit den Kindern geregelt werden könnte, da solltest Du sie mal nach fragen. Vielleicht hat sie ja eine Möglichkeit, von der Du noch nichts weißt.

Bestimmt überlegt deine Mutter erst, bevor sie sich entscheidet, was sie tut und mit welchem zeitlichen Einsatz.

Auf jeden Fall sollten Kinder ihre Eltern immer eher unterstützen, statt von vornherein quer zu schießen. Lass Dir doch erstmal erklären, was sie konkret vorhat.

Dann kannst Du immernoch deine Bedenken äußern.

Ist nicht einfach und könnte in dem Alter eventuell auch eine Art Midlife-Crisis-Nebenerscheinung sein - ich sage mal so: Menschen zwischen ca. 45-55 haben mitunter emotionale Schwankungen ähnlich wie Teenager; sie glauben, dass sie was verpasst haben und wollen aller Welt nochmal zeigen, was sie noch zu bieten haben; mancher kauft sich ein Motorrad, der andere trägt auf einmal jugendliche Klamotten, der nächste geht fremd und deine Mam möchte noch eine Ausbildung machen.

Ich sehe das zugegeben kritisch, man lernt mit den Jahren nicht unbedingt leichter, wenngleich man bereit ist intensiver an sich und für seine Ziele zu arbeiten. So richtig überzeugend wirkt das für mich nicht, offenbar will sie eine Art "Leere in ihrem Leben" füllen. Die Mutter eines Freundes hat mit ca. 48 auch noch begonnen, Altenpflegerin zu lernen, weil es ihr Herzenswunsch gewesen sei und merkte schnell, dass die Realität anders als ihre Träume aussahen - und diese Problematik könnte auch hier reinspielen. Das kann als schon heftig zugehen.

https://www.youtube.com/watch?v=fQsKld84-2s

Abbringen kannst du sie nicht und es steht dir auch nicht zu, es sollte aber doch jemand mit ihr reden, um ihr vielleicht eine Enttäuschung zu ersparen. Sie sollte ganz einfach wissen, auf was sie sich einlässt. Verwandte von mir sind selbst in dem Metier tätig, das ist happig.

Besser wäre es wohl, wenn deine Mam sich beim DRK-Kreisverband oder DRK-Ortsverband oder Bayrischem Rotem Kreuz (je nachdem, wo ihr zuhause seid) informiert, ob sie ehrenamtlich tätig werden kann, etwa in einer "Helfer vor Ort"-Gruppe oder im Sozialdienst. Das wäre wahrscheinlich sinnvoller.

Ich rate mal: Du bist der/die Ältesteder kids uns siehst Deine Felle davonschwimmen, :))

Warum nicht? Sie hat doch bisher Alles gepackt, oder nicht!?