Mönche und Sport (Buddhismus)?

3 Antworten

Von Experte Buddhismus bestätigt

Wenn wir (wieder mal) "am Anfang anfangen" so ergibt sich weder Sinn noch Notwendigkeit für sportliche Betätigung.

Wenn die Mönche (als Hauslose) nicht gerade auf Wanderschaft waren, so zogen sie sich an einen einsamen Ort zurück, um dort ungestört zu meditieren. Sport, der bei genauer Betrachtung als "Bindung" zu werten wäre, stünde dem entgegen und wäre zumindest eine zeitliche Verzögerung auf dem Heilsweg. Man kann sich denken, daß Buddha Sportausübung missbilligt hätte, wenn man weiß, daß es den Mönchen sogar untersagt war, Botschaften von einem Ort zum anderen zu überbringen.

Aber wie bereits an anderer Stelle erwähnt, wurde die ursprüngliche Lehre im Lauf der Ausbreitung teilweise sehr stark verändert und an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst, bzw. buddistische Gedanken in teilweise bereits vorhandene Systeme integriert.

Insofern können körperbezogene Übungen (Tai Chi, Kung Fu und viele andere mehr) in der heutigen Zeit - besonders für Laienanhänger - eine gute Unterstützung sein, mit Buddhismus und dessen Ziel haben sie aber im Prinzip nichts zu tun.

Man könnte natürlich auf den Gedanken kommen, daß Sport Teil einer gesunden Lebensführung sei. Nun, bei Asketen - die durch Wanderungen und/oder Bettelgänge - genügend Bewegung haben, ist hier bereits genügend getan.

  • gelesen, dass sie alle miteinander um das Kloster rennen.

Sowas kann (in bestimmten Gruppierungen) schon vorkommen, aber es handelt sich dabei nicht um "Sport" sondern um ein Verehrungsritual, bei dem ein eine Kultstätte oder ein "Heiligtum" (s. z.B. den Berg Kailash/Pilger) umrundet wird.

Buddhismus  29.04.2022, 13:45

Danke, du nimmst mir die Worte aus dem Mund 😉.

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Buddhistische Mönche üben keinen Sport aus. Denn im Buddhismus gibt es keinen Wettbewerb. Sport ist aber immer auf Wettbewerb hin ausgerichtet.

Buddhistische Mönche praktizieren Zen-Meditation, häufig Za-Zen, was stundenlanges Sitzen entweder im Kniesitz oder im Lotussitz bedeutet. Das ist übrigens auch Yoga: nichts weiter als stundenlanges Sitzen im Lotussitz zur stillen Meditation. Nun ist es aber so, dass nicht jeder diese Sitzhaltung ungeübt einnehmen kann und, dass das lange Sitzen Rückenbeschwerden verursacht. Also versuchte man durch bestimmte Übungen diese Beschwerden zu lindern. Mit der Zeit wurden daraus Übungen zur Körperertüchtigung. Ausserdem hat man eine ganzheitliche Sichtweise, in der Einheit von Geist und Körper kann ein Geist nur gesund sein, wenn auch der Körper gesund ist.

Die Yogapraxis oder andere Dinge wie Tai Chi, Chi Gong und dergleichen sind daher in buddhistischen Klöstern verbreitet. Ebenso gehört das Samu dazu. Das ist nichts anderes als körperliche Arbeit in Haus und Garten.

Mönche wurden übrigens früher häufig überfallen, da Klöster häufig im Besitz erheblicher Reichtümer waren. Im Buddhismus ist der Dalailama eine Art Gottkaiser, die Klöster besitzen erhebliche Ländereien, horten Lebensmittel, Waren, Wertgegenstände, Geld, Edelmetalle und üben bzw. übten auch die weltliche Regierung aus. Durch die gläubige Bevölkerung hatten sie überdies eine enorme Macht. Daher übten Mönche zur Selbstverteidigung nicht selten Kampfkünste aus, bekannt sind hier Shaolin-Mönche. Diese verzichteten aus religiösen Gründen zwar auf das Tragen von Waffen und waren nicht immer in Begleitung von bewaffneten weltlichen Soldaten. Also mussten sie sich körperlich und technisch soweit ertüchtigen, dass sie sich verteidigen können.

Allerdings niemals in öffentlichen Wettbewerben und schon garnicht im Leistungssport, weil das buddhistischen Grundsätzen absolut widerspricht.

Körperertüchtigung ja, ein hohes Niveau auch ja. Aber es wird keine bestimmte Leistung erzwungen oder durch Training innerhalb einer bestimmten Zeit forciert und es gibt keine Wettbewerbe. Man erprobt sich zwar im Training, tritt aber nicht zur öffentlichen Schau gegeneinander an.

Für mich als Yogi ist es ähnlich. Hatha Yoga, also die körperliche Praxis ist nur der "Urschleim" mit dem man sich beschäftigen muss, wenn man die Nadis, also die Energiekanäle öffnen möchte und körperlich in der Verfassung für lange Meditationen im Lotussitz sein möchte. Es widerspricht aber völlig dem Geist und dem Sinn des Yogas, sich mit schwierigen Posen öffentlich zu "prostituieren", wie es viele Influencer im Internet tun, oder manche Leute in der Yogapraxis, die meinen sie müssten mit ihrer Dehnfähigkeit um Anerkennung heischen. Das ist kein Yoga und kein Buddhismus.

Das Prinzip bei der Körperertüchtigung ist: es muss der Gesunderhaltung, Selbstverteidigungsfähigkeit und Meditationsfähigkeit dienen. Im Buddhismus ist daher der Suizid anerkannt, als Mittel, um mit einem bestimmten hohen spirituellen Niveau den Körper für die nächste Reinkarnation oder das Nirvana zu verlassen. Denn durch manche Erkankungen wie Altersschwäche, Demenz, Rheuma usw. schwindet die Tüchtigkeit des Körpers und insbesondere bei Demenz schwindet der Geist und damit das spirituelle Niveau. Bevor dies verfällt, erlauben Buddhisten daher den Suizid. Andere argumentieren wiederum, dass das Aushalten von Altersschwäche und Krankheit das wahre Selbst im Jenseits stärker sein lässt. Angeblich sollen buddhistische Mönche und auch Yogis nach jahrzehnten von körperlicher Praxis und Meditation in der Lage sein, ihren Herzschlag bewußt anzuhalten.

Immerhin ist es so, dass 6 von 10 buddhistischen Mönchen nach etwa 30 bis 40 Jahren Meditation (für die allermeisten Menschen) nicht bewußt steuerbare Gesichtsmuskeln kontrollieren können, oder auch andere Körperfunktionen, die normalerweise nicht bewußt ansteuerbar sind. Es gibt z.B. eine Gruppe von Mönchen, die im Winter auf einen kalten Berg gehen, sich dort in eine Art meditativen Ruhezustand begeben und ohne Schutz eine Nacht lang große Kälte überstehen können, dabei senken sie ihre Herzfrequenz auf ein sehr niedriges Niveau ab, das kaum ein anderer ungeübter Mensch bewußt erreichen kann. Vielleicht Jan Ullrich hat einen Ruhepuls von 30 - aber das aufgrund seines Leistungssports und einem vergößerten Sportlerherz - aber nicht aufgrund bewußter Kontrolle des Herzmuskels.

Die einzige Vorschrift die es gibt, ist dieselbe wie beim richtig praktizierten Yoga: Körperertüchtigung ist kein Wettbewerb. Übe täglich und regelmäßig, aber sei geduldig. Forciere nichts. Überschreite Deine Grenzen nicht. Übe geduldig, nicht das Ergebnis zählt, sondern die Konzentration und das Bemühen.

Ich kenne Yogis, die aufgrund ihrer Anatomie auch nach 30 Jahren den Lotussitz nicht beherrschen. Sie legen dann eben Korkklötze oder kleine Kissen unter. Und ich kenne auch Za-Zen-Praktizierende, die nicht so lange knien können. Sie benutzen eben ein Kniebänkchen.

Im Sport ist es ja anders. Im Ballet z.B. musst Du eine bestimmte Dehnung erreichen, egal ob Du beim Üben vor Schmerz schreist. TikTok ist voll mit Filmen von jungen Mädchen, denen sich zwei erwachsene Trainerinnen auf die Beine stellen, und noch Erhöhungen unter die Beine legen, um sie in den Spagat und darüber hinaus zu zwingen. Beim Sport zählt das Ergebnis, das man um jeden Preis erreichen möchte, auch wenn man den Körper dabei kaputt macht.

Im Buddhismus und beim Yoga arbeitet man aber nicht gegen den Körper und man will auch keine bestimmten Ergebnisse erzwingen. Du übst und praktizierst und erreichst den Körper und den spirituellen Zustand, den Du ohne Ehrgeiz erreichen kannst und bist damit zufrieden. Denn jede Form von Ehrgeiz widerspricht dem Gedanken des Buddhismus. Das ist sozusagen die einzige Regel: Kein Ehrgeiz, kein Heischen um Anerkennung, sondern Geduld, Bescheidenheit, Dienen und Dankbarkeit.

Es sollte etwas „langweiliges“ sein, bei dem man sich auf die Seele konzentrieren kann. Also statt BMX, Halfpipe, Ski und Fallschrimspringen eher Ausdauersport wie Joggen, Schwimmen etc

Buddhismus  29.04.2022, 13:58

Es geht ja hier um Mönche ( oder Nonnen ). Nicht um buddhistische Laien ( die jeden Sport ausüben können ).

Wo, wann soll ein ein Mönch "Sport betreiben" ?

Wozu ist ein Mönch im Kloster ?

Wann hat er "Freizeit" ( um "Sport zu machen" ) ?

Aus welchem Grund sollte er Sport machen ?

In ein Kloster zu gehen ist ja nicht so etwas wie eine "Wohngemeinschaft", sondern zuerst ( so sollte es zumindest sein ) der Schritt "aus der Welt hinaus", um etwas Anderes ( Wichtigeres ) konzentriert erlernen zu können.

Sport oder andere Betätigungen gehören nicht dazu. Das, was man im Kloster tut, ist anstrengend genug !

Wer sich darunter nur "Entspannung" oder etwas "Langweiliges" vorstellt, weiß nicht, wie anspruchsvoll/anstrengend Meditation ( buddhistische Meditation, für Mönche und Nonnen) ist...

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jolinamaria  29.04.2022, 14:02
@Buddhismus

Ja sehe ich auch so. Nur das ich auch gelernt habe, dass buddhistische Mönche den eigenen Anspruch haben, gesund und gut zu sein (auch körperlich), daher finde ich üblichen Sport nicht abwegig.
Und auch in einem Kloster findet man als buddhistischer Mönch, die Zeit (nicht Freizeit) sich um den Körper zu kümmern, und dazu gehört auch Sport.

Zudem hilft Sport auch, sich auf das Innere zu konzentrieren und nicht abgelenkt zu werden. Vor allem am Anfang der buddhistischen Zeit kann es also eine gute Methode sein.

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Buddhismus  29.04.2022, 14:09
@jolinamaria

Welche buddhistische Klöster kennst du denn ?

Ich meine, wo ist dann Zeit ( Frei-Zeit ), sich um einem Sport zu widmen ? Und, mit welchem Geld ( das ein Mönchen nicht besitzen darf ), soll er sich einem Verein o.ä. anschließen ?

Die Realität in Klöstern sieht wohl anders aus. Ich jedenfalls kenne einige Mönche, aber keinen, der noch Zeit hätte, sich einem Sport zu widmen.

Wenn du da andere Erfahrungen gemacht hast, lass es mich wissen.

Liebe Grüße: Manu

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jolinamaria  29.04.2022, 14:11
@Buddhismus

Ich kenne keine genauen buddhistischen Klöster…habe mich lediglich mit Personen unterhalten die Buddhismus praktiziert haben.

Und die Zeit?! Ja na dafür ist man im Kloster.
Es geht nicht um Handball oder irgendwas, sondern um einfachsten Sport, den man in jedem Garten machen kann.

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Buddhismus  29.04.2022, 14:22
@jolinamaria

Na ja, dann hast du aber eine falsche Vorstellung vom zeitlichen Ablauf in einem Kloster. Die Mönche haben da keine "Freizeit", wo sie "rausgehen" und ihren Hobbys frönen können.

Wie gesagt: ein Kloster ist keine WG.

Du verwechselst das wahrscheinlich mit einem zeitweiligen Aufenthalt in einem Kloster (?). Selbst da - in einem Retreat - hat man keine Zeit mehr, außer für die Meditation, die Mahlzeiten und den Schlaf.

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jolinamaria  29.04.2022, 14:41
@Buddhismus

Es kann durchaus sein, dass ich das falsch verstanden hatte. Jedoch wüsste ich nicht, warum es dabei solche Verständnisprobleme geben sollte, denn Sport als Hilfsmittel um zu Meditieren ist recht einleuchtend.
Und mir geht es, wie ich schon die ganze Zeit versuche darzustellen nicht um casual Sport, den man in der Freizeit macht, sondern um Sport den man für Körper und vor allem Seele tut.

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Buddhismus  29.04.2022, 15:32
@jolinamaria

Ich denke, ich weiß schon, was du meinst. Aber, das hat mit dem Alltag in einem buddhistischen Kloster dennoch wenig zu tun. Da geht es ja nicht um "Wellness" oder Gesundheit, wie wir uns das heute vorstellen...

Klöster halten sich da an alte Überlieferungen ( die auch nicht gerade "ungesund" waren, nach heutigem Standpunkt ).

Wenn du also ein Kloster kennst, das "Sport" in die Reihe der "Pflichten und Übungen", die ein Mönch täglich absolviert, aufgenommen hat, lass es mich wissen !

Mir ist jedenfalls kein einziges bekannt. Deshalb meine Antwort...

Liebe Grüße: Manu

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jolinamaria  29.04.2022, 15:33
@Buddhismus

😂ne kann dir da tatsächlich keine Kontaktdaten geben.
Aber ne Frage hätte ich: Was ist der Sinn von Kloster?

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Buddhismus  29.04.2022, 16:33
@jolinamaria

Nun ja, "Mönch" zu werden, bedeutet ja ( buddhistisch ausgedrückt ) "in die Hauslosigkeit gehen". Das heißt: alles aufzugeben, was für uns "Haushälter/innen" wichtig ist = Besitz, Ansehen, Familie... Um etwas zu erlangen, was von solchen *Bedingungen unabhängig ist* ( was letztlich zur Erleuchtung führt )... Das ist aber schon die buddhistische Lehre...

Ins Kloster geht man ( wenn man es ernst meint ), um all diese Abhängigkeiten abzulegen und sich auf das zu konzentrieren, was für das Erwachen bedeutsam ist...

Ein Mönch, oder auch eine Nonne, tut das nicht, um "zur Ruhe zu kommen", oder, um "Entspannung zu finden". Das tun Besucher, die ein Kloster zeitweise aufsuchen.

Mönche und Nonnen legen quasi ihr ganzes ( weltliches ) Leben/Streben ab, verzichten auf Besitz, und nehmen auch eine Menge ( mehrere Hundert ) Regeln auf sich.

Da ist dann vom frühen Aufstehen ( je nach Tradition und Kloster, zwischen 4 und 5 Uhr früh ), bis zum Zubettgehen am späten Abend, keine Zeit für "Hobbys".

Jedenfalls nicht so, dass man sagen könnte: "Ich geh mal ne Stunde joggen, oder zum Fußballspielen."

Ein Mönch darf ( zumindest in der Theravada-Tradition ) nur sehr wenige Dinge besitzen: zwei Roben ( hierzulande sicher auch Socken, Schuhe, eine Jacke und eine Mütze für die kalte Jahreszeit ). Aber, sonst so gut wie Nichts. Kein Geld, und sicher auch keine Jogginghose oder Turnschuhe...

Und, Mönche leben in Klöstern zumeist entfernt von Städten. Wenn sie heutzutage in Städten leben, besitzen sie - wie gesagt - kein Geld, kein Fahrrad, und schon gar kein Auto.

Wozu auch ?

Du stellst dir unter einem Kloster oder dem "Mönch-sein" wahrscheinlich etwas ganz anderes vor, als das, was es ist.

Das ist ja auch ok.. Daran will ich auch nichts "aussetzen". Doch, dieses Leben als buddhistischer Mönch ist so anders als alles, was du dir wahrscheinlich vorstellen kannst... Du wirst das vielleicht "absurd" finden (?) Aber, das auch nur, weil du nicht weißt oder nachvollziehen kannst, welches Ziel dahinter steht.

Sicher steht es Mönchen frei, sich zu bewegen ( oder "sportlich zu betätigen" - wie gesagt, dann MIT Robe und OHNE jedes Hilfsmittel ) zwischen ihren Meditationen und anderen Aufgaben. Doch, dies kann man sicher nicht im Sinne der Frage: "Was für Sport üben buddhistische Mönche aus?" beantworten. Das wären Einzelfälle, und aus denen kann man keine "Regel" machen.

Verstehst du, wie ich das meine ?

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jolinamaria  29.04.2022, 16:38
@Buddhismus
Du stellst dir unter einem Kloster oder dem "Mönch-sein" wahrscheinlich etwas ganz anderes vor, als das, was es ist.

Sei beruhigt, dass ist nicht der Fall.
So wie du es geschildert hast, hatte ich es auch in den letzten Gesprächen mit Menschen, die davon ebenfalls Ahnung haben, verstanden.

Ich muss aber sagen, mittlerweile verstehe ich dein Ansinnen: Sport im eigentlichen Sinne, also als Hobby, gibt es nicht in Klöstern. Und darauf zielte die hier gestellte Frage.
Da ich da absolut zustimme, möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich mich (ich nenne es mal) nicht deutlich genug ausgedrückt habe.
Ich meine, genau wie du (wenn du es denn so meinst) ebenfalls nicht ein Sport im Sinne von Hobby, sondern Sport als Hilfsmittel zum Ziel (was immer das auch sein mag für die jeweilige Person).

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