Mein Bruder hat Suizidgedanken und wurde von unseren Eltern in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, nachdem er sich selbst verletzt hatte. Dort war er zunächst auf der geschlossenen Kinderstation. Was mich verwundert, ist, dass gar nicht wirklich kontrolliert wird bzw. darüber nachgedacht wird, auf welche Gegenstände die Kinder dort Zugriff haben. Kugelschreiber? Glas? Gitarre mit Saiten? Alles kein Problem. Und so ist es wenig verwunderlich, dass es meinem Bruder dort schon mehrfach gelang, sich zu verletzen. Ich hatte die Vorstellung, es wäre alles streng überwacht wie im Gefängnis.
Nun kann man aus irgendeinem Grund keine Therapie auf der Geschlossenen durchführen, weshalb er auf die Offene verlegt wurde. Dort hat er sich verletzt und wurde daraufhin wieder auf die Geschlossene verlegt. Dies wiederholt sich nun mehrfach. Er ist also auf der Offenen, verletzt sich, kommt auf die Geschlossene und es beginnt alles von vorne. Wenn er sich verletzt, wird er angeschrien oder ausgelacht und muss sich teilweise die Wunden selbst verbinden. Auch sonst scheint der Umgang nicht gerade freundlich zu sein.
Jetzt denken sie offenbar darüber nach, ihn zu entlassen, weil er zu viele Versuche unternommen hätte. Nun frage ich mich, ob das so gängige Praxis in Deutschland ist. Ist es verantwortungsbewusst, jemanden zu entlassen, der suizidgefährdet ist und regelmäßig Versuche unternimmt, weil man keine gescheite Therapie auf die Reihe bekommt? Ich verstehe das alles nicht. Vor allem steckt ein gemeinnütziger Verein dahinter und kein kommerzielles Unternehmen.
Ist das alles so normal? Ich weiß nicht, wie das alles weitergehen soll, wenn sie ihn entlassen. Dann müsste man eine ambulante Therapie durchführen. Ist das nicht riskant? Und welchen Sinn haben solche Kliniken, wenn man ohnehin irgendwann ohne jegliche Besserung entlassen wird?