Mercedes 190e 2.6l auf was achten beim Kauf?

2 Antworten

Es ist ein wunderbares Auto. Einzig beim Motor solltest du auf die Kopfdichtung achten. Dann machen hin und wieder die Verteilerkappe und die Verteilerläufer Sorgen. Dann solltest du alle unterdruckrelevanten Schläuche regelmäßig checken. Ansonsten ist alles fein und ich wünsche dir sehr viel Spaß beim cruisen. :)

Hallo Markus!

Ich mag den 190er, aber er ist ein schlimmer Roster und zur Zeit viel zu teuer.

Er ist schlicht zu teuer, da er oft genug als "letzter echter Benz" angeboten wird und völlig überzogene Preise eher die Regel sind, mit denen unerfahrene Hipsterkiddies über den Tisch gezogen werden sollen. Es ist zwar nicht mehr so schlimm wie vor zwei, drei JAhren, aber die Tendenz ist noch spürbar; es ist viel Schrott im Angebot und viele, die über Jahre hinweg vernachlässigte und stark verrostete 190er ohne Extras, aber mit ellenlangem Wartungsstau haben, wollen diese jetzt versilbern und was im Inserat oft freundlich mit "braucht bisschen Kosmetik ;)" beworben wird bedeutet in der Regel, dass es sich um Kernschrott handelt, der zum Ausschlachten besser geeignet ist als zum Fahren oder im Grunde ein Exportauto ist, das der Schotterplatz-Ali für 350 Euro abholt und nach Abu-Dhabi verschifft.

Bei Mercedes ist es leider so, dass viele sich nicht trauen, dem 190er seine Nachteile anzusehen, weil selbsternannte "Kenner" den längst heiliggesprochen haben und als Kultgegenstand verehren. Dennoch wage ich es mal und bezeichne ihn als üblen Roster, der vor allem da rostet, wo man es nicht direkt sieht: Die Wagenheberaufnahmen sind ein Dauerthema, auch unterhalb den Saccobrettern gammelt es meist übel, ebenso sind Radläufe, Schweller, Kotflügel und Heckbleche befallen. Wenn der 190er ein bis zwei Stellen hat, rostet er meistens ziemlich überall. Auch Roststellen über dem Saccobrett zeigt, dass die Tür fällig ist. Da ist der W202 schon besser, auch wenn sich keiner traut das zuzugeben.

Beim Fahren merkt man, dass er ein fast 40 Jahre altes Auto ist: Der 190er ist klein, eng, laut, wenig komfortabel, nicht gerade sparsam und für den Alltag eigentlich nicht mehr empfehlenswert. Er fährt sich eher Kleinwagenmäßig, ich fühlte mich in dem Auto ungefähr so wie im Golf 2 von meinem Kumpel.. die alte C-Klasse fühlt sich aber gerade mit Automatikgetriebe beinahe wie die damalige S-Klasse an die ich auch schon (kurz) bewegen durfte. Mir wäre der 190er im Alltag zu unsicher, zumal er inzwischen schlicht zu teuer ist und man den besseren W202 mit Airbag und ABS schon in der Basis für weniger Geld in besserem Zustand kriegt.

Dafür ist der W201 recht robust. Die gröbsten Schwachstellen des 190ers sind in allen Jahrgängen (das wurde schon Ende der 90er wiederholt festgestellt) Rost ohne Ende, Ölverlust am Differenzial das auch gern ab ca. 150000 Km "singt", Schwarzschlamm ("Ölschlamm") im Motor, Nockenwellenschäden bei den Benzinern und dann der übliche Verschleiß. Der Rest sind Schönheitsfehler wie klemmende Schiebedächer, die man ggf. bei Verzicht des Ausstattungsmerkmals sogar umgehen kann. Ein technisches Verfallsdatum hat der 190er in dem Sinne nicht, technisch ist er haltbar, meist frisst der Rost ihn auf und irgendwann mal typische Verschleißreparaturen, die dann meist wegen einem Wartungsstau auf einmal geballt kommen und den Wagenwert einfach übersteigen, geben ihr Übriges dazu.

Man muss trotzdem aufpassen: Irgendwelche Hipster, die Opas alten Benz für Mondpreise ausschreiben und von "sehr sehr seltener Farbe" reden (wenn von "sehr sehr selten" die Rede ist, ist exakt diese Farbe wie Sand am Meer zu sehen und jeder weiß das, nur der junge geldgierige "Kenner" tut so, als wisse er das nicht und wundert sich noch, dass sich keiner meldet) sind nicht empfehlenswert als Verkäufer. So einen 190er kauft man am besten von bürgerlichen Leuten zwischen 50 und 60, die nicht auf das Geld angewiesen sind und den alten Wagen des verstorbenen Vaters verkaufen oder vom betagten Besitzer persönlich; auch der typische Schotterplatz-Ali kann durchaus in der Lage sein, überzeugende Autos für reelle Preise zu verkaufen.

Eigentlich ist der 190er nicht mehr empfehlenswert, der hat seine großen Zeiten hinter sich und auch als Youngtimer seinen Zenit wie der W124 überschritten bzw. ist im Begriff das zu tun: Den will niemand mehr, der ist viel zu mainstreamig geworden, viel zu hipstermäßig einfach und die Preise ebben langsam aber sicher wieder ab.

Der 190E 2.6 mit 160 oder 166 PS (je nach Baujahr) ist zudem nicht besonders sparsam und für einen Sechszylinder ist die Laufkultur enttäuschend. Im Grunde ist das kein empfehlenswertes Fahrzeug, erst recht nicht für den Alltag: Das ist Spritdurst der 70er-Jahre zu Spritkosten des Jahres 2020.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung